Es war in den frühen 2000endern als plötzlich eine neue Bedrohung im Feld lag: Anthrax. Es handelt sich dabei um einen Krankheitserreger mit dem Namen „Bacillus anthracis“ der als biologische Waffe eingesetzt werden kann. Um als eine biologische Waffe zu funktionieren muss die entsprechende Waffe das Ziel beschädigen können aber sich danach nicht unkontrolliert ausbreiten können, man will ja nicht selber plötzlich von seiner eigenen Waffe getroffen werden.
Man verschickt also ein wenig Staub und das Ziel beginnt Blut zu spucken, ohne dabei aber seine Umgebung im großen Stil anzustecken.
Entwickelt wurde diese Waffe natürlich nicht um Personen zu töten sondern die Einwohner ganzer Städte auszulöschen, ohne die Stadt zu beschädigen.
Halten wir das im Hinterkopf.
Wirklich interessant ist hierbei die Chronologie: zuerst war die Berichterstattung und dann kamen die Fälle. Die Medien berichteten etwa ein halbes Jahr lang dass neue Formen von Terror möglich waren. Zuerst drehte sich die Debatte um schmutzige Bomben (also konventionelle Sprengkörper die radioaktives Material nutzten um eine Gegend zu verstrahlen, eine Waffe also die Städte unbewohnbar machen soll) und bewegte sich dann aber rasch Richtung biologische Waffen.
Zuerst wurde von generischen biologischen Waffen gesprochen, dann von Waffen „Wie etwa Anthrax“. Anthrax nahm dann im Laufe der Zeit einen immer dominanteren Stellenwert ein und es wurde immer und immer wieder betont dass jeder Terrorist das Zeug in seiner Garage züchten könnte.
Und dann passierte es: Weltweit gab es Fälle von Briefchen die mit dem gruseligen Zeug gefüllt waren und es starben die ersten Menschen, der islamische Terror wurde als Quelle verortet und, vor allem Amerika, reagierte wie es eben meistens reagierte: man warf Bomben auf Länder die man ohnehin schon länger bombardieren wollte.
Schon damals witzelten wir wie das wohl abgelaufen sei: saß Osama bin Laden in seiner Höhle, schaute CNN und nachdem er etwa achttausend Mal das Wort „Anthrax“ gehört hat rief er in die Höhle „Hansi, haben wir noch was von dem Anthrax zeug? Wenn ja, sei ein Lämmchen und schick eine Hand voll Briefe raus. Wie? Flugzeug mieten und über Washington abwerfen? Nah. Ein Brief bitte. Danke.“
Nun sind 20 Jahre ins Land gezogen und Anthrax als Waffe ist weitgehend in Vergessenheit geraten.
Warum?
Ich möchte erinnern das der Aufhänger der ganzen Sache die Einfachheit war das Zeug herzustellen. Wenn es so einfach war, warum macht es keiner mehr? Dass die Berichterstattung vor den Fällen passierte könnte man eventuell mit Glück erklären. Eventuell mit ausgezeichneter geheimdienstlicher Arbeit plus gezielter Information der Bevölkerung. Das aber würde nur Sinn machen wenn von flächenwirkenden biologischen Waffen berichtet worden wäre, nach dem Muster „Wenn Terroristen einen Virus freisetzen müssen wir eine Quarantäne machen und jeder sollte genügend Essen für 14 Tagen zuhause haben, da wir diesen Fall als möglich einschätzen“
So etwas wurde aber nicht wirklich thematisiert. Wenn die Geheimdienste also punktuelle Angriffe (zb ein Brief) vermutet hätten ist die Information der Bevölkerung nicht notwendig und was die Bevölkerung nicht wissen muss wird ihr eben üblicherweise nicht gesagt. Daraus folgt dass wir nur Informationen erhalten die wir haben sollen.
Wir wussten also damals dass Anthrax jeder Hobbyterrorist in seiner Garage herstellen kann. Heute wissen wir das nicht weil wir seit 20 Jahren nichts mehr davon hören.
Der islamische Terrorismus ist jetzt nicht gerade zurückgegangen, dennoch gibt es keine entsprechenden Fälle mehr. Warum nicht? Gab es nur eine Anleitung und wurde sie verschlampt?
Wesentlich dabei ist aber nicht die Sache an sich. Das Information, Desinformation und Propaganda Teil unseres täglichen Lebens ist sollte keinen verwundern. Was aber durchaus verwundern darf ist wie einfach man es den Wahrheitsmonopolisten macht.
Jeder der sich auch nur eine halbe Minute mit Terroristen auseinandergesetzt hat sollte verstehen dass ein Terrorist, hat er die Wahl entweder eine Person mit chirurgischer Präzession zu töten oder aber eine ganze Gruppe zu verletzen oder zu verstümmeln und eventuell zu töten, die besagte Person Zweiteres tun wird. Der Terrorist will nicht strategische Ziele ausschalten, er will den Feind demoralisieren, deswegen tut er was er tut: eine verstümmelte Person transportiert mehr Angst als eine tote Person.
Simpelste Logik wird also ignoriert und zuvor akzeptierte Wahrheiten wie etwa „Anthrax kann jeder zusammenmischen“ werden durch neue Wahrheiten ersetzt, ohne dass man diese neue Wahrheit auf die vergangenen Schlussfolgerungen anwendet unter anderem warum der Terrorist die Waffe nicht benutzt um einen ganzen Häuserblock krank zu machen.
Irgendwer ist unglaubwürdig, entweder das System damals oder das System heute, denn heute wissen wir dass es eben (zum Glück) nicht so einfach ist biologische Waffen in der Garage zu züchten.
Wenn wir aber zur Erkenntnis kommen dass Hans entweder gestern gelogen hat oder aber heute, weil das was er heute sagt dem widerspricht was er gestern sagte, dann kommen wir üblicherweise zu dem Schluss dass man Hans nicht vertrauen kann.
Wir sind dazu fähig so eine Schlussfolgerung zu treffen.
Jedenfalls wenn es um den Hans geht.
Die Frage steht also im Raum warum wir nicht fähig sind diese Schlussfolgerung auf die Massenmedien und Regierungen anzuwenden?
Können wir lernen auch Gruppen zu misstrauen die uns systematisch belügen?
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