Menschen sind schwierig zu manipulieren. Menschengruppen aber sind recht einfach zu manipulieren. Wir Menschen sind soziale Wesen und als solche laufen wir der Masse nach. Die meisten Menschen nehmen erhebliche Unannehmlichkeiten auf sich um durchschnittlich zu sein und nicht aufzufallen. Wir nennen das „Konformismus“. Konformismus äußert sich in so kreativen Dingen wie Mode, aber auch in so bedrohlichen Dingen wie dem Gleichschritt.
Das Problem ist, dass Menschjen nicht irgendjemanden nachmachen, sondern nur „ihre Gruppe“. Diese Gruppen können viele Formen annehmen: Nationalitäten, Identitäten, Ideale, Sportklubs, Vereine, Kulturen und so weiter und so fort. Gruppen sind Gruppen, weil „die anderen Gruppen“ eben nicht sie sind, sondern anders.
Wenn eine Gruppe vollständige Dominanz erreicht, zerbricht sie üblicherweise in kleinere Gruppen. Gruppen sind ein Resultat unseres Wunsches zu einer Gruppe zu gehören und die Gruppe kann nur eine Gruppe sein, wenn sie sagt wer nicht zu ihr gehört. Zu sagen was sie nicht ist, ist dabei oftmals wichtiger als zu sagen was sie ist. Gruppen brauchen andere Gruppen.
Innerhalb der Gruppe herrscht üblicherweise Konformismus, wer nicht tut was die Mitglieder der Gruppe tun, läuft Gefahr aus der Gruppe zu fliegen. Der Konflikt zwischen den Gruppen ist also ein Konflikt zwischen Konformisten, zwischen Leuten die tun „was man halt tut“.
Schon seit Beginn der Zivilisation haben Führer verstanden diesen Effekt auszunutzen. Die Redewendung „divide et impera“ (lat: teile und herrsche) ist älter als jede ihrer Niederschriften. Wie oben bereits erwähnt kann eine dominante Gruppe nicht bestehen, weil sie üblicherweise in überschaubarere, kleiner Gruppen zerfällt.
Die einzige Möglichkeit etwas Großes zu sichern ist es bewusst in kleinere Gruppen zu zerteilen die sich in scheinbar eklatanten Fragen unterscheiden, defacto aber nur um des Kaisers Bart streiten.
Das sichert die tatsächlich wesentlichen Dinge die, aus Sicht der Machthabenden, beschützt werden müssen.
Wenn Konservative und Sozialisten darum streiten wie das Geld in der Gesellschaft verteilt werden solle, kommt die Debatte nie zur Natur des Geldes und wer es kontrolliert. Wenn Evangelen und Katholiken streiten kommt Gott nicht ins Kreuzfeuer. Wenn Nationalisten und EU Befürworter streiten wer die Gesetze machen soll, fragen wir uns nicht ob wir wirklich Richtlinien für krumme Gurken brauchen.
Manche Gruppen werden daher als legitime Streiter behandelt, aktiv bekämpft werden aber jene die die Fundamente der Machthabenden ins Visier nehmen, jene die die echten Probleme ansprechen oder aber Lösungen vorschlagen die die etablierten Machtstrukturen in Gefahr bringen. Diese Personen werden als Fanatiker und gefährliche Irre gebrandmarkt und von allen legitimen, konformistischen Gruppen, eifrig unter Beschuss genommen.
Was also nicht kritisiert werden kann, ist das was für die Mächtigen wichtig ist und in 9 von 10 Fällen ist das was die Mächtigen schützen wollen für diejenigen ohne Macht eher nicht günstig.
Spielt man das Spiel geschickt, arbeiten die Gruppen quasi Hand in Hand an ihrer eigenen Unterdrückung, alles was man dazu tun muss ist diesen Menschen dazu zu bringen nicht wirklich miteinander zu sprechen.
Mit dem Aufkommen des Internets entstand das Gefühl dass dieser Teufelskreis nun durchbrochen werden kann, endlich konnte der Linke mit dem Rechten debattieren ohne ein blaues Auge zu riskieren. Faktisch aber hat das Internet die Sache nicht besser gemacht sondern noch schlimmer.
Das wirft zwei Möglichkeiten ins Feld: entweder sind die berüchtigten Sozialarchitekten noch besser als ihre Vorfahren oder aber es gibt sie nicht und wir arbeiten völlig freiwillig, ohne jede Manipulation, nur aufgrund unserer Dummheit eifrig daran uns gegenseitig klein und ignorant zu halten.
Die erste Lösung erscheint von Tag zu Tag unwahrscheinlicher. Die Schlussfolgerung ist aber bitter zu schlucken, wenn auch ungleich wahrscheindlicher.
tomasz alen kopera unbekannt