Luxusgüter und Statussymbole sind umso wertvoller, je nutzloser sie sind. Menschen die ihren tatsächlichen Status damit demonstrieren wissen das. Jene aber die versuchen sich mit diesen Dingen als etwas darzustellen was sie nicht sind, wissen das oftmals nicht. Hierin ist viel Komik zu finden, wenn man weiß worauf man schauen muss.
Betrachten wir historische Beispiele wie etwa Prunkwaffen, so erkennen wir, dass diese Dinge praktisch immer in ihrem Kern etwas waren, oder vorgeben zu sein, das nützlich ist. Das Prunkschwert ist ein Schwert. Es ist nur im Kampf oftmals dem schlichten Kampfschwert unterlegen. Das normale Schwert ist dafür gemacht gut in der Schlacht zu sein und hat üblicherweise keine anderen Funktionen. Es ist damit eine kompromisslose, funktionelle Waffe. Das Prunkschwert muss, um ansprechend auszusehen, aber gewisse Kompromisse eingehen.
Das führt dazu dass das Ding das hundert mal teurer war, dem günstigen, funktionellen, Gegenstück oftmals deutlich unterlegen ist, betrachtet man die Kernfunktionalität.
Der Kaiser versteht das. Deswegen zog er mit dem Prunkschwert nicht in die Schlacht sondern packte es erst wieder beim Siegesmarsch aus. Der Kaiser versteht die Funktion des Prunkschwertes, genauso wie der Reiche die Funktion der Rolex versteht. Die Rolex wohnt in der Vitrine, neben den hundert anderen. Sie ist ein Edelstein neben anderen und das Gesamtbild der Vitrine vermittelt dann das Statussymbol. Es vermittelt auch dieses Statussymbol wenn man die Rolex trägt. Vor allem gegenüber jene die die Vitrine kennen oder wissen dass der Herr Direktor jeden Tag eine andere Uhr trägt.
Kern dabei ist dass die Rolex Daytona Sodalite Diamonds Dial für 85 000€ in ihrer Funktion als Uhr nicht besser ist als eine Funkuhr für 20€. Im Gegenteil: wenn es darum geht die korrekte Uhrzeit abzulesen ist die billige Funkuhr verlässlicher. Die Rolex ist also in unserem Fall die schlechtere Uhr. Aber genau das macht sie zum Statussymbol. Mit einem Statussymbol demonstriert man im ersten Schritt dass man sich ein teures Ding leisten kann und dann in einem zweiten Schritt dass man die Funktionalität nicht Mal wirklich braucht. Der Träger der Rolex kann es sich leisten zum Meeting 5 Minuten zu spät zu kommen, er braucht keine Exakte Uhrzeit, genauso wenig wie der Kaiser ein Schwert braucht.
Gleichzeitig erkennen Kaiser und Direktor ihresgleichen. Man erkennt ob ein Statussymbol wirklich den Status kommuniziert oder den lächerlichen Versuch etwas zu sein das man nicht ist. Eine der besten Hinweise darauf dass jemand nur vorgibt etwas zu sein das er nicht ist findet man in der Verteidigung des Statussymbols. Fragt man einen Reichen warum er etwas nutzloses für viel Geld gekauft hat sagt er „weil ich wollte“. Fragt man den Durchschnittlichen mit dem Statussymbol wird er üblicherweise versuchen das Ding als „höherqualitativ“ zu beschreiben.
Das 2000€ Handy sei besonders leistungsstark, die 300€ Hose besonders langlebig und so weiter und so fort. Oftmals glauben sie das sogar. Hält man ihnen Testreporte unter die Nase werden sie üblicherweise aggressiv. Sie pochen darauf dass sie etwas Besseres hätten, weil es teurer war. Aber genau hier liegt der Irrtum. Der Wert des 2000€ Handy liegt eben in dessen miesen Preis-Leistungsverhältnis und seiner oftmals unterlegenen Leistungsfähigkeit im Allgemeinen.
Neben den Statussymbolen die man zur Schau stellt kann man auch Verhalten als Statussymbol verwenden. Was früher der Kuchen mit Blattgold war ist heute der handgestreichelte, fair getradete bio Tee der von Blinden arbeitslosen Schäfern in der Mongolei unter ständigem rezitieren der Schriften von Greta geerntet wurde. Besser? Kaum. Aber Klasse um damit anzugeben.
Auch Politik die nachweislich mehr Schaden als Nutzen bringt kann diese Funktion erfüllen. All das demonstriert ja am Ende des Tages nur, dass man es sich leisten kann etwas zu machen das nicht nur keinen Nutzen bringt, sondern sogar aktiv Schaden für einen selber.
Der Wohlhabende versteht das. Die Leute die aber nur genauso schick sein wollen wie die schönen Reichen, verstehen das nicht.
Sie vermuten in all diesen Dingen einen versteckten Mehrwert. Es müsse ja auch einer da sein, ist das alles doch so fürchterlich teuer und mühsam. Aber wie bei der Rolex ist da kein Wert, im Sinne einer Funktion. Nur die Demonstration von lustvoller Verschwendung.
Hat man das verstanden, wird vieles in der Welt verständlicher.
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