Mädchen und Buben mögen nicht das Gleiche. Im Schnitt, versteht sich.
Gibt man Jungs eine Batman Actionfigur und eine Barbie dann spielt der Junge eine Batmangeschichte nach. Er erfüllt das Spielzeug mit der Geschichte und verprügelt einen Bösewicht. Weil das eben ist, was Batman tut.
Mädchen hingegen ignorieren die Vorgeschichte und machen mit der Figur was sie wollen. Batman kommt eben zu Besuch und macht was jede andere Puppe auch tun würde. Nicht alle, nicht jeder, aber im Schnitt spielen Buben (Helden)Geschichten nach und Mädchen simulieren gesellschaftliche Situationen. Warum auch immer das so ist.
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Das übersetzt sich in unterschiedlichen Vorlieben zu Geschichten. Vor allem welche wir gern selber schreiben.
Jungs bevorzugen hier die klassische Heldengeschichte: Die Figur (die nicht männlich sein muss) beginnt naiv, erkennt ihre Unzulänglichkeit, oftmals wenn sie erkennt, dass sie von einer anderen Figur unterdrückt wird oder dieser zumindest völlig unterlegen ist. Es folgen Handlungen wie Wanderung, Training, das Überkommen von Hindernissen, das Schmieden von Allianzen, Wachstum, Meisterschaft, sprich: Selbstverbesserung in der einen oder anderen Art. Das Resultat ist eine Konfrontation mit der unterdrückenden Kraft und einem Überwinden derselben. Der Dominierte wird zum Dominierenden und nutzt seine Macht um die Welt zu verbessern. Klassische Heldenreise eben: von Gilgamesch bis Krieg der Sterne, wir kennen das Muster und es ist ein Evergreen.
Die Mädchengeschichte ist etwas das literarisch weniger gut dokumentiert ist, weil sie völlig anders strukturiert und deutlich weniger verbreitet ist. Ein gutes Beispiel ist Disneys kleine Meerjungfrau von 1989, weil es einer der ersten Filme war die sich wirklich dieser Idee hingab. Frühere Disneyprinzessinen waren indirekte Heldenreisen: der Prinz war auf der Reise sie zu retten, die Kamera folgte aber der zu rettende Prinzessin. Das war für sich zwar revolutionär, Ariel änderte die Dynamik aber grundlegend.
In Ariel gibt es keine Heldenreise. Ariel ändert sich nicht wirklich und der Prinz auch nicht.
Ariel findet zu Beginn der Geschichte Menschen toll, ihre Kultur und ihr Vater lehnen das vehement ab. Am Ende erkennt ihr Vater und ihre ganze Kultur aber, dass Ariel von Anfang an Recht hatte und akzeptiert ihre Ansichten. Ariel ändert sich nicht. Die ganze Welt ändert sich auf eine Art und Weise, dass Ariel plötzlich so leben kann wie sie leben will. Nennen wir das für den Moment Erkenntnisreise.
Ariel selber ist, wenn man darüber nachdenkt, erstaunlich statisch, vor allem wenn man ihre Geschichte mit klassischen Heldenreisenden wie Luke Skywalker vergleicht. Vergleicht man Luke am Anfang seiner Reise mit dem Ende ist es völlig klar, dass das zwei völlig unterschiedliche Leute sind. Das Gleiche gilt auch für Simba oder Aladdin um in der Welt von Disney zu bleiben. Die Schneekönigin ist hier ein gutes Beispiel für einen Hybriden: Elsa und Anna begeben sich auf eine Heldenreise und wachsen aber am Ende des Tages ist der Schlüssel die Akzeptanz der Welt und die Erkenntnis, dass sie eh schon immer toll waren und das nur erkennen mussten. Die Welt musste sich ändern, sie nicht so wirklich, hätte die Welt früher erkannt wie toll sie waren, hätten sie nicht auf die Reise gehen müssen. Ihr Wachstum war also nutzlose Zeitverschwendung die ihnen von der Gesellschaft aufgezwungen wurde.
Die Message ist also in den beiden Fällen recht unterschiedlich.
Die Heldengeschichte glorifiziert Selbstwachstum, Opferbereitschaft und Willen zur Macht. Die Erkenntnisreise glorifiziert Durchhaltevermögen und Sturheit, die Fähigkeit die Welt in ihrer Fehlerhaftigkeit zu ertragen bis sie sich ändert und eben die Hoffnung und Zuversicht, dass sich etwas ändern wird. Die Sache selber in die Hand zu nehmen wird als nobler Irrtum gesehen.
Und in diesen Geschichten legt vermutlich ein Weg das Verständnis zwischen Mann und Frau zu fördern.
Die Idee nach Macht zu streben und das Böse brutal aus dem Weg zu räumen resoniert mit Männern. Männer Streben nach Macht um sie zu nutzen, um die Welt zu verbessern. Wir wollen Missstände beseitigen und der Vorschlaghammer erscheint da wie das richtige Werkzeug.
Frauen finden das oftmals irritierend, primitiv und destruktiv. Der Schlüssel hier ist aber nicht so leicht zu umreißen. Wo Männer Probleme identifizieren und dann erkämpfen, stellt sich die Situation für die Frau komplexer dar und das Nachzuvollziehen geht schlicht über meinen Horizont.
Ich kann mir nur Beispiele ansehen und auf diese verweisen, wie etwa den Barbie Film der ebenfalls sehr ähnlich wie die kleine Meerjungfrau gestrickt ist, insofern als dass die Protagonistin relativ unverändert (von Anfang an perfekt) bleibt und nur erkennt, dass es Dinge jenseits des Tellerrandes gibt. Entwickeln tut sich im Grunde nur Ken, der dann aber am Ende erkennt, dass Entwicklung und Streben schlecht wäre und nur zu Leid führt und so endet der Film genau dort wo er begonnen hat.
Alles das sich ändert ist die Erkenntnis seitens Barbie, dass sie immer schon toll war und nicht an sich zweifeln hätte sollen.
Das wiederrum verstört Männer, weil Männer das als einen Apell zur Passivität verstehen, was Männer eben (im Schnitt) als nicht sonderlich nachahmenswert empfinden, es sei denn es ist korrekt verpackt.
Betrachtet man etwa Rambo von 1982 unter genau dieser Linse drängt sich der Umstand auf, dass er von der Erzählstruktur mehr mit Barbie als mit König der Löwen gemeinsam hat. Rambo ist perfekt wie er ist und die Umgebung musste das nur erkennen. John Rambo ist völlig statisch, er wächst nicht, weil er schon perfekt ist. Was sich zwischen Anfang und Ende ändert ist die Welt und wie er gesehen wird, inklusive wie er sich selber sieht.
Es ist also keineswegs so dass die Heldenreise nur etwas für die Männchen ist und die Erkenntnisreise etwas das nur Weibchen mögen. Insbesondere die Heldenreise ist etwas das recht universal zugänglich ist. Die Erkenntnisreise ist nicht ganz so zugänglich, kann aber ein ausgezeichneter Rahmen für eine Geschichte sein, vor allem wenn die beeinflusste Gesellschaft überschaubar klein ist.
patricia kumor https://www.deviantart.com/patriciakumor/art/Ariel-tattooed-492537680
Die rezente Filmlandschaft hat nun ein gutes Jahrzehnt versucht sich von der alten, verstaubten Heldenreise zu lösen und die Erkenntnisreise war hier durchaus verlockend. Das Problem an der Erkenntnisreise ist aber, dass man nicht wirklich gut mit dem Protagonisten mitfiebern kann, es sei denn man denkt, dass man hier eine Heldenreise beobachtet und erst am Schluss dahinterkommt, dass es nicht so ist. Wie in Rambo.
Wenn man aber von Anfang an weiß, dass man es mit einer Mary Sue zu tun hat, wird die Sache langweilig, weil es klar ist, dass kein Hindernis für sie mehr als eine Unannehmlichkeit sein wird, die sie mit den Fähigkeiten die sie von Anfang an hatte bewältigen kann und eine Unzulänglichkeit ihrerseits keine Option darstellt. "Die Welt ist falsch, ich bin toll." ist öde.
Und deswegen gewinnt die Heldenreise wohl wieder Aufwind. Was vermutlich nicht schlecht ist. Ich denke Ambition ist etwas das man der Jugend ruhig vermitteln sollte.