In Mesoamerika fütterte man die Götter mit dem Blut von Menschen. Heute sehen wir darauf angewidert zurück, aber tun wir nicht genau dasselbe?

Menschenopfer sind nötig, um die spirituelle Welt mit der realen Welt in Übereinstimmung zu bringen. Die spirituelle Welt ist in jeder Religion der Ursprung der Moral und unveränderbar. Gott sagt Birnen sind gut und Bananen sind schlecht, also sind Birnenesser gut und Bananenesser schlecht.

Ergo sind Menschen, die das Essen von Birnen fördern und das Essen von Bananen verhindern gut. Einen Bananenesser umzubringen wird zu einem guten moralischen Akt, weil er die reale Welt in Richtung des moralischen Ideals stößt.

Umgekehrt lässt man die Welt vom Ideal abdriften, wenn man einen Bananenesser leben lässt.

Den Bananenesser leben lassen wird damit zu einer Sünde, die in letzter Konsequenz nur durch ein Menschenopfer gesühnt werden kann.

Den Dolch muss man nicht selbst führen, man kann auch Menschen fördern, die sich mit dem blutigen Geschäft wohler fühlen.

Der Witz an der Sache ist, dass wir nicht sehen, wo wir es tun, genauso wie die Azteken, aus ihrer Sicht, nichts außergewöhnliches taten. Man tat, was man tun muss, denn wenn man es nicht tut, geht ja die Sonne nicht mehr auf. Es ist kaum vorstellbar, wie die Azteken sich gefühlt haben müssen als sie keine Opfer mehr bringen konnten, die Angst vor dem Ende der Welt muss unglaublich gewesen sein.

Ein gutes Beispiel aus unserer Zeit ist Krieg. Die Meute fordert, dass Soldaten sterben und verweist darauf, dass das das Blutopfer nötig ist, um die Welt moralischer zu machen.

Aber auch Dinge wie Euthanasie spielen in diese Richtung. Menschen die Euthanasie als legitim ansehen argumentieren, dass es Leid vermindert, und das ist im Denken dieser Menschen gut, weil die moralische Welt eine Welt ohne Leid ist.

Ein anderes Beispiel sind unsere Grenzen. An einer dichten Grenze, wo es keine Erfolgsaussicht gibt sie zu überschreiten, sterben keine Menschen, weil kaum jemand probiert etwas zu tun das aussichtslos ist. Aber wenn man der Meinung ist, dass eine grenzenlose Welt besser ist als eine mit Grenzen, ist es in Ordnung, wenn kleine Kinder im Mittelmeer ersaufen, denn ihr Opfer macht die Welt moralischer.

Die Beispiele sind endlos und streifen sehr oft Dinge die wir als die moralsichten Dinge überhaupt sehen und es gilt abzuwarten, wie die Historiker in ein paar Jahrhunderten auf uns zurücksehen.

Es ist aber absolut möglich, dass uns unsere Nachfahren mit dem gleichen Grad an Ekel betrachten, wie wir jene die Menschen das Herz im Namen der Götter herausgeschnitten haben. Und es ist mehr als wahrscheinlich, dass sie selbst, genau wie wir, die eigentliche Lektion nicht gelernt haben und wir sie nie lernen können und Menschenopfer nie aus der Mode gehen werden.

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