Moderne Politik ist gelebter Narzissmus

In der Legende war Narziss ein Jüngling der derartig in sein eigenes Spiegelbild verliebt war, dass er die Liebe anderer Menschen als unzureichend empfand und sich nur noch mit sich selber beschäftigte um irgendwann aufhöre ein Mensch zu sein und sich in eine Blume verwandelte.

Unter Narzissmus verstehen wir eine krankhafte Überschätzung der eigenen Person. Narzissten denken sie sind besonderer als sie sind, wichtiger als sie sind und besser als sie sind. Aus dieser Überzeugung resultieren Verhaltensmuster die oftmals hochgradig unsozial sind.

Aber was hat das mit moderner Politik zu tun?

Nun, dieses Verhalten ist nichts neues, Narzissten gab es schon immer. Das Problem unserer Zeit ist die Verknüpfung mit der Politik. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung wählt Politiker nicht basierend auf der Frage ob diese Person gut für das Land wäre, sondern wählt den Politiker der am ehesten so ist wie sie.

Das gilt es zu verstehen. Wenn ich überlege "wer der beste Politiker für das Land ist?" muss ich in Betracht ziehen, dass das jemand ist der mir Verhaltensmuster unterbinden soll die negativ für andere sind.

Ein Narzisst hingegen hat, seiner Ansicht nach, keine negativen Eigenschaften. Wenn er der Meinung ist, dass es ein legitimer Akt der Rebellion ist einen Häuserblock niederzubrennen, dann ist der Politiker der ihm das durchgehen lässt der beste Politiker.

Auch das Problem ist für sich betrachtet noch kein echtes Problem, das wirkliche Problem ist, dass Politik heute die Religion als moralische Orientierung abgelöst hat. Früher holten sich Menschen die sich selber keine Moral entwickeln konnten, die Moral aus der Rede des Pfarrers. Heute holt sich der gleiche Menschenschlag seine Meinung aus Medien und Politik.

Das hat zu einem Kreislauf geführt: die narzisstische Herangehensweise wuchs, die Politik wurde immer mehr zum Spiegelbild der Narzissten, das machte die Kultur narzisstischer, das machte mehr Menschen narzisstischer und das machte die Politik noch narzisstischer.

Die moderne Identitätspolitik ist im Grunde einfach eine logische Folge genau dieses Prozesses: Menschen suchen nach Politikern die einfach eine Version von ihnen sind und exakt das tun sollen was sie in einer Machtposition tun würden, weil das was man machen würde wäre das Beste das irgendjemand tun könnte, weil man selber ja perfekt ist.

Das Kernproblem ist also im Grunde eine rückbezügliche Moral: „Ich bin toll und deswegen ermächtige ich jemanden der macht was ich machen würde und erhebe ihn in eine Position der Macht und weil die Mächtigen so sind wie ich bin legitimieren sich meine Ansichten und deswegen bin ich toll und deswegen ermächtige … “ und so weiter und so fort.

Das Resultat ist eine Spirale nach unten unter der wir alle leiden. Auch die Narzissten. Welche Bewegung auch immer eine externe Moral, die politisch unabhängig ist, liefern kann wird in der nächsten Runde des ewigen Kampfes um die Kultur die Nase vorn haben, weil so wie es ist kann es eben schlicht nicht weitergehen.

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Matt Elger

Matt Elger bewertete diesen Eintrag 06.07.2023 23:51:27

Miki

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