Erstaunlich häufig pochen Menschen einen Moment nachdem sie Marx zitiert haben darauf dass sie keine Kommunisten sind. Das liegt am eher peinlichen Abschneiden des real existierenden Kommunismus. Wer will sich schon mit einem System identifizieren das über 200 Millionen Menschen systematisch umgebracht hat?
Bis zu einem gewissen Grad stimmt es aber auch.
Der neue Kommunismus ist anders als der vor 100 Jahren. Marx etwa beschrieb die Welt, vereinfacht gesprochen, als eine Wettkampf zwischen Gesellschaftlichen Schichten um Geld. Die „Reichen“ versuchen die „Armen“ auszubeuten. Die Anzahl der Fronten war hier überschaubar gering. Genau das hielt ihn zurück denn was macht man mit einem Arbeiter der sich nicht wie ein Arbeiter verhält?
Der Neomarxismus umschifft dieses Problem recht elegant indem er die Anzahl an Fronten gegen Unendlich bewegt. Die Idee der „sozialen Gerechtigkeit“ besagt dass die Welt ein Wettkampf zwischen Identitätsgruppen (Rechte, Schwarze, Schwule, Starwarsfans) um Macht ist.
Beide Faktoren: das „wer“ und das „worum“ wurden auf höhere Abstraktionsstufen gestellt und die Sache wird so signifikant kompliziert. Auch das ist verständlich. Der klassische Kommunismus war an den Arbeiter gerichtet, der ihn nie so ganz akzeptierte. Angenommen wurde er aber immer von den autoritätshörigen oder weltfremden Intellektuellen, nicht aber von den Intellektuellen mit echten Jobs. In anderen Worten: Kommunismus fällt eher auf taube Ohren, je näher dieses Ohr am Erwerbsleben ist.
Der Neomarxismus ist maßgeschneidert für die Elite insofern als dass er so komplex ist dass ihn keiner wirklich verstehen kann. Intersektionalität, die theoretische Grundlage für die Idee, ist völlig unfähig zu beschreiben <wer wen unterdrückt>. Zwar wird klar gemacht dass die Männer die Frauen unterdrücken und die Heten die Homosexuellen aber es ist nicht klar ob nun der schwule Mann die heterosexuelle Frau unterdrückt oder ob es andersherum ist.
Diese Verwirrung hat nur eine Lösung: eine starke Führung die das entscheidet und dann so lange Umverteilt bis alle Gemeinheiten kompensiert wurden. Da Misserfolg garantiert ist, ist auch ewige Macht dieser Machthabenden garantiert.
Um den modernen Marxisten zu verstehen gilt es daher sich tatsächlich vom Schreckgespenst der Soviets zu lösen. Der Neue Marxist hat völlig neue Ideen und diese Ideen bieten die Möglichkeit noch deutlich mehr Menschen umzubringen. Setzt sich diese Ideologie durch ist es durchaus denkbar dass wir an die Zeiten zurückdenken in denen Stalin und Mao nur ein paar hundert Millionen Menschen getötet haben.