Nichts Neues in der Welt des Films?

Wir leben medial in einer Zeit des Prequels, Sequels, des Reboots und Rehashs. In anderen Worten: ehemals erfolgreiche Titel werden aufgewärmt und nochmal verkauft, wirklich Neues ist selten zu finden.

1975 etwa sah in einem Jahr die Veröffentlichung von One Flew Over the Cuckoo's Nest, Monty Python and the Holy Grail, Nashville und natürlich Jaws, allesamt Klassiker. Die erfolgreichsten Filme in 2022 hingegen waren Top Gun: Maverick, Jurassic World 2, Dr. Strange und Avatar: allesamt aufgewärmte Titel.

Woran liegt das?

Liegt es an der Zuseherschaft die nur Dinge sehen möchte die sie schon kennt oder liegt es an den Studios die kein Risiko eingehen wollen und daher Dinge verkauft die sich schon mal verkauft haben?

Vermutlich ist es eine Kombination aus beidem.

Das Problem an der Sache ist, dass das Neue das Alte beeinflusst. „Enterprise“ etwa schrieb die Gründungsgeschichte der Föderation neu, jeder neue Eintrag im Terminator Franchise definierte die Natur von Skynet um und über Dr. Who reden wir lieber erst gar nicht.

Das Problem an der Sache ist, dass man ein Ding nicht einfach nur aufwärmen und aufhübschen kann, man muss etwas Neues hinzufügen und man muss das alte Ding an die Welt wie sie ist anpassen aber genau damit verändert man das Ding und kann eventuell eliminieren was ein Ding so besonders gemacht hat. Star Treck etwa wurde seit Deep Space 9 immer düsterer und die einstmals makellose Föderation wurde durch so viele dunkle Flecken ergänzt, dass die Föderation heute eher dystopisch wirkt.

Aber das muss man machen, oder?

Star Wars wurde 1997, 2004 und 2011 massiv überarbeitet, allerdings praktisch nur visuell, wo inhaltlich Änderungen vorgenommen wurden gab es Kritik, so etwa erschießt Han Solo einen Kopfgeldjäger kaltblütig im Original, in der Überarbeitung wurde die Schussabfolge so verändert, dass er als zweiter feuert und sich nun verteidigt. Diese Änderung wurde explizit vorgenommen um den Charakter von Solo in ein edleres Licht zu rücken und die Fans hassten es.

Jurassic Park ging einen ähnlichen Weg: sie filmten im wesentlichen die alten Filme nach. Es wirkt neu, ist aber, blickt man unter die Oberfläche, im Grunde ident mit den Klassikern. Und das kam ganz gut an.

Die simple Wahrheit ist dass Klassiker Klassiker sind weil sie sind wie sie sind.

Diese Klassiker müssen nicht verbessert werden, sie sind gut wie sie sind.

Die Idee dass alles was wir in den Medien sehen die Welt wie sie gerade ist abbildet, Schlagwort „Repräsentation“ und „Diversity“ steht im Gegensatz zur Zeitlosigkeit. Yojimbo etwa ist der amerikanischen Reinterpretation „Last Man Standing“ deutlich überlegen, gerade weil sich Yojimbo nicht damit aufhält die Motivation jedes Gegenspielers darzulegen, besonders deutlich sichtbar wenn man die, im Grunde identen, Charaktäre Unosuke und Hickey vergleicht und die dargestellte Welt eben nicht aussieht wie L.A. im Jahre 2022.

Ähnliches gilt für das adaptieren von Büchern. Sowohl Witcher als auch Game of Thrones fanden dort Anklang wo sie mit dem Quellmatieral in Übereinstimmung waren und schwächelten dort wo die Umsetzer ihre eigenen Ideen einweben wollten.

In beiden Fällen, Büchern wie Filmklassikern, handelt es sich bereits um eine Vorauswahl. Die Dinger waren so erfolgreich wie sie waren weil sie gut gemacht wurden. Ihre scheinbaren Schwächen sind ein Teil des Erfolges. Um sie zu verbessern muss man besser sein als die ursprünglichen Schöpfer und wer besser schreibt als die Schöpfer der Klassiker wäre bestens dazu geeignet eigene Klassiker zu schreiben.

Es darf daher nicht verwundern, dass Personen die von Misserfolg zu Misserfolg mit ihren eigenen Schöpfungen stolperten und dann versuchten einen Klassiker zu „verbessern“ eben nur Mist produzieren, Case and Point: J. D. Payne und Patrick McKay und ihr „Rings of Power“.

Zusammenfassend kann also festgestellt werden, dass nur jemand der mindestens so genial ist wie der ursprüngliche Macher, fähig wäre an dem Projekt weiterzuarbeiten. Solch geniale Personen werden aber eher an ihren eigenen Projekten arbeiten und sich ihre ganz eigenen Welten basteln. Man bräuchte einen Sergej Lukianenko um Harry Potter neu zu interpretieren aber selbst er würde vermutlich mehr beschädigen als Nützliches hinzufügen, welch Glück also dass er laufend neue Universen erfindet anstatt an etablierten herumfuhrwerkt.

Das alles führt in vielen Cineasten zu einem unguten Gefühl, wenn Prequels, Sequels, Reboots oder Rehashs angekündigt werden, denn in fast jedem Fall kommt es zu einer Kontamination des Materials das zuvor gekommen war und was zum Kanon dazukommt, ist oft mehr Blei als Gold.

Die Zukunft des Films ist unsicher aber sie liegt sicher nicht im endlosen Recyclen vergangener Erfolge. Die Versuche talentloser Schreiber bestehende Klassiker zu verbessern ist hingegen eine Garantie für Misserfolg.

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Matt Elger

Matt Elger bewertete diesen Eintrag 03.01.2023 23:46:13

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