Als vorige Woche die 25 jährige Abgeordnete „Chlöe Swarbrick“ in ihrem Vortrag vor dem neuseeländischen Parlament von einer anderen Abgeordneten unterbrochen wurde warf sie einfach nur „OK Boomer“ zurück.

Der durchschnittliche Babyboomer (Die Generation die zwischen 1946 und 1964 geboren wurde) wusste damit natürlich nichts anzufangen, handelt es sich dabei doch um eine Phrase die im Internet gängig, aber bis zu diesem legendären Auftritt nicht im Mainstream bekannt war.

Was meinen aber die Jungen wenn sie das sagen? Im Wesentlichen ist es ein Verwerfen von allem was diese Generation vorschlägt unter dem Verweise dass vieles das diese Generation getan hat eben in Katastrophen geendet hat.

Meint es, dass jeder in dieser Generation all die fürchterlichen Dinge dieser Generation getan hat auch dafür verantwortlich ist?

Natürlich nicht.

Kollektive Schuld ist ein absurdes Konzept und genügend Menschen in dieser Generation stemmten sich gegen die revolutionären Bewegungen.

Aber jede Generation ist mit den Mehrheitsentscheidungen die sie getroffen hat in Verbindung zu bringen.

Was sind die Top Verfehlungen der 68iger?

Der Krieg gegen die Familie und das Normalisieren von zerbrochenen Familien, Das zerstören echter Architektur um Plattenbauten zu errichten, Bereicherung via Schulden die sie selber nicht zurückzahlen würden, das systematische Zerstören des Wirtschaftsstandortes und damit eine direkt Förderung des Mitbewerbs des Westens, Zerstörung und Relativierung von Kultur und Tradition, Normalisierung von Fertigfutter von der Wiege an, postmodernen Dekonstruktivismus der nicht schafft sondern das bestehende zerstört, eine Abkehr von Gemeinschaft und ein Fördern von Anonymität, Ausbau des Staates und der Institutionen

um Himmels Willen; ich könnte ewig weiterschreiben.

Die Generation der Boomer verwarf im Wesentlichen alles was vor ihnen war, riss es nieder und baute eine Welt nach ihren Vorstellungen auf.

So war etwa die Vorstellung des Plattenbaus, dass die Gemeinschaft, die sie kannten, erhalten bleiben würde, ja darüber hinaus besser werden würde.

Man würde nur ins Stiegenhaus rufen „borgt mir jemand Milch?“ und die Frau Susi aus der Wohnung 343 würde sagen „Ja Anni, ich brings dir gleich rauf“.

Die Nähe hätte soziale Vorteile, energetische Vorteile, verkehrstechnische Vorteile, sicherheitstechische Vorteile, Jada Jada Jada.

Nichts davon stimmte. Keiner kennt heute seine Nachbarn im Plattenbau. Keine Solidarität, keine Gemeinschaft, keine energetischen Vorteile und über Sicherheit reden wir erst gar nicht.

Man setzte um, ohne zu testen. Man war von der Überlegenheit der eigenen Idee einfach vollständig überzeugt. Wozu testen?

Die Boomer behaupteten dann dass es fürchterlich wäre wenn man sich ein Jahr in einer Ehe nicht wohl fühlte. Sagten die Generationen davor dass man eben an Beziehungen arbeiten müsse normalisierten sie die Trennung und Patchworkfamilien.

Kaum jemand in dieser Generation musste in solchen Konstruktionen leben. Man sah nur den Vorteil endlich frei zu lieben und für die Kinder würde es nicht so schlimm sein.

Im Gegenteil, behauptete man: für die Kinder wäre es bereichernd!.

GenX war dann die erste Generation die in solchen Situationen aufwuchs und davon nicht übermäßig begeistert.

Als man damit fertig war die Familie zu demolieren machte man sich daran die Zukunft der Kinder auszubeuten. Man behauptete dass die nächste Generation ohnehin reicher sein würde als die Boomer, also nahm man Schulden auf und rettete die eigenen Arbeitsplätze.

hunger.tv https://www.hungertv.com/editorial/unpacking-the-controversy-around-those-ok-boomer-memes/

Auf Kosten der nächsten Generationen, natürlich, die nun etwas zahlt das es nicht mehr gibt, denn die besagten Arbeitsplätze wanderten ins Ausland, dank der Neoliberalen Politik die die Boomer sich erfanden. Das senkte Preise und machte die reichste Generation aller Zeiten noch reicher.

Die neoliberale Politik ist insofern praktisch als dass die Mächtigen ihre Nase in praktisch alle Angelegenheiten stecken können, man aber ständig den freien Markt für jede Verfehlung der zentralen Regierung beschuldigen kann. Win, Win, für die Ideologen.

Dann machte man sich daran den Westen zu diskreditieren und den Sozialismus zu pushen und als dann nach und nach die sozialistischen Experimente versagten, machte man sich daran die Geschichtsbücher umzuschreiben und zu behaupten dass Sozialismus noch nie probiert wurde.

Als alles getan war, ging man in Pension und genoss Zahlungen in Höhen die niemals dagewesen waren. Was praktisch war, zahlte man ja selber nur einen Bruchteil ein. Als sich abzeichnete dass es sich eventuell doch nicht ausgehen würde bis zum Ende ihrer Tage durchgefüttert zu werden starteten die Boomer zu ihrem Letzen Projekt auf: sie öffneten die Grenzen.

Ihre Kinder, traumatisiert durch die Familien in denen sie groß geworden sind, haben nicht wirklich genügend Kinder, also holt man eben Menschen von wo anders her, um weiterhin Pensionen zu finanzieren. Was das für die kommenden Generationen bedeutet ist, mal wieder, unerheblich.

Und hier stehen wir dann also vor den Trümmern des Westens und realisieren dass der Westen vor den Boomern eine Zukunft hatte.

Das Internet gestattet uns einen Blick auf Zahlen und Fakten, Ansichten, Bildern und Ideen die bis vor 20 Jahren tief unter dem Schutt unserer Zivilisation von den Boomern vergraben wurde.

Waren die Bommer schlechte Menschen? Nein. sie waren nur unglaublich überheblich in ihrem Glauben in die eigene Genialität und Rechtschaffenheit.

War alles schlecht was sie getan haben? Natürlich nicht aber praktisch jeder Bereich in dem revolutionäre, statt sanft evolutionäre, Änderungen vorgenommen wurden brachten mehr Unglück als Glück. Vor allem für spätere Generationen.

Was bleibt?

Das Verwerfen jedes neuen Vorschlags von dieser Seite. „Ok Boomer“ ist ein Zeichen eines paradigmatischen Wechsels.

Waren die Millenialen noch Feuer und Flamme für die Ideale der 68iger, hat sich das 2019 geändert. Böse Zungen behaupten: Es habe sich geändert seitdem sie Steuern zahlen.

Die jetzt junge Generation der Zoomer ist konservativer und deutlich weniger idealistisch. Ihre Vorbilder sind Selfmademillionäre ala PewDiePie.

Das Ziel des Zoomers ist es also nicht Sozialhilfeempfänger mit einem Titel in Soziologie zu werden, sondern Youtubestar.

Startet man sein erstes Geschäft mit 12, so ist der Weg zum Unternehmertum deutlich möglicher und attraktiver.

Die Zoomer tun Dinge und pfeifen auf Ideologie und Vision.

GenX hat sowieso die Nase seit 30 Jahren voll und die Millenialen wachen nun langsam aber sicher auf.

Die Boomer stehen plötzlich alleine da.

Werden sie sich jemals für das was sie getan haben entschuldigen? Unwahrscheinlich.

Aus ihrer Sicht wurde die Welt ja besser, weil ihr Leben besser wurde.

Dass die Folgen aber die Lebensqualität ihrer Kinder und Enkel drastisch verschlechtert hat, ist ihnen schlicht nicht beizubringen oder aber egal.

Und wenn man jemanden nicht überzeugen kann bleibt eben nicht mehr als die Achseln zu Zucken wenn derjenige sich zu Wort meldet und ihm „OK Boomer“ entgegenzuwerfen und weiter an der Reparatur der Gesellschaft zu arbeiten.

Und zu hoffen, dass wir wenigstens einen Teil von dem wieder aufbauen können, was die Boomer selber genossen haben und dann, unbeabsichtigt aber dennoch fahrlässig, zerstörten.

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