Ordnung und Chaos in Wirtschaft und Politik

Wenn Sozialisten von „Kapitalisten“ sprechen, dann meinen sie Personen die reich sind. Aus dieser grundlegenden Logik stammt die Verwunderung warum Menschen die nicht reich sind sich nicht gegen den Kapitalismus stemmen, ist er doch eine Ideologie für die Reichen. Der klassische Fehlschluss ist dass der Arme, naiver Weise, glaubt dass er einmal reich sein wird. Der dann folgende Angriff folgt dieser Linie, man versucht darauf zu pochen dass der Reiche böse ist, sich am Armen bereichern und der Arme niemals reich sein wird weil der Reiche das schon verhindern wird.

Diese Angriffe laufen dann völlig ins Leere weil die Logik des Sozialisten schon bei Punkt eins an der Realität vorbeigelaufen ist.

Kapitalismus ist die simple Idee dass jeder das was er erwirtschaftet behalten darf. Er zieht dabei aber in Betracht dass der Tischler den Tisch nicht alleine hat erstellen können.

Jemand stellte die Werkzeuge zur Verfügung, jemand hat sie geschliffen und irgendwer hat einen Plan gezeichnet. Es mag sein dass der Tischler hundert Prozent der Arbeit am Tisch an und für sich geleistet hat, aber er hätte das nicht tun können wenn andere ihre Arbeit nicht getan hätten. Und so muss eben vom Erlös des Tisches eben auch der Konstrukteur, die Buchhaltung, der Vermieter, der Messerschleifer und der Chef mitgezahlt werden. Jeder dieser Akteure hat aber zu irgendeinem Zeitpunkt irgendetwas geleistet, dazu gehört es auch gebundenes Kapital im Projekt zu haben.

Bekommt jeder seinen „gerechten“ Anteil? Nicht wirklich, weil nicht klar ist was der gerechte Anteil ist. Jeder bekommt daher einen „verhandelten“ Anteil und dieser verhandelte Anteil ist üblicherweise halbwegs gerecht. Dafür sorgt der Wettbewerb. Hier werden wir aber nicht in die Tiefe gehen.

Die kommunistische Alternative ist eine Welt in der jeder so viel tut wie er kann und nimmt was er braucht. Auf dieser Grundidee basieren, in mehr oder weniger abstrakter Form, mehr oder weniger alle rezenten sozialistischen Ideen. Wo der Kommunismus auf die Güte des Menschen vertraut (also der Idee dass Menschen freiwillig so viel leisten und so wenig nehmen wie nötig) akzeptieren sozialistische Schulen dass der Mensch eben nicht so tickt. Ihre Lösung ist systematische Regulation und Umverteilung.

Menschen werden entsprechend in eine von zwei Gruppen geworfen: die die zu viel haben und die die zu wenig haben. Dann nimmt man jenen die zu viel haben und gibt es jenen die zu wenig haben. Das klingt in der Theorie gut, scheitert aber wieder an der Natur des Menschen, in diesem Falle an der Korruption. Wer auch immer bestimmt wer etwas braucht wird dafür sorgen dass seine Freunde Dinge brauchen und seine Feinde zu viele Dinge haben. Selbst wenn Korruption ausgeschaltet werden kann ist unklar wer mehr aus einer gegebenen Ressource herausholen kann. Das Problem ist immer der Informationsfluss, etwas das im Kapitalismus durch „Ausprobieren und Scheitern“ gelöst wird: 10 Firmen probieren es, nur 3 kommen weiter und eine davon scheitert beim nächsten Versuch.

Das Ass des Kapitalismus ist seine völlig fehlende Struktur. Kapitalismus ist gelebtes Chaos. Sein Erfolg basiert auf einer einfachen Wahrheit: das ganze Leben, die ganze Natur ist gelebtes Chaos. Wäre Ordnung besser, würden Urwälder aussehen wie ein IKEA Lager. Dem ist aber nicht so und das ist nichts das „verbessert“ werden muss. Das Chaos ist, ironischerweise, besser als die Ordnung weil es auf Änderungen schneller und besser reagiert.

Zurückkommend zum armen Kapitalisten muss also verstanden werden dass er nicht unbedingt vor hat reich zu werden, er will nur nicht dass eine andere Person über ihn verfügen kann. Er unterwirft sich zwar Verträgen, wie einem Dienstvertrag, aber nur zu Konditionen die er freiwillig unterschrieben hat. Es stimmt dass viele Menschen keine große Wahl haben was sie tun, aber diese Knappheit an Optionen hängt sehr oft, wenn auch nicht immer, mit in der Vergangenheit getroffenen Entscheidungen zusammen. Wenn man Geographie studiert hat schaut es eben schlecht mit einem Chefposten bei Amazon aus und man muss sich um einen mies bezahlten Lehrerposten mit anderen Geographen prügeln. Noch schlimmer ist natürlich der Künstler dran der Dinge macht die keiner will. Hat nicht auch er ein Recht darauf zu leben? Die Frage beantwortet der Urwald: hat das Eichhörnchen ein Recht darauf zu leben wenn es statt Nüsse lieber Steine sammelt? Der geneigte Leser möge sich selber eine Antwort geben.

Die kapitalistische Sicht ist eine naturalistische Sicht wohingegen die Sozialistische Sicht den Menschen als von der Natur entkoppelt sieht.Der Mensch ist das Tier das es besser machen kann“ hört man oft. Der Mensch steht also über der Natur, ist ein quasi übernatürliches Wesen, wie ein Engel oder gar Gott.

Wir seien nicht an die Gesetze der Natur gebunden, wir könnten (wenn wir nur wollten) mit einem Stück Brot hunderte Personen über Jahrhunderte ernähren. Wie? Nun, das sind dann Detailfragen, es steht aber für den Sozialisten fest das es geht.

Weil es gehen soll!

Weil es gehen muss!

Genau hier ist dann der unüberbrückbare Gegensatz zu finden. Der Sozialist hat eine Vorstellung wohin er will aber keinen Dunst wie er wirklich dort hin kommt. Der Kapitalist weiß wie er leben will (möglichst frei von Fremdbestimmung) und es ist ihm eher nicht so wichtig wohin das führt, solange der Trend der letzten 150 Jahre halbwegs weiter so läuft wie bisher: die Menschen die in bitterer Armut leben wurden weniger, der Lebensstandard ist im Schnitt gestiegen und Kriege wurden weniger weil man Handelspartner lieber abzockt als zusammenbombt.

Alles in Allem ist der Kapitalismus ein Erfolgsmodel.

Es ist nicht perfekt und es ist nicht fair, aber es ist besser und fairer als jede Alternative, inklusive jeder Form des Kommunismus und Sozialismus die jemals probiert oder vorgeschlagen wurde. Man kann auch als Kapitalist die Banken leidenschaftlich hassen und der Meinung sein dass der stille Teilhaber nichts für sein Geld tut. Nichtsdestotrotz ist das besser als die Alternative in der der gottgleiche glorreiche Führer über das Leben des Arbeiters bestimmt und er hat was ihm zugeteilt wurde, nicht was er sich mit Klugheit, Initiative oder Fleiß erarbeitet hat.

Der Kapitalist hängt der Idee an dass die Natur so ist weil sie nicht besser sein kann und er glaubt dass der Mensch ein Teil der Natur ist und die Natur nicht verbessert werden muss. Selbst wenn sie Verbesserung braucht, ist der Mensch nachweislich nicht fähig diese Verbesserungen durchzuführen und richtet beim Versuch diese Verbesserungen durchzuführen nur noch mehr Schaden an.

Für den Kapitalisten ist der Sozialismus wie die Begradigung der Flüsse: es sieht gut am Papier aus aber führt am Ende nur zu Katastrophen, denn die Natur kann nicht entworfen und geregelt werden. Sie ist wie sie ist weil sie nicht besser sein kann. Diese Demut ist der Schlüssel zu einem harmonischeren Leben.

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