Heute wird’s etwas verwirrender als sonst. Wir beschäftigen uns mit einem Gedankenexperiment aus der Quantenphysik und da wird es eben rasch verwirrend. An der Stelle gilt es zu erwähnen dass ich nur von dem Gedankenexperiment berichte, für alles darüber hinaus fühle ich mich nicht ausreichend qualifiziert. Und keine Sorge: wir sparen uns die Mathematik.

Also rein in den Spass!

Praktisch jeder kennt das Experiment von Schrödingers Katze: Man setzt eine Katze in eine Kiste und koppelt es an einen Mechanismus der in einer gegebenen Zeit mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% dazu führt dass die Katze getötet wird. Schrödinger konzipierte dieses Gedankenexperiment um zu zeigen, dass das Tier, unabhängig von Beobachtung, entweder tot oder lebendig ist.

Heute wird das Gedankenexperiment benutzt um zu postulieren dass die Katze, bis zur Beobachtung, gleichzeitig tot und lebendig ist, sie existiert in beiden Zuständen, man spricht von „Superposition“.

Erst die Beobachtung lässt die Wavefunction kollabieren und dann erst ist die Katze tot oder lebendig. Die Viele-Welten-Interpretation aber postuliert dass beide Zustände weiter bestehen. Die Katze ist in einem Universum tot und in einem Paralleluniversum würde sie leben.

Hans Moravec erdachte 1987 in dem Zusammenhang eine Erweiterung des Experimentes und ging einen veganeren Weg. In seinem Beispiel sitzt ein Wissenschaftler vor einer Maschine die jede Minute eine Chance von 50% hat ihn zu erschießen. Nach einer Minute hört er einen Klick und nichts passiert. Dann wieder einen Klick. Dann wieder einen Klick. Und so weiter. Denkt man die Sache zu Ende sitzt der gute Mann dann ewig da.

Aber warum?

Der Grund liegt darin, dass alle besagten suizidären Wissenschaftler in allen Universen die erschossen werden dann aufhören zu beobachten. Entsprechend bleiben nur die, quasi weniger werdenden, Wissenschaftler über die das sagenhafte Glück hatten nicht erschossen zu werden und nur diese sind für den betreffenden Wissenschaftler relevante Realitäten weil er nur diese beobachten kann (in allen andren Realitäten ist er ja tot).

Würden wir aber das Experiment durchführen wäre für die überwältigende Mehrzahl der Beobachter der besagte Wissenschaftler nach spätestens einer Stunde nahezu garantiert tot. Das bedeutet dass es nicht wirklich möglich ist zu beobachten dass eine Person über Stunden so absurdes Glück hat, würde man sich aber an die Stelle des Wissenschaftlers begeben würden wir, ist dieses Gedankenexperiment korrekt, beobachten können dass wir über Stunden absurdes Glück hätten.

Das führt, neben dem Wunsch ein Aspirin zu holen, zu der interessanten Frage des „Ichs“.

Ist die Viele-Welten Interpretation korrekt gibt es immer nur ein „Ich“ aber jede Menge „Anguse“. In irgendeinem Paralleluniversum fällt mir etwa jetzt die Decke auf den Kopf und der Artikel geht niemals online. Für „Mich“ ist aber dieses Universum nicht erheblich weil jeder „Angus“ der stirbt aufhört zu existieren und nur der übrig bleibt der es bis zum absolut letztmöglichen Punkt schafft an dem er existieren kann. In meiner relevanten Realität geht der Artikel daher online und das kann kein Attentäter der Welt ändern.

Beschreibt dieses Experiment die reale Welt? Das weiß keiner weil keiner das Experiment durchführt, bzw. die Wahrscheinlichkeit dass jemand sich entschließt es durchzuführen und wir in einer Realität leben in der er das ganze auch noch überlebt, absurd gering ist.

Der einzige Weg es herauszufinden wäre es selber zu probieren und davon möchte ich dringend abraten.

Ironischerweise liefert uns dieses Gedankenexperiment also die Methode um herauszufinden ob die viele Welten Interpretation korrekt ist und gleichzeitig können wir sie nicht verwenden und wenn wir sie verwenden dann nutzt diese Information bestenfalls den Menschen die das Pech haben in unserer Realität zu sein.

Das ist, wie ich finde, ein überaus interessantes Dilemma.

wikipedia wikipedia.com

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Miki

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Kai-Uwe Lensky

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Iris123

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