Jonathan Haidt, Professor für Ethical Leadership at New York University’s Stern School of Business, beschrieb 2012 das Problem der Zwei Erzählungen. Er erkannte dass Linke und Rechte sich unterschiedliche Geschichten erzählen wie die Welt so geworden ist wie sie ist. Interessant an der Sache ist dass der rechte Flügel die linke Geschichte kennt und versteht, die Linken die rechte Variante aber ausblenden.
Die linke Variante der Geschichte verläuft etwa so:
„Es war einmal eine Welt in der die Menschen unter Gesellschaften und sozialen Einrichtungen fürchterlich litten. Die Gesellschaften waren unterdrückend, vorurteilsbelastet und ungerecht. Traditionen basierten auf tief verwurzeltem Unrecht und Ausbeutung der Ohnmächtigen durch die Mächtigen.
Da kam der edle Mensch und erkämpfte sich Gleichheit. Er opferte sich im Kampf gegen die Ungerechtigkeit und das Elend auf und errichtete die modernen Wohlfahrsgesellschaften. Aber der Kampf ist nicht zu Ende, so lange Elend herrscht müssen die noch bestehenden Strukturen bekämpft werden.
Am Ende wartet ein Utopia in dem jeder glücklich leben kann.“
Die rechte Variante der Geschichte klingt in etwa so:
„Es war einmal eine Gesellschaft die aus dem Nichts Großes erschaffen hatte.
Dann kamen die Neider und forderten einen Anteil an dem was die Fleißigen erschaffen haben. Sie nutzten die Macht der Masse und legten die unsichtbare Hand des Marktes in fesseln, zerstörten traditionelle Werte und bekämpften uralte Ideale. Statt zu fordern dass jeder seinen Lebensunterhalt erwirtschaftet nahmen sie das Geld der fleißigen und gaben es jenen die sie als Bedürftig definierten und machten so aus potentiell fleißigen Arbeitern Menschen die von der Wohlfahrt abhängig wurden. Anstatt Opfer von Kriminellen zu helfen wollten sie uns lehren, dass die Kriminellen unverstanden waren. Die Familie, der Kern der Gesellschaft wurde zum Feindbild einer sich zunehmend radikalisierenden Meute von Neidern.
Dann aber hatte es das fleißige Volk satt und machte sich daran wieder zu dem Weg zurückzufinden der es reich machte.“
Beide Geschichten weisen eine vergleichbare Struktur auf:
Ein Anfang, ein Mittelteil und ein Ende, wobei der Anfang in einer nebulosen Vergangenheit läge, der Hauptteil den Status Quo beschreibt und das Ende das gewünschte Ziel.
Praktisch jeder Konservative kann das linke Narrativ aus dem Stand rekonstruieren, Linke aber können das konservative Narrativ kaum verstehen, geschweige denn selbst erarbeiten.
Während der Konservative den Linken üblicherweise als fehlgeleitet einschätzt (Als Opfer von Propaganda), schätzt der Linke den Konservativen schlicht und ergreifend als böse ein.
Debatten verlaufen entsprechend einseitig. Der Konservative will seinem Gegenüber die Augen für das eigene Narrativ öffnen, der Linke will dass sein Gegenüber einsieht dass der linke Lebensweg gut ist, der konservative schlecht und erwartet eine vollständige Konvertierung.
Erfolgt diese nicht folgt Shaming das dann nicht greift weil es für den Konservativen eben nicht schlimm ist als tribalistisch bezeichnet zu werden.
Das Resultat ist eine Rechte die den Dialog sucht und eine Linke die sich in einen Reinheitswahn steigert und alles verstößt dass das Narrativ auch nur teilweise in Frage stellt.
Es liegt auf der Hand warum die Mitte nun in der Rechten den vernünftigeren Partner sieht.