Als sich die WTO 1999 zusammensetzte um zu überlegen wie man die Weltbevölkerung noch etwas effizienter ausquetschen könnte gab es Widerstand. Treibend war vor allem linke Bewegungen: das counter-globalization movement, Gewerkschaften, Studenten und eine Unzahl an NGOs. Die Idee war dass Globalisierung die nationalen Gesetzgebungen erodieren würde. Lange erstrittene Gesetze, die den Arbeiter bevorteilen, wären in einer Situation völliger Globalisierung nicht mehr haltbar und würden verschwinden müssen um wettbewerbsfähig zu bleiben.
"
The way it has used [its] powers is leading to a growing suspicion that its initials should really stand for World Take Over. In a series of rulings it has struck down measures to help the world's poor, protect the environment, and safeguard health in the interests of private—usually American—companies. "The WTO seems to be on a crusade to increase private profit at the expense of all other considerations, including the well-being and quality of life of the mass of the world's people," says Ronnie Hall, trade campaigner at Friends of the Earth International. "It seems to have a relentless drive to extend its power."
"
zu Deutsch:
Die Art und Weise, wie sie (die WTO) ihre Kräfte eingesetzten hat, hat zu einem wachsenden Verdacht geführt dass „WTO“, für „World Take Over“ (Weltmacht übernehmen) steht. In einer Reihe von Entscheidungen wurden Maßnahmen getroffen, um (angeblich) den Armen der Welt zu helfen, die Umwelt zu schützen und die Gesundheit im Interesse privater - normalerweise amerikanischer - Unternehmen zu schützen. "Die WTO scheint auf einem Kreuzzug zu sein, um den privaten Profit auf Kosten aller anderen Überlegungen zu steigern, einschließlich des Wohlergehens und der Lebensqualität der Masse der Weltbevölkerung", sagt Ronnie Hall, von “Friends of the Earth International“. "die WTO scheint einen unerbittlichen Antrieb zu haben, ihre Macht zu erweitern."
Damals galt es als links gegen die Globalisierung zu sein. Was hat sich 21 Jahre später geändert? Im Wesentlichen sehen wir einen Generationenwechsel. Die Jugendkultur damals war klar gegen das Establishment gerichtet. Jede Zeitung war ein lügendes Propagandainstrument, wie etwa Günter Wallraff demonstrierte, jede Institution war dazu da den Reichen vor dem Arbeiter zu schützen. Das System wurde als der Feind gesehen. Diese Wahrnehmung hat sich geändert. Die aktuelle Jugendkultur sieht in den Institutionen endlich das als das sie sich immer propagiert haben: als das Bollwerk gegen die Reichen.
Der Grund dafür könnte darin liegen dass Generation X seine Feindlichkeit gegenüber den Institutionen nie so wirklich überwunden hat, sehr im Gegensatz zur Hippies die sich recht rasch mit dem System arrangiert hatten.
Die Jungen rebellieren immer gegen die Eltern und wenn die Eltern eher systemkritisch sind, dann muss das System ja gut sein, sagt einem das jugendliche Gehirn.
Dazu kommt der Überfluss an Information via Internet. Um in den 90igern an eine gute Verschwörungstheorie zu kommen musste man tief graben oder Bücher lesen die unter der Hand weitergegeben wurden. Das gleiche galt für Pornographie. Was man hatte, hatte einen gewissen Wert und man beschäftigte sich mit dem gleichen Stück Information schlicht länger. Heute bekommt man beides auf Knopfdruck was zu einem gewissen Abstumpfen der Jugend geführt hat.
Die Menge an Information macht kritische Auseinandersetzung kaum möglich. In den 90igern debattierte man eben noch ob Aliens die Pyramiden haben bauen können und wem die WTO nutzt. Heute konsumiert jeder einen anderen Blog, Artikel oder Youtubevideos zu den absurdesten Themen.
Jeder sieht andere Standpunkte und viele plappern einfach die Schlussfolgerungen ihrer Quelle nach. Aufgrund der Menge an Themen liest man eben einen Beitrag pro Thema und hält sich dann für informiert.
Unser Zeitalter ist ein Zeitalter der Verwirrung. Jeder ist davon überzeugt unheimlich komplexe Dinge zu verstehen und Konsens ist nicht zu finden, dafür haben unverrückbare Überzeugungen Hochkonjunktur.
So ein Zustand ist ein wunderbarer Boden für Möchtegernanführer. Menschen mögen Unsicherheit nicht. Wenn Menschen die Wahl zwischen Ordnung und Chaos haben, wählen sie Ordnung. Das Manifestiert sich in einem Ruf nach jemandem der „Ordnung schafft“.
Die Geschichte lehrt uns dass diese Ordnung stets mit einem sehr hohen Preis kommt. Egal was die Führer jemals versprochen haben, gehalten haben sie es nie und die Systeme mit hoher Ordnung sind fast nie besser als die eher chaotischeren Systeme denen sie folgten. Ironischerweise.
Organisationen wie die WTO verkaufen Ordnung. Sie postulieren dass sie Ordnung in den chaotischen und „unfairen“ Welthandel bringen können.
Die Linke der 80iger und 90iger lehnte das ab und unterstellte Betrug.
Die Linke unserer Zeit aber ist Feuer und Flamme für genau das gleiche Konzept. Eventuell nicht für die Organisation, aber die Zielsetzung wird abgenickt. Globalisierung wird als unverzichtbar und bereichernd von der heutigen Linken gepriesen und folgt damit dem Wortlaut der WHO der 90iger Jahre.
Zwanzig Jahre ist eine lange Zeit aber manche von uns können sich erinnern. Jene die sich erinnern verstehen dass sich Bewegungen ändern können. Bleibt man den Idealen treu die man damals vertreten hat dann zwingt sich das Gefühl auf dass „die eigene Seite“ korrumpiert wurde und man fragt sich eben was passiert ist. Die Lösung ist alles andere als offensichtlich aber es scheint so als hätte die WTO gewonnen, denn die Bewegung die gegen sie stand, steht jetzt in vorderster Front vor ihr und verteidigt ihr Anliegen und wir alten Hasen fragen uns wie das passieren konnte.
upping the anti https://uppingtheanti.org/