Selbst im Paradies gibt es Verlierer und Gewinner.

Wenn Menschen davon sprechen dass „Gleichheit“ ihr Ziel sei, kann das auf zumindest zwei grundlegende Arten interpretiert werden. Entweder als Gleichbehandlung („Equality“) oder die Gleichmachung („Equity“). Das Problem an den Begriffen ist dass sie in der Realität gegeneinander arbeiten und man daher nicht beides haben kann.

Um zu verstehen warum das so ist müssen wir uns bewusst machen dass Menschen nicht gleich sind. Manche sind groß, manche sind klein, manche sind alt und andere sind jung. Aus diesen unveränderlichen Eigenschaften („Immutable characteristic“) ergibt sich, dass Menschen mit unterschiedlichen Eigenschaften in identen Situationen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

Diese unveränderlichen Eigenschaften gehen aber nicht mit eindeutig zu bestimmenden Vor- oder Nachteilen einher. Ein junger Mensch hat Vorteile gegenüber einem alten Menschen und umgekehrt. Wer es „einfacher“ hat ist nicht klar daher ist es absurd zu behaupten dass die Jungen die Alten unterdrücken würden oder umgekehrt. Die Dynamik ist viel komplexer.

Equality und Equity sind nur dann miteinander im Einklang wenn wir alle exakt gleich sind: gleich groß, gleich alt, gleich erfahren, gleich beliebt, gleich belesen, gleich dumm. In anderen Worten: dieser Zustand („Equality führt zu Equity“ ) ist völlig unmöglich zu erreichen und kann daher, als theoretisches Konstrukt, in der wahren Welt vernachlässigt werden.

Entsprechend muss ein Fokus gewählt werden: „Gleichheit der Chancen“ oder „Gleichheit des Resultats“.

Entweder man behandelt alle Menschen so gleich wie möglich und akzeptiert dass Menschen zu unterschiedlichen Resultaten kommen.

oder aber

Man behandelt Menschen unterschiedlich damit sie zum gleichen Resultat kommen.

Gleichbehandlung hat sich gesellschaftlich als überaus positiv herausgestellt. Wenn man jeder Person die Möglichkeit gibt in allen Bereichen zu wirken ist die Wahrscheinlichkeit groß dass aus Menschen die das Potential zu guten Mathematikern haben auch solche werden. Gesellschaften die hingegen an Kastensystemen (oder ähnlichem) festhalten verlieren auf diese Weise viele talentierte Personen. Das ist bedauerlich aber nicht völlig katastrophal da wenigstens in den einzelnen Gruppen die Besten nach oben kommen.

Equity hingegen führt immer zur Katastrophe.

Wenn man etwa hundert Personen einen Hammer und eine grobe Einschulung gibt werden die meisten fähig sein einen Nagel in ein Holz zu treiben, manche werden es besser machen als der Durchschnitt und einige werden sich auf den Finger klopfen.

Um allen Menschen zum gleichen Resultat zu bringen kann man unterschiedlich vorgehen. Man kann etwa jene die mehr Ausbildung brauchen mehr bilden und jene die weniger brauchen weniger. Das ändert aber nichts daran dass manche Menschen auch nach intensiven Training nicht fähig sein werden einen Nagel in ein Stück Holz zu schlagen, spätestens Personen ohne Arme haben hier ein Problem das mittels Training nicht aus der Welt zu schaffen ist.

Klassisch wird daher vorgeschlagen dass jene die es gut können ("Privilegiert sind") eben zwei Werkstücke machen sollen und eines davon jenen abtreten müssten die es eben nicht so gut können. Wir nennen das „Umverteilung“.

Das grundlegende Problem besteht darin dass es schwierig ist gut in etwas zu werden (ie: sein Potential ausschöpfen) und dieses System es unattraktiv macht <besser zu sein als der Schnitt>, da einem dann ja etwas weggenommen wird wenn man besser ist.

Gleichzeitig ist es attraktiv unfähig zu sein weil man etwas, ohne Aufwand, erhält wenn man "es eben nicht kann".

Es entsteht ein Anreiz sein Potential nicht auszuschöpfen. So zu tun als könnte man weniger wird sinnvoll. Zu glauben dass man unfähiger wäre alsman ist wird eine rationale Überlegung da das ja andere sogar fördern, etwa mit den Worten „Sei ruhig wie du bist“ oder "der ist eben so, da kann man halt nix machen"

Nicht jeder reagiert auf diese Anreize, viele aber schon. Das Resultat ist das Gruppen die aktiv umverteilen (mit Equity zum Ziel) eben weniger produktiv (und damit ärmer) sind als solche die das nicht tun. Am reichsten werden Gesellschaften in denen jeder die Chance hat alles zu tun aber es keine Erfolgsgarantie (und kein Sicherheitsnetz) gibt.

Wir sehen also dass Gleichberechtigung und Gleichbehandlung sinnvoll ist. Aber auch hier gibt es unterschiedliche Herangehensweisen.

Selbst wenn eine Gruppe von Personen etwa die gleiche Ausbildung erhalten werden jene Personen deren Eltern sich Nachhilfelehrer leisten können oder aber Geschwister haben die diese Funktion erfüllen, besser abschließen als jene die nicht über diese Möglichkeiten verfügen.

Die Gleichbehandlung sei also nicht gegeben, argumentieren die Verfechter der Gleichmacherei. Entsprechend müsste man wieder umverteilen um einen „gerechten Zustand“ herzustellen. Es wird also argumentiert dass man Gleichmacherei betreiben müsse um die Chancengleichheit überhaupt „wirklich“ zu erfüllen.

Der Schlüssel ist sich von der Idee der „idealen Welt“ zu lösen.

Selbst in der idealsten Welt gibt es Verlierer und Gewinner.

Wir sollten nicht Menschen gleich behandeln weil die Welt dann gerechter wird sondern weil es gerecht ist alle gleich zu behandeln. Zu ihrem Glück kann man Menschen aber nicht zwingen und sollte es auch nicht probieren.

Dabei muss das Ziel sein Menschen immer nach oben zu schieben und niemanden herunter zu ziehen.

Eine Gesellschaft in der jeder angehalten ist sein Potential auszuschöpfen ist nicht „gerechter“ oder „moralischer“ sondern „produktiver“ und damit „reicher“. Wenn man also „Armut“ bekämpfen möchte ist „Chancengleichheit“ der Weg den es zu bestreiten gilt.

Will man hingegen eine „moralisch“, „edle“, „gute“ Gesellschaft erreichen kann Equity der richtige Zugang sein.

Beide Wege sind gangbar, aber eben nicht gleichzeitig und beide Wege werden zu sehr unterschiedlichen Gesellschaften führen.

Die eine führt in eine Gesellschaft in der selbst die Armen genügend haben um nicht zu verhungern und die andere führt zu einer Gesellschaft in der alle gleich lange auf ihre drei Brösel Brot warten.

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Claudia56

Claudia56 bewertete diesen Eintrag 23.06.2021 08:54:43

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