Als begeisterter Cineast und genereller Filmfan habe ich ein Interesse daran wie Filme gemacht werden, wer sie macht und was die Kritiker sagen. Der letzte Punkt hat sich aber seit etwa 2015 extrem gewandelt, da sich die Kritikergemeinde verändert hat. Aus unterschiedlichen Gründen hat sich das Konzept „subverting expectations“, also Erwartungen zu untergraben, als ein Industriestandard in Hollywood durchgesetzt.

Was ist „subverting expectations“ aber überhaupt?

Im Wesentlichen spielt man mit den Erwartungen der Zuseher und stößt sie dann in Stauen wenn alles ganz anders ist als sie erwartet haben. Man platziert etwas die Enterprise im Meer (ST: Into Darkness) oder lässt den freundlichen Prinzen den Bösewicht sein (die Eiskönigin).

Das Problem an diesem Konzept ist, dass es selber rasch zum Klischee wird. Der Film Red Notice von 2021 stellt diesbezüglich für mich den aktuellen Höhepunkt dieser Entwicklung dar. Der Film imitiert was alle rund um ihn tun und ist dabei noch vorhersehbarer als Filme die nicht versuchen Erwartungen zu untergraben. Man erkennt einfach den Plot Twist fünf Minuten bevor er passiert, weil man damit rechnet, weil wir ihn (seit 2015) erwarten.

Wir erwarten heute, dass der Filmmacher tut was er eben heute tut. Filme die versuchen besonders clever zu sein erscheinen damit wieder recht blöd, weil sie eben einfach nur tun was alle andren tun.

Das Problem ist dass die Kritiker das mögen. Die Idee dem Zuseher zu geben was er will wird als schmutzig verstanden. Dieses Sentiment wird von der selbsternannten Kulturelite aber eifrig nachgeplappert.

Case and Point: Alle Filme von Micheal Bay. Filme von Michale Bay definieren sich über das völlige Fehlen von Intellekt, dafür einer Extraportion Explosionen und hübscher Frauen. Mehr ist da nicht. Aber manchmal reicht das eben.

Man rechnet genau damit und genau das bekommt man.

Nicht mehr, nicht weniger.

Kritiker verstehen das aber nicht und die kultivierte Gesellschaft rümpft die Nase und fordert, dass dieser Schund verschwindet.

Für die meisten Kritiker muss ein Film Anspruch haben und zum denken anregen. Und ich stimme zu, dass es gut ist, wenn Filme das tun, widerspreche aber der Idee entschieden, dass jeder Film das tun muss.

Sowohl Inland Empire als auch Transformers haben einen Platz in meiner Filmsammlung. Sie stehen nur eben nicht nebeneinander.

Fakt ist, dass mehr Menschen Transformers schauen als Inland Empire, weil letzteres eben eine Herausforderung darstellt.

Das eine ist Unterhaltung, das andere ist Kunst.

Das eine konsumiert man, das andere fordert Mitarbeit.

Beides hat seinen Platz und keines ist schlechter als das andere, weil es völlig unterschiedliche Dinge sind. Film ist nicht gleich Film und daher kann man Transfers mit Inland Empire auch nicht wirklich vergleichen.

Fakt ist aber, dass es eine Nachfrage nach beidem gibt.

Ginge es nach der Schickeria sollte es aber den „Schund“ nicht geben, denn gäbe es ihn nicht, würde ja das Fußvolk beginnen kultivierter zu agieren, so die Idee.

Ich halte diese Einschätzung für fehlerhaft weil es eine zentrale Komponente in der Debatte nicht berücksichtigt: den Eskapismus. Viele Menschen können oder wollen sich nicht beim Film mit großen Fragen beschäftigen und wenn man sie dazu nötigt es zu tun, schalten sie einfach ab und suchen sich die Zerstreuung eben wo anders.

Filmemacher die ihre Filme für den Zuseher machen haben das Zeug die Kultur zu prägen, Filme die predigen und versuchen dem Zuseher zu sagen was er zu wollen hat aber werden zurückgewiesen.

Die Antwort auf die Eingangs gestellte Frage ist daher ein klares: Ja, natürlich sollte man als Dienstleister das liefern das der Kunde will. Allein die Idee, dass es anders sein könnte zeigt Realitätsverlust und Abgehobenheit und ist einer der Hauptgründe warum das letzte Jahrzehnt, filmetechnisch, sehr mager war.

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