Die klassischen religiösen Kulte haben ein Problem und dieses Problem ist nicht neu: sie sind langweilig. Das ist nichts Neues.
Zu römischen Zeiten litten die klassischen Kulte etwa drastisch unter dem damals hippen exotischen Christentum.
Bricht der klassische Kult weg, sucht man sich eben Ersatz. Ist man der Meinung dass Religion per se schlecht ist, etwa weil die politische Ideologie diktiert dass das so sei, oder man es einfach satt hat an Himmelwesen zu glauben, fällt man in eine gewisse Leere.
Es geht ja nicht mal ums Glauben. Glauben kann jeder.
Nein.
Es geht darum nicht Teil des auserwählten gesalbten Volkes zu sein, oder bedeutender: nicht Teil der Verdammten die in nach dem Ableben an einem extrem unbequemen Ort ewig Leiden werden. Und eben aufgrund ihrer zukünftigen Verdammnis dann auch schon im Leben quasi Freiwild für Anfeindungen und Totschlag sein können.
Man sucht sich also eine Gruppe der moralisch Überlegenen und eifert sich dann von Reinheitsstufe zu Reinheitsstufe.
Zuerst wählt man grün (oder blau), dann wird man Veganer (oder Schützenverein Mitglied) dann holt man sich ein Parteibuch und so weiter und so fort.
Gibt es hier eine Häufung im linken oder rechten Spektrum? Um Himmelswillen: Nein. In dem Punkt gleichen sich die Ränder.
Der Phantomschmerz den Menschen fühlen, der sie zum Rand drängt, ist nichts kompliziertes. Menschen wollen auf der richtigen Seite stehen, die Guten sein. Religion hielt hier lange ein Monopol das wir zerstört haben. Die reformierten Kirchen nennen sich eben jetzt anders. Sie nennen sich Vereine, NGOs oder nebuloser „Veganer“ oder „Heimatschützer“.
Wer aber akzeptiert dass es weder Gut noch Böse im Destillat gibt, sondern jede Handlung gut und oder böse sein wird, je nach Standpunkt und Betrachtungswinkel, bewegt man sich vom Rand in die pragmatische Mitte und wird so das Feindbild des Randes.
Nervig, zugegeben.
Aber den Phantomschmerz ist man los.