Die tollsten Dinge kommen aus der Stadt. Viele der fürchterlichsten Dinge leider auch. Dafür kommt das Essen vom Land und die Luft ist dort besser. In Summe ist diese duale Lebensweise vorteilhaft für beide Seiten. Kaum jemand pocht auf eine reine rurale oder reine urbane Lebensweise. Die Ecumenopolis ist eine absurde Utopie.
Der Bauer hat ein Handy, das in der Stadt erfunden, konzipiert und letztendlich gebaut wurde, dafür ist die Nachfrage nach Bio Salat vor allem in der Stadt deutlich größer als am Land. Die wenigsten Städter wollen ihr Essen aus dem Labor beziehen.
Wir wissen dass Menschen aus Städten anders sind als jene vom Land.
Der Städter gilt als weltmännischer, gebildeter, progressiver. Dafür auch als eher abhängig, autoritätshörig und naiv.
Das ist nichts Neues. Ebenso ist die Frage ob der Städter die Stadt macht oder die Stadt den Städter nichts Neues. Es ist wohl beides. Menschen mit einem städtischen Weltbild zieht es vom Land in die Stadt und diese Menschen definieren dann die Natur der Stadt.
Aber was genau unterscheidet den Städter vom Landmenschen?
Bricht man die tausend kleinen Unterschiede herunter landet man am Ende bei der Sicht auf Abhängigkeit. Der Städter hat seinen Frieden mit der Idee gemacht dass er völlig abhängig ist. Ihm ist klar dass im Moment in dem die Warenströme in die Stadt versiegen, der Handel zum Stillstand kommt, die Stadt plötzlich zu einer überbevölkerten, lebensfeindlichen Betonwüste wird in der Überleben unmöglich ist.
Hat man Angst vor so einem Szenario, wird das Leben in einer Stadt zur Unmöglichkeit. Menschen die Katastrophen als reale Bedrohung ansehen zieht es aufs Land. Selbst am Land ist es heute weitgehend unmöglich Selbstversorger zu sein, aber die Versorgungsstrecken werden kürzer. Das Überleben am Land ist in einer Krise einfacher als in der Stadt.
Das Überleben ist auch generell einfacher, ist das Land ja auch als Ziel für Kriminelle oftmals unattraktiver.
Der Dorfwahnsinnige hat kaum Möglichkeiten andere Wahnsinnige zu finden und einen Club mit ihnen zu gründen. Im Gegensatz zur Stadt wo sich der Wahnsinn ausgezeichnet organisiert hat.
Es liegt also in der Natur der Sache dass die Stadt kein echtes Problem mit Bevormundung und zentralisierter Macht hat. Die Regierung möge ruhig alles managen, Hauptsache ist dass das Essen in die Stadt wandert. „Versorgungssicherheit“ wird also Teil des Sicherheitsgefühls, wohingegen der Landmensch sich oftmals damit zufrieden gibt dass der Staat körperliche Sicherheit garantiert.
Kann der Staat in dem Bereich nicht mehr liefern, etwas das in der Stadt als erstes sichtbar wird, steigt die Skepsis und die Frage kommt auf warum wir überhaupt Steuern zahlen. Der Städter hingegen, der eine tatsächliche Chance hat ein Opfer eines Krimminellen oder Terroristen zu werden, kümmert sich kaum darum.
Sein Sicherheitsempfinden hängt wie gesagt von anderen Faktoren ab, etwa dem Umstand dass der Bauer eben nicht die Möglichkeit haben darf kein Essen mehr in die Stadt zu liefern, oder keine Steuern mehr zu bezahlen. Wie sonst soll er denn weiterhin freischaffender Künstler bleiben? Die Gefahr mit einer Eisenstange totgeschlagen, von einem Truck des Friedens niedergerollt oder aber einfach nur beim Übrfall erschossen zu werden, verblasst da rasch.
Das ist der Grund warum es die Leute am Land sind die empört sind über die Sicherheitslage, obgleich sich das Problem nicht in ihrer Nachbarschaft manifestiert.
Das Präferenz zur Freiheit wird immer dort höher sein wo die Bevölkerungsdichte gering ist. Und umgekehrt. Das ist keine Frage von Philosophie sondern sehr grundlegender Psychologie.
Die Städter der Welt, so scheint es, haben mehr miteinander gemeinsam als mit ihren Landsleuten in ihren Nationen. Das führt uns zur Frage wie wir eine Balance zwischen den beiden Lebensweisen finden.
Wie kann man den Leuten am Land erklären dass manche Menschen eben geführt und gemanagt werden wollen und wie kann man den Städtern den Wunsch nach Selbstbestimmung erklären?
Lösen wir diese Frage, lösen sich viele unserer Probleme in Luft auf.