Obgleich der Mensch sich oft als über der Natur stehend sieht, unterliegen wir den selben Regeln wie die Maus. Die Stadt, der klarste Beweise unserer übernatürlichen Natur, ist nichts rein menschliches. Auch die Maus bildet Städte.

Quasi.

Im klassischen Experiment von John B. Calhoun, das wir heute als das „Mouse Utopia“ Experiment kennen konnte (quasi) Stadtbildung nachgewiesen werden. In einer Welt in der überall gleich viel Nistbaumaterial, Nahrung und Wasser zur Verfügung stand, bildeten sich Ballungszentren als auch weitgehend leere Zonen.

In den Ballungszentren ist der Wettbewerb um alles deutlich höher aber auch die Chancen einen Partner zu finden sind dort höher.

Ballungszentren bilden sich, wenn nicht um relevanten Ressourcen (die waren ja überall zu gleicher Zahl verfügbar), rund um interessante Mäuse. Die interessantesten Weibchen und Männchen bildeten das Zentrum der Ballungszonen. Wer dort bestehen konnte, blieb und genoss die Vorteile (vor allem die nähe zu den Top Mäusen!). Wer es nicht konnte, verbesserte sich oder ging in die weniger dicht besiedelten Gebiete und versuchte dort sein Glück.

Die Geschichte der menschlichen Stadt liest sich genauso. Rund um Orte die besondere Ressourcen, Geographien oder Menschen hatte, bildeten sich Städte. Die Stadt bietet mehr Möglichkeiten aber auch mehr Gefahren, wobei die Vorteile, in friedlichen Zeiten, höher sind als die Nachteile (wäre es anders, gäbe es keine Städte).

Jahrtausende waren die Städte die Treiber von Wissenschaft, Kultur, Kunst und so weiter.

Was ist schief gelaufen?

In einem demokratischen Setup, in dem jede Stimme zählt, erhalten die Städte eine perverse Macht. Sie können im Wesentlichen durch ihre demokratische Macht bestimmen dass das Umland ihnen Geld zukommen lassen muss. Das Resultat ist dass Städte die Idee von Umverteilung pushen. Jede Stadt die wachsen möchte (um mehr dieser demokratischen Macht zu bekommen), versucht Menschen anzulocken. Das tut sie indem sie „gratis Zeug“ verspricht.

Ein entsprechender Menschenschlag strömt in die Städte und erhöht zwar nicht die Produktivität der Stadt, wohl aber ihre demokratische Schlagkraft die es der Stadt ermöglicht mehr Ressourcen auf demokratischem Wege in die Stadt zu ziehen.

Ist das eine neue Erkenntnis? Mit Nichten.

In den USA erkannte man das Problem rasch und entschied sich gegen den demokratischen Ansatz und formulierte die Regeln entsprechend republikanisch. Das sogenannte „electoral college“ soll dafür sorgen dass eben genau dieser Effekt limitiert wird.

Eine Stimme in der Stadt zählt weniger als eine Stimme am Land. Das ist nicht demokratisch, es verringert aber eben die Gefahr aus dass die Schnorrer über die Produktiven herrschen, indem sie die Städte als Waffe benutzen.

In einem demokratischen Sozialstaat sieht man die Ängste der US Gründungsväter bestätigt: Die Städte werden unproduktiver, verslumen und walzen wie gigantische Tumore über das Umland. Mehr und mehr Leistungen werden versprochen und zahlen soll es ein anderer.

Historisch betrachtet zerfleischt sich die Stadt in einer Krise, also der Zeit in der das Land keinen Tribut mehr in die Stadt schickt, selbst und verschwindet. Unweit der alten Städte bilden sich oft neue Zentren die dann neue Städte bilden. Oftmals hauchen diese neuen Zentren den alten Städten dann wieder Leben ein.

Im postmodernen Sozialstaat wird die Stadt, vom vitalsten Organ der Nation aber scheinbar zum Geschwür. Fast Zwangsläufig.

Wenn Ressourcen einfacher durch Erpressung zu lukrieren ist als durch selber erwirtschaften, wird Erpressung zum Stützpfeiler der Gesellschaft.

Das tragische Faktum ist aber dass die Stadt eben, jenseits ihrer Stimmkraft, erschreckend wenige Druckmittel in der Hand hat.

Die Städte Europas sind im Moment machttrunken. Eine Ausnüchterungskur wäre nötig, ist aber im aktuellen Setup nicht zu realisieren.

Damit sind die Städte der Garant für die nächste existentielle Krise, die sie schmerzahft heilen wird.

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Spinnchen

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Miki

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