Akzelerationismus ist die Ideologie dass alle Systeme zwangläufig in einem vorhersagbaren Szenario gipfeln. Ist das Endszenario für die eigene Weltsicht günstig, oder aber ermöglicht eine Veränderung zu einem anderen günstigen Szenario, macht es Sinn die Situation dorthin zu beschleunigen, selbst wenn es bedeutet die eigene Sache zu bekämpfen.
Ein praktisches Beispiel ist es mit einem Auto in einen See zu fallen. Druch den Wasserdruck ist es dem Passagier unmöglich die Türen zu öffnen und zu entkommen. Jeder Versuch gegen den Druck anzukämpfen ist daher kontraproduktiv. Das Wasser wird den Raum zwangsläufig mit Wasser füllen und den Passagier ertränken, gibt aber gleichzeitig die Türen frei und ermöglichen sein Entkommen. Der Vorgang kann aber auch beschleunigt werden indem man eine Scheibe zerschlägt. Dem Uneingeweihten mag das absurd erscheinen, aber faktisch ist es die beste Möglichkeit die Situation zu überleben: man beschleunigt das unausweichliche um sich in eine günstigere Situation zu manövrieren, obgleich es im ersten Moment wahnsinnig wirkt.
Politisch linker Akzelerationismus basiert auf der Annahme dass Kapitalismus sich selbst stranguliert. Sie ist nicht sonderlich weit verbreitet da jede Förderung von Laissez-faire Kapitalismus bewiesen hat dass er zu mehr Wohlstand führt. Obgleich die Wurzeln des modernen Akzelerationismus eindeutig links zu verorten waren ist der aktuell erstarkenden Akzelerationismus klar auf der rechten Seite. Um die schwarze Pille zu verstehen muss man aber erst die rote Pille betrachten.
Der Begriff des „redpilling“ bezieht sich auf eine Szene aus dem film "Matrix" in der der Held die Wahl hat in einer Scheinwelt zu leben oder der fürchterlichen Wahrheit ins Auge zu blicken. Er hat die Wahl zwischen der roten und blauen Pille. Der Held wählt die Rote während der Schurke der Geschichte sich nach der bequemen Lüge der blauen sehnt. Der Begriff wird von der Neuen Rechten (new right) benutzt um Menschen davon zu überzeugen dass sozialistische Systeme im wesentlichen Kartenhäuser sind die auf Lügen aufgebaut wurden. Eine kritische, logische, rationelle Analyse der Geschichte, grundlegender Moral und eine strenge Beurteilung der Menschheit im Allgemeinen lässt viele Menschen verstehen warum Kapitalismus, die Nation und die Demokratie von der Elite gehasst werden und warum seitens der Elite so getan wird als ob es genau andersherum wäre.
Die Leute die man so überzeugen kann stehen politisch betrachtet nicht wirklich rechts, es sind überwiegend Zentristen die von Links Außen aber als Rechte bezeichnet werden.
Ein Segment des Rechten Flügels (alt right), der Teil der wirklich rechts ist, sieht die Welt naturgemäß anders. Für diesen Flügel ist Demokratie keine Option, die Nation Mittel zum Zweck und Kapitalismus ebenso unzureichend. Der Rechte Flügel verteilt im Moment die black pills. Das transportierte Sentiment ist dass Gesellschaften mehr sind als die Summe ihrer Teile, eine Idee die sie mit dem linken Flügel teilen (nicht aber mit der individualistischen Mitte), sind.
Hier gilt es zu verstehen dass sowohl der Linke Rand als auch der rechte Rand Kollektivisten sind.
Die Grundthese die von den Blackpillern vertreten wird ist dass wir am Ende unserer Zivilisation angekommen sind und der Westen, so wie wir ihn kennen, nicht zu retten ist. Sinkende Geburtenraten, überwuchernde Korruption und unfinanzierbarer Sozialismus werden dem Westen den Todesstoß geben und wir können nichts tun um das zu verhindern. Ergo wäre es sinnvoller die Situation zu beschleunigen.
Das äußert sich im Anzetteln von Konflikten oder in der vermeintlichen Unterstützung destruktiver Kräfte. So ist die Unterstützung von Andrew Yang in Amerika zu einem erheblichen Teil auf den rechten Flügel zurückzuführen.
Was wenigstens witzig anzusehen ist.
Andere Kräfte wollen es drastischer und versuchen das oft besungene letzte Gefecht schneller zu provozieren. Der Terror in Neuseeland ist genau diese Taktik und wir werden noch mehr davon sehen. Diese Kräfte rechtfertigen ihre Gewalt mit der Gewalt der Gegenseite, die Gegenseite tut das Gleiche. Das gewünschte Resultat ist ausreichend Druck auf die Mitte auszuüben um sie in eines der Lager zu drängen. Historisch betrachtet hat die Linke in so einer Situation keine Chance und die Rechte kann die Macht übernehmen und die Mitte unterdrücken.
Ich bin kein Akzelerist und ich denke wir sind nicht am Ende. Ich denke dass wir verstehen müssen was hier passiert und das die einzige Waffe gegen einen Bürgerkrieg, den rechts und links wollen, Worte sind. Wir müssen wieder miteinander reden, wir müssen streiten und lernen dass man nicht in allen Bereichen einer Meinung sein kann.
Und wir müssen jene Elemente die nicht Kompromissfähig sind auf ihre Plätze verweisen. Es ist Zeit für die Mitte Zähne zu zeigen und zu sagen „Bis hier her und nicht weiter“.
Die Mitte muss dem Kollektivismus den Kampf ansagen. Kommunisten, Nationalsozialisten, Ethnonationalisten und Religöse. Wer auch immer nicht bereit ist in einem System zu leben das auf Kompromiss basiert, kann hier nicht leben.