Bevor wir beginnen mit Menschen zu interagieren wollen wir üblicherweise herausfinden mit welcher Sorte Mensch man es zu tun hat. Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten: man stützt sein Vorurteil darauf was derjenige ist oder auf das was er getan hat und im Moment tut.
Aus genau diesem Grund lässt sich derjenige der jemanden zum Bewerbungsgespräch einladen könnte vorher einen Lebenslauf schicken. Dieser Lebenslauf informiert ihn darüber was wir getan haben und auf dieser Basis entscheidet er ob er uns zum Gespräch einlädt oder nicht. Die Geschichte einer Person liefert zwar keine brauchbare Basis für eine Beurteilung aber es gibt uns eine Idee wie sie wohl sein wird. Sucht man jemanden der den Job die nächsten 20 Jahre tun sollte, dann lädt man niemanden ein der in den letzten 10 Jahren 11 Jobs gemacht hat.
Diese Möglichkeit gibt es aber meistens nicht. In den allermeisten Fällen stützt sich das Vorurteil darauf „was jemand ist“. Hierbei kann man unterschiedliche Charakteristika heranziehen. Der Rassist etwa betrachtet die Hautfarbe und schließt daraus, der zivilisierte Mensch hält nach Statussymbolen Ausschau und der Fanatiker nach religiösen Symbolen. Ein Chinese mit einem teuren Maßanzug und einem Kreuz um den Hals ist also für den Rassisten ein Chinese, für den Zivilisierten ein Mitglied der höheren Schichten und für den Religiösen ist er ein Christ. Nichts davon muss zutreffen. Oft ist es aber korrekt.
Die wesentliche Funktion des Vorurteils ist es abzuschätzen ob man es riskieren sollte mit dem Gegenüber zu sprechen. Selbst Menschen die postulieren dass Vorurteile Unsinn sind machen einen gigantischen Bogen um den dicken Biker mit der Narbe quer übers Gesicht in seiner Hells Angles Jacke und evaluieren nicht wirklich ob es sich dabei nicht eventuell um einen zuckersüßen Menschen handelt.
Vorurteile sind im ersten Moment also nichts schlechtes.
Vorurteile werden nur dann ein Problem wenn Menschen auf ihnen beharren. Wenn jemand etwa das Vorurteil hegt das jemand mit einem Che T-Shirt Homosexuelle hassen, (weil Che so gern Homosexuelle tötete. In Kubanischen Lagern hingen Schilder die besagten „Arbeit macht dich zum Mann“) und die Person dann im Gespräch sagt dass das eine Information wäre die ihm unbekannt und er hätte gar nichts gegen Homosexuelle, wäre es falsch denjenigen weiterhin als Homophob zu beschimpfen. Was die Person ist und wie sie wirkt ist oft nciht das Gleiche.
Das Problem am Tribalismus ist das für den harten Tribalisten unerheblich ist was man tut. Alles was zählt ist was man ist, oder vorgibt zu sein. Für den Rassisten zählt etwa nur ob sein Gegenüber aussieht wie er, für den Religiösen ob sein Gegenüber an den gleichen Gott glaubt und für den Ideologen zählt zu welcher Ideologie sich sein Gegenüber bekennt. „Was“ derjenige aber tut ist unerheblich, solange er es tut um die eigene Gruppe zu fördern.
„Die Anderen“ sind ja ohnehin keine „echten Menschen“. Systematischer Massenmord wird so zu nicht mehr als einer Notwendigkeit um die Welt zu verbessern, denn „wir sind die Guten und alle andren machen die Welt schlecht“.
Tatsache ist aber:
Tribalistisch zu handeln ist einfach.
Menschen auf Basis ihrer Handlungen zu bewerten ist schwierig.
Tribalismus wird daher noch lange eine erhebliche Rolle in unserem Leben spielen, mindestens so lange bis wir Computer im Kopf haben und mit einem Blick auf einen Fremden dessen Lebenslauf udgl. abrufen können. Es gilt nur eben zu erkennen dass ein Beharren auf dem Tribalismus uns von der Welt isoliert und man im Bezug auf Menschen oft falsche Urteile bildet.