Im 15. Jahrhundert löste die Händlerklasse in Europa die Priester und Krieger als dominante Klasse ab und seitdem versuchten wir alle dem Ideal der Händler zu folgen und Geld zu schöpfen. Vor dieser Zeit eiferten wir mal den Kriegern, mal den Priestern nach, je nachdem wer die Hosen gerade an hatte. Smith und Marx, die wir als polare Gegensätze sehen, argumentieren beide aus dem exakt gleichen Framework heraus: aus der materialistischen Händlermentalität.

Smith postulierte, dass die Gesellschaft besser wäre, wenn jeder versucht, so viel Geld wie möglich zu machen, weil er so sein Potential bestmöglich ausschöpft und Nachfrage bedient.

Marx hingegen argumentierte, dass die Gesellschaft besser wäre wenn jeder so viel macht wie er kann und nur so wenig wie nötig rausnimmt.

Setzt man diese Logik aber mit den Idealen der früher dominanten Klassen im Gegensatz, sprich dem Streben nach Macht und Ehre bei den Kriegern oder Pietät, Glaube und seelische Stärke bei den Priestern, stehen sich Smith und Marx plötzlich sehr nahe und sind meilenweit von Nitobe oder Siddhartha entfernt.

Unser Paradigma war vor 100 Jahren unbestritten das der Händler, egal ob wir Kapitalisten oder Sozialisten waren. Und viele von uns, der Autor inklusive, hat noch immer dieses materialistische Weltbild.

Das führt dazu, dass wir andere Kulturen, die ein Priester-, Bürokraten- oder Kriegerparadigma leben nicht verstehen. Was nicht so schlimm wäre, wären wir nicht im Wandel.

Unsere Kultur bewegt sich von einem Händlermindset zu einem Bürokratenmindset und das seit nun etwa eben hundert Jahren. Ein Teil von uns hängt dem alten Händlermindset, wie gesagt, noch immer an und bildet so, weil sie das Alte wollen, die rezenten Konservativen, wohingegen die Anhänger der Bürokraten welche die neue Professional–managerial class als Ideal und Machthaber propagieren den Übergang in das neue Bürokratenparadigma pushen.

Die Linke verabschiedete sich vom marxistischen Ideal und hörte auf mit Zahlen zu argumentieren. „Woke“ ist das Resultat. Woke postuliert, dass es unzählige Probleme in der Welt gibt die es zu managen (nicht lösen!) gilt.

Die Händler, Arbeiter, Handwerker und dergleichen sollen tun was die Manager sagen und um Manager zu sein muss man vorher den Spießrutenlauf durch die Universitäten machen und Teil des Clubs sein der den Materialismus verachtet und das Bürokratenweltbild verinnerlicht hat.

Dieser Umstand führt zu der Verwirrung der Hippielinken die ihrerseits noch in der alten Denkweise verhaftet sind dass die Linke an der materialistischen Verbesserung der Arbeiter sein sollte und verwundert ist warum die Linke die Arbeiter heute verachtet.

Der Grund ist dass das Ideal der Woke-Linken nicht mehr der bauernschlaue Arbeiter ist, sondern der universitär Gebildete der sich mit Problemen beschäftigt die nur er sehen kann.

Der Klassenkampf, den wir heute sehen ist der Kampf zwischen Bürokraten und Händler auf der einen Seite und dem erstarken der Priester insbesondere durch den Islam an einer dritten Front.

Der Klassenkonflikt mutierte also im letzten Jahrhundert von einem Händlerinternen Kampf zu einem Dreifrontenkonflikt zwischen den Weltbildern der Bürokraten, Händlern und Priestern, mit einer erstaunlich ruhigen Kriegerkaste, die dem Ganzen zusieht. Für den Moment jedenfalls.

Die Wahl in den USA macht unter diesem Gesichtspunkt eine Spur mehr Sinn. Trump ist die Verkörperung des bauernschlauen Händlers, Harris ein Avatar der Bürokratie.

Wenn Kommentatoren auf beiden Seiten sagen, dass es in der Wahl um die Seele Amerikas ging, dann meinen sie vermutlich genau, was wir gerade besprechen haben. Soll die Seele Amerikas die eines Händlers oder die eines Bürokraten sein?

Amerika hat diese Wahl noch zu treffen, Europa hat (mit dem zweiten Weltkrieg) den Gang in die Bürokratie vollständig vollzogen, weltlich und geistig und deswegen ist Trump für so viele Europäer so unerträglich. Er verkörpert ein Ideal einer Kaste die wir als der Führung heute unwürdig empfinden: den Arbeiter, den Händler, den Emporkömmling, jemand der nicht berrechnebar ist.

Der Europäer hingegen will einen Führer, der sein Mandat vom Staat erhalten hat, der vorselektiert wurde, ein Kind der Gremien, Parteien und Bescheide. So jemand ist für ihn würdig.

Trump zeigt eine Alternative auf, die der Europäer nicht sehen will, weil es die Frage in den Raum stellt ob die Händler nicht besser als Steuermänner sein könnten als die Bürokraten und ob es wir waren die falsch abgebogen sind.

Und wer will sich schon so eine Frage stellen?

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Bachatero

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Matt Elger

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