Der Sohn eines Freundes fragte sich vor kurzem warum denn alle Superhelden Männer wären. Sein Vater verwies auf die zahlreichen Superheldinnen, aber die kannte der Junge nicht. Nicht einmal Wonderwoman.
Im folgenden Gespräch spekulierte der Bub darüber warum das so sei, er vermutete weil alle diese Helden von Männern erfunden wurden und auch alle an der Produktion beteiligten Männer wären. Das ist aber nicht ganz richtig. Richtiger ist die Ansicht dass sie für Jungen gemacht wurden.
Comics sind moderne Mythen. Superman ist einfach ein moderner Gilgamesch oder Sigurd.
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Mythen wiederrum sind unterhaltsame Geschichten die Kultur vermitteln und Teil der Kultur ist die Tugend.
Tugendhaft ist wer sich vorbildlich verhält und das bedeutet im Wesentlichen, dass man sich an ein definiertes Vorbild heranbewegt hat. Was dieses Vorbild ist, ist aber mindestens alle 50 Jahre und 1000km etwas anders. Es gibt allerdings gewisse Konstanten. Praktisch überall auf der Welt sind männliche und weibliche Tugenden recht ähnlich.
Andere Tugenden aber können sehr unterschiedlich sein. Gilt etwa Mäßigung in der westlichen Würdekultur als tugendhaft, gilt die rechtschaffene Wut in Ehre Kulturen eben als tugendhaft und westliche Mäßigung wird als schändliche Feigheit angesehen.
Mythen haben also eine gewisse Zielgruppe. Man kann aber ohne der Zielgruppe anzugehören eine Tugend einer anderen Gruppe erfüllen. Ob das dann auch anerkannt wird, steht auf einem anderen Blatt.
Die Idee einer universalen Tugend ist aber naiv. Wie schon dargelegt kann etwas von einer Person als Tugend und von einer anderen als Schande angesehen werden. Für den Kapitalisten ist etwa jemand der Arbeitsplätze schafft ein tugendhafter Mensch, für den Sozialisten ist er ein Monster.
Das ist auch völlig in Ordnung.
Eine Vielfalt aus Ansichten bereichert die Welt. Unterschiedliche Tugendmodelle führen zu unterschiedlichen Gesellschaften.
Die Amish etwa erreichen mit ihrer technologiefeindlichen Kultur, ebenso wie die australischen Aborigines eine perfekte CO2 Neutralität, in der westliche Kultur stirbt hingegen kaum jemand an Karies. Die Vor- und Nachteile der Kultur sind also eine direkte Folge der gelebten Tugenden. Solange die Kulturen friedlich nebeneinander existieren ist dieses Setup überaus bereichernd und Menschen können, je nach eigener Vorliebe, unterschiedlichen Tugenden in unterschiedlichen Kulturen nacheifern.
Tugenden machen aber niemals Spaß.
Würden diese Handlungen Spaß machen, wären sie ja keine Tugenden sondern Freizeitaktivitäten. Tugend bedeutet immer Opfer zu bringen. Und hier finden wir zurück zum Superhelden. Moderne Interpretationen des Superheldenmythos akzeptieren diesen Opfergedanken sehr eindeutig.
Das überaus erfolgreiche Marvel Cinematic Universe zeichnet die Helden in Endgame allesamt gebrochen. Jeder Einzelne leidet unter posttraumatischem Stress. Natürlich sind die Helden Helden aber nicht ihre Fähigkeiten machen sie zu Helden sondern die Entscheidung diese Kraft zu nutzen und ihre Lebensqualität zu opfern um die Schwächeren zu schützen. In einer Welt voller Superkräfte kann also ohne weiteres angenommen werden, dass andere Menschen mit solchen Kräften einfach zuhause bleiben und den Kopf einziehen.
Der Kern der männlichen Tugend ist also immer die Bereitschaft für Frauen und Kinder zu sterben. Das hat rein biologisch mathematische Gründe: eine Gesellschaft verkraftet einen Haufen tote Männer besser als einen Haufen toter Frauen.
Weibliche Tugenden hingegen sind deutlich komplexer, verlangen aber eben nicht wirklich die Bereitschaft für andere zu sterben sondern „nur“ Aufopferung.
Das macht keine guten Geschichten.
Entsprechend hat der männliche Mythos einfach immer die Nase vorne gehabt, weil es einfach interessanter ist zu hören wie Gilgamesch einen Stier bekämpft oder Ironman fliegende Dinoschildkrötenroboter sprengt. Die Geschichte einer Mutter Teresa wirkt dagegen eher langweilig. Bridget Jones gilt als einer der wenigen Filme in denen Teile weiblicher Tugend recht publikumswirksam rübergebracht wurden, hat aber eben nicht den Erfolg einen blitzeschleudernden Donnergottes.
Dies führte zu einem gewissen Neid auf Seiten des postmodernen Feminismus.
Die entsprechende Lösung war es also die spannenden Geschichten mit weiblichen Körpern zu besetzen (nicht aber weiblich zu beseelen).
Das Resultat waren aber einfach nur Frauen die männliche Tugenden lebten. Männer finden das grundsätzlich ansprechend, wir mögen Frauen in engen Outfits die Leute verprügeln. Wonderwoman, die Seite an Seite mit Batman und Superman Böseweichte verprügelte war schon 1960 ein Hit.
Was Männer nicht mögen ist wenn die Heldin sich auf Kosten der Helden in Szene setzen ala Captain Marvel. Das liegt daran dass Kooperation eben auch so eine lästige männliche Tugend ist.
Wie aber sind wir dort hingekommen?
Wie so oft finden wir das Problem in den 60iger und 70iger Jahren. Die 68iger rückten von der Idee der Tugend ab und etablierten die Idee der Selbstverwirklichung. Die Idee hierbei war es eben die unlustigen Dinge sein zu lassen, denn wozu sollte man sich Aufopfern oder gar Opfern? John Lennon besang es mit den Zeilen:
Imagine there's no countries
It isn't hard to do
Nothing to kill or die for
And no religion, too
Klingt nett, kratzt aber nur an der Oberfläche dieser Weltsicht, denn erst wenn man sich von echter Elternschaft verabschiedet gibt es nichts mehr für das es sich zu sterben lohnt.
Tugend musste also dem Hedonismus weichen und langsam aber sicher machte man aus allen möglichen witzigen oder faulen Handlungen eben Tugenden und die Tugenden wurden entweder lächerlich gemacht oder aber zur Sünde erklärt. Die Bereitschaft für seine Kinder große Opfer zu bringen wird belächelt und statt dessen wird feiges Akzeptieren von praktisch Allem als tugendhafte Toleranz gefeiert.
Die Generationen die nun mit deutlich weniger Tugend aufgewachsen sind, versuchen nun verzweifelt aus dem Mythos die Tugend neu zu erfinden. Der so oft verfluchte Jordan Peterson wurde Millionär indem er Dingen erzählte die die Babyboomer noch von ihren Großeltern lernten:
„übernimm Verantwortung, mach was aus deinem Leben, sei nützlich dann hast du Wert in den Augen der anderen und ohne diese Anderen wirst du es verflixt schwer haben.“
Tugendhaft zu sein ist harte Arbeit und nicht witzig. Dazu kommt der Hass des untugendhaften Menschen, denn nichts ist für einen feigen und faulen Menschen schlimmer als jemanden zu sehen der für seinen Erfolg arbeitet und Nutzen für andere schafft.
Eine der Tugenden unserer Zeit ist es also die Ideale unserer Eltern und Großeltern zu verwerfen.
Die Idee dass die „Gesellschaft das lösen müsse“ muss wieder verworfen werden. Wir müssen zurück zu der Frage „Wie kann ich Nutzen stiften?“
Denn am Ende ist wahre Tugend nicht viel mehr als mehr zu geben als man nimmt.