Seit Jahren sprechen politische Analysten von einem Kulturkrieg im Westen. Dieser Konflikt hat seine Ursache vermutlich in der Diversifikation der Medien.

Bis in die 90iger gab es zwischen „Links“ und „Rechts“ mehr Überschneidung als Trennung, in dieser Grafik exemplarisch für die USA dargestellt.

PEW research https://www.businessinsider.com/

Das lag vor allen Dingen vermutlich an der eher überschaubaren Menge an Medien.

"Linke" wie "Rechte" konsumierten weitgehend die gleichen Medien, in Österreich drehte sowohl der Rechte wie auch der Linke um halb acht den Fernseher auf und sah sich die ZIB an.

Man kam natürlich gelegentlich zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen aber die fundamentalen Daten waren vorwiegend ident, eben der Beitrag im Fernsehen oder die Artikel in der Zeitung.

Die Demokratisierung der Medien hat das geändert, Menschen konsumieren eklatant unterschiedliche Medien und durch das so wegfallende gemeinsame Fundament, driften die Weltbilder notwendigerweise auseinander.

Die Linke und die Rechte haben heute mehr Trennendes als Verbindendes, wie eben in der Grafik zu sehen.

Diese Trennung ist aber auch nicht geographisch entkoppelt, so dominiert die Linke fast überall die Stadt, wohingegen das Land konservativ bleibt. In anderen Worten: Ballungszentren sind auf politischen Karten fast immer sichtbar anders als ruale Gebite.

die Presse https://www.diepresse.com/

In der USA zeichnet sich etwa eine Spannung zwischen Küsten und Herzland ab.

http://metrocosm.com/ http://metrocosm.com/

Das Schlachtfeld dieses ideologischen Krieges sind die Kommentarbereiche des Internets und die sozialen Medien und solange es ein Krieg der Worte war, solange wars nicht so schlimm. Dann aber manifestierten sich diese Konflikte in Form von Protesten, Aufständen bis hin zu Abspaltungsversuchen wie etwa in der Capitol Hill Autonomous Zone 2020.

Die Unruhen in den USA seit 2020 haben in etwa 2 Milliarden an Sachschaden verursacht und zu mindestens 19 Leben gefordert. Tragisch aber überschaubar.

Das Problem an der Sache ist, dass es hier nicht endet.

Genau wie zwischen Kalifornien und Texas Spannungen aufgrund von Ideologie besteht, bestehen solche Spannungen auch zwischen Westeuropa und Osteuropa und in weiterer Folge zwischen Ost und West, in immer größer werdender Form.

Der Osten sieht den Westen seit Jahrzehnten als überheblich und dekadent an. Das ist aber nicht das Problem. Das Problem ist, dass der Osten nun zu diesen wenig schmückenden Adjektiven das Wörtchen „wahnsinnig“ hinzugefügt hat.

Folgt man östlichen Quellen wird das offensichtlich. Tut man das nicht, bleibt es einem verborgen und unverständlich.

Um ein Beispiel vorzubringen: als Kamala Harris als Vizepräsidentin der USA angelobt wurde, wurde mehrmals darauf verwiesen, dass sie eine Frau sei und dieser Tag damit historische Relevanz hätte. Als sie dann bei einer nachfolgenden Pressekonferenz gefragt wurde was denn nun eine Frau sei gab sie darauf keine Antwort. Sie konnte nicht. Egal was sie gesagt hätte, irgendwer hätte Einwände erhoben.

Ein Politiker der aber zwischen Mann und Frau nicht unterschieden kann verliert im Rest der Welt jede Glaubwürdigkeit. Bei uns? Nun, bei uns muss man dann einen Sesselkreis mit Genderstudy Professoren und Transaktivisten bilden und sagen, dass Männer die mit einer Vagina geboren wurden auch Kinder bekommen können und das Recht hätten welche zu zeugen, auch wenn sie biologisch nicht dazu im Stande sind.

Für weite Teile des Westens klingt das logisch.

Für den Rest der Welt nicht.

Der Rest der Welt will diesen ideologischen Wahnsinn nicht, den weite Teile des Westens als Erleuchtung und als Fortschritt ansehen.

Und hier finden wir den Bogen zur Zerstörung der Ukraine.

Russland ist konservativ und seine Erfahrung mit dem Sozialismus hat Russland gegen ideologisch getriebene Politik geimpft. Oder paraniod gemacht.

Wie dem auch sei, Russlands Politik ist getrieben von pragmatischer Angst und ein Teil der Angst besteht darin, dass die westliche Woke Ideologie nach Russland überschwappt und auch in Russland die Menschen die Fähigkeit verlieren zu definieren was Mann und was Frau ist.

Die Politik des Ostens war die letzten Jahre von Schadenfreude geprägt, man freute sich, dass der Westen sich in inneren Spannungen verlor, jetzt aber schwankt es Richtung Panik, dass man den gleichen Unsinn selber im Land haben könnte. Russland, China und Indien möchten sich mit der Vorstellung von brennenden Innenstädten nicht anfreunden. Entsprechend hat sich die Rhetorik drastisch geändert, durchaus zum Leidwesen von Menschen für die die Woke Bewegung vorgibt zu sprechen.

Aus dieser Angst, sei sie nun berechtigt oder neurotisch ist unerheblich, entsteht die Idee, dass man diese fremden, zerstörerischen, staats- und gesellschaftszersetzenden Ideologien von den eigenen Küsten fernhalten muss.

Koste es was es wolle.

Die westliche Wokeideologie wird als Krebs gesehen der ohne Rücksicht aus der Gesellschaft geschnitten werden muss, dabei werden Kollateralschäden in einem Ausmaß akzeptiert die uns unverhältnismäßig erscheinen, aus der Sicht eines Akteurs der aber davon aus geht dass es sich hierbei um eine Leben oder Tod Situation handelt, völlig vernünftig erscheinen: wenn man sich ein Bein abschneiden muss um zu überleben, dann tut man es.

Diese Schlussfolgerung impliziert aber, dass unser Kulturkrieg nun nicht mehr eine Hand voll Menschen und ein paar Milliarden an Sachschaden verursacht hat, sondern uns bis an die Grenze des dritten Weltkrieges führen kann.

Und wir es nichtmal merken was da gerade passiert.

Der Ausweg aus diesem Problem besteht nun, vor allem für den Osten, darin die Demokratisierung der Information und der Medien drastisch zu reduzieren, ein Weg also den China schon vor Jahren gegangen ist und den Russland nun auch immer stärker einschlägt.

Und diese Lösung wird Schule machen, denn Gesellschaften die über mehr Konsens als Dissens verfügen, haben zwangsläufig mehr Solidarität, Stabilität und Einigkeit als jene Gesellschaften die tief gespalten sind. Wie der Westen im Moment.

Es ist zu befürchten dass autoritäre Strömungen Fahrwasser gewinnen werden und die Information wieder in irgendeiner Form gleichgeschalten wird oder aber wir auf Basis unserer Unterschiedlichen Ansichten getrennte Wege gehen werden müssen.

Ein Imperium wie das russische, chinesische, die EU oder die USA können am Ende des Tages nur überleben, wenn ihre Bevölkerungen, zumindest auf fundamentaler Ebene, die gleichen Ansichten teilen.

Ob das die Sache wert ist, ist natürlich eine völlig andere Frage.