Im 2 Jahrhundert machte sich der Historiker Polybios Gedanken darüber wie sich Verfassungen ändern. Die Geschichte hatte schon damals Republiken, Königreiche und Terrorherrschaften kommen und gehen sehen und auch wenn die Geschichtsschreibung nicht systematisiert war, so konnte man eines klar erkennen: Gute Ideen verkommen immer wieder rasch in ihren miesen Ausführungen.
Begeben wir uns doch kurz auf eine grob vereinfachte Rundreise durch die Verfassungen.
Das Rad begann vermutlich bei der Aristokratie (Oder auch nicht). Eine Gruppe wohlwollender Älteste stellten sich zusammen und überlegten sich was man wohl tun müsste damit es der Gruppe besser ginge. Man fragte das Fußvolk nicht, aber man handelte in ihrem Interesse. Das währte nicht ewig, die Gruppe wurde langsam von egoistischen Einzelpersonen unterwandert die darauf aus waren, die Gruppe auszubeuten.
Die Oligarchie war nun die aktive Gesellschaftsform. Irgendwann wurde das der Bevölkerung zu bunt (denn oft war das Volk doch klüger und tatkräftiger als die Mächtigen glaubten) und sie stürzte die Oligarchen (selten unblutig) und beschoss die politische Arbeit selber zu erledigen. Das Volk arbeitete nun im Namen und auch im Sinne des Volkes.
Dieses System nennt sich Politie und entspricht heute unserem modernen westlichen Ideal.
Natürlich hält aber auch dieses System nicht. Die Bevölkerung verwechselte spätestens nach einigen Generationen das Privileg der Mitgestaltung mit einer lästigen Last, außerdem erkannt sie, dass jeder Bürger nur noch auf seinen eigenen Nutzen schaute. Politik wandelte sich zu einer Kollision aus tausenden Einzelwünschen, zu purem Chaos. Wir befinden uns gerade in der Ochlokratie (auch als Demokratie bezeichnet), der Pöbelherrschaft.
„Warum sich ständig Gedanken machen?“ Dachte sich das Volk „Kann das nicht jemand tun der das besser kann? Ein edler Führer? Jemand der für alle arbeitet?“
Willkommen in der Monarchie! Der Monarch ist ein edler Mensch der selbstlos im Sinne des Volkes arbeitet. Der erste Diener des Staates, sozusagen.
Wir wissen dass diese Form besonders rasch Schattenseiten zeigt. Sofort kommt der Tyrann ins Spiel, der egoistische Mensch der die Massen als seine Sklaven sieht und in die eigene Tasche arbeitet. Es ist eine Frage der Zeit bis eine Gruppe Mächtiger das Volk nutzt um sich des Tyrannen zu entledigen. Hier schließt sich der Kreis zur Aristokratie.
Im Laufe der Jahrhunderte haben sich einige Menschen Gedanken zu diesem Kreislauf gemacht, vorwiegend dazu wie dieses Rad zu stoppen sei, denn jedes Weiterlaufen, von einer Speiche zur Nächsten ist mit lästigen Revolutionen verbunden, die Geld, Zeit und Menschenleben kosten. Mal mehr, mal weniger.
Viele Denker kamen zum Schluss dass Mischverfassungen eine gute Lösung waren.
Die römische Republik etwa aktivierte ein monarchistisches System im Krieg, der Staat wurde sonst von einer Aristokratie geführt (dem Senat) und auf niederer Ebene wurde das Volk befragt (etwa im Concilium Plebis).*
(*grob vereinfacht)
Jede dieser Körperschaften wollte natürlich mehr Macht und so musste jeder ständig dafür sorgen im Volk Ansehen zu sammeln. Ein Versumpfen des Systems war so gehemmt, passierte aber schlagartig wenn sich Macht an einer Stelle verdichtete. Ein ständiger Wettbewerb der Systeme motiviert die einzelnen Akteure die Bevölkerung hinter sich zu scharen und das geht eben doch noch am einfachsten indem man das tut was das Volk will.
Die Frage die sich daraus ergibt ist wesentlich und definiert die aktuelle Polarisierung unserer Bevölkerung:
„Soll die Politik unsren Willen umsetzen, oder soll uns die Politik führen, weil wir, als Volk, zu dumm sind um zu wissen was gut für uns ist?“
Während die Radikalen am linken und am rechten Rand scheinbar nach Führung lechzen, vermisse ich die Stimmen die sagen dass wir fähig und auch willens sind uns selbst zu führen.
Leben wir in der Politie, oder doch in einer Demokratie?