Vor wenigen Tagen hatte ich eine durchaus interessante Diskussion über Kriminalität. Mein Diskussionspartner argumentierte, dass Kriminalität immer eine Ursache sozioökonomischer Probleme sei und Verbrecher nie wirklich an ihrer eigenen Situation schuld seien. Schuld sei immer die Gesellschaft, die sie dazu gezwungen hat, kriminell zu werden. Eng damit verbunden war auch sein Argument zur Sozialhilfe: jedem, der aus eigener Kraft nicht überleben kann bleibt ja nichts anders übrig, als zu stehlen und von Leuten zu stehlen, was sie nicht wirklich brauchen, sei kein echtes Stehlen, schließlich geht ihnen die Sache nicht wirklich ab.
Nachdem wir jeden dieser Aspekte debattiert haben, stolperten wir über ein Problem, das mein Freund nicht wirklich beantworten konnte:
Warum gibt es reiche Kriminelle?
Das Problem hier ist, dass mein Gegenüber über die Jahre sehr oft darauf pochte, dass die Reichen viel schlimmer seien, ein Handtaschendiebstahl sei nichts gegen den Investmentbanker der Firmen ausbeutet und das Ersparte der Arbeiter verzockt. Und auch das kann man debattieren, aber das Problem ist, dass diese beiden Ansichten sich gegenseitig ausschließen.
Wenn Kriminalität eine Folge von Armut und nicht die Ursache von fehlender Moral, Narzissmus, psychischer Störung, asozialer Ansichten und der Gleichen ist, warum klaut dann der Millionär?
Und hier stockte dann die Debatte.
Wenn Kriminalität eine Entscheidung ist, wenn absolut jeder von uns sich entscheiden kann, entweder ein Verbrecher zu werden oder nicht, wenn aus dem gleichen sozioökonomischen Umfeld Menschen kommen, die für ihr Geld arbeiten und solche, die es stehlen, dann kann die Schlussfolgerung nicht stimmen und bestätigen Ansichten, dass Verbrecher eine aktive Entscheidung getroffen haben Verbrecher zu sein und sich damit aktiv dagegen entschieden haben, gemeinsam mit der Mehrheitsgesellschaft Arbeit zu leisten die uns alle weiter bringt.
Thomas Sowell etwa argumentierte in einem Aufsatz zu dem Thema, dass die Verbrechenskarriere für ein Teilset der Menschen tatsächlich ökonomisch sinnvoll ist. Dieses Set sind Menschen die zu wenig intelligent sind um mit dem Durchschnitt mitzuhalten aber intelligent genug sind Verbrechen zu begehen. Menschen mit einem IQ von unter 75 etwa sind vier mal häufiger kriminell als jene mit einem IQ von über 100. Das sind aber auch die die unsere Gefängnisse füllen, sprich die die erwischt werden. Erfolgreiche Kriminelle bewegen sich, scheinbar, im Range 85 bis 95, die Studien dazu sind aber widersprüchlich. Wilson and Herrnstein argumentieren, dass in Gesellschaften die Verbrecher üblicherweise 8 bis 10 Punkte unter der nichtkriminellen Bevölkerung liegen. Aber auch das erklärt nicht warum Millionäre (die fast immer einen höheren IQ haben) ab und an dabei erwischt werden zu klauen.
Darüber hinaus müsste praktisch die ganze Welt klauen, da unsere Definition von Armut den Mittelstand in der ärmeren Welt beschreibt. Warum klauen die nicht alle?
Die Idee, dass Kriminalität eine direkte Folge von Armut ist damit nicht haltbar, weil die daraus resultierende Folgen (Reiche begehen keine Verbrechen und alle die gleich arm sind klauen) in der Realität nicht beobachtbar sind.
Daraus folgt, dass jeder Verbrecher eine Wahl getroffen hat und die Gesellschaft ihm nichts schuldet. Es liegt in unserem Interesse solche Leute zu nützlichen Mitbürgern zu machen und ich denke in vielen Fällen ist das möglich aber eine Pflicht haben wir nicht. Jemand der sich entscheidet zu stehlen und von den Früchten anderer zu leben ohne selber einen Beitrag zur Wertschöpfung zu leisten ist für die Gesellschaft weder nützlich noch tragbar.
Er ist nicht das Opfer sondern der Täter.
Unsere Vorfahren haben das Jahrtausend lang verstanden und wir haben diese Wahrheit für wenige Jahrzehnte aus den Augen verloren.
Es gilt sich zu erinnern was schon immer wahr war: Verbrecher haben eine Entscheidung getroffen und diese Entscheidung bringt sie in Opposition mit der restlichen Gesellschaft, macht sie zu Feinden der Gesellschaft, nicht zu ihren Opfern.
Unsere Aufgabe ist nicht sie zu verstehen sondern unsere Mitmenschen vor ihnen zu schützen.
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