Stell dir vor Du müsstest zwischen zwei Personen wählen. Beide möchten ein Geschäft eröffnen und du möchtest in das Geschäft investieren. Mit deinem eigenen Geld.

Der Erste kommt mit langweiligen Zahlen zum Gespräch und spricht über einen Return of Investment, Zielgruppen und sein Produkt, Umfragen und der Gleichen. Das investierte Geld, so versichert er, würde in 10 Jahren zurückgezahlt sein, mit Zinsen, und einer Ausfallswahrscheinlichkeit von nur 4,2%.

Die zweite Person hingegen hält eine Rede, ganz ohne Zahlen:

Ich habe einen Traum. Ein Traum von einem Geschäft das jeder liebt. Ein Geschäft in das die Kunden strömen und das der Mitbewerb respektiert. Ich habe einen Traum von ungeahnten Einkünften. Ich habe einen Traum von geringen Betriebskosten, kooperativen Mitarbeitern und stets glücklichen Kunden. Geld wird in die Kassen fließen und die Investoren werden frohlocken, denn ihr Geld haben wir schon in einem Monat zurückgezahlt! Die Rückzahlungen werden bis dahin pünktlich erfolgen und ein Ausfall ist undenkbar, nein! Unmöglich!

Und am Ende unseres Weges werden wir wohlhabend, Hand in Hand, stehen und verkünden: Oh Gott, endlich sind wir reich! Endlich sind wir reich!

Wem würdest Du das Geld geben?

Träume und Visionen sind eine wunderbare Sache.

Sie sind wichtig aber sie lösen keine Probleme. Konkrete Pläne und ihre Umsetzung löst Probleme und baut Erfolge. Das klingt langweilig.

Ist es auch.

Zu Träumen ist immer spannender als zu arbeiten. Träume sind spektakulär, die Realität aber ist ernüchternd, ja fade. Im Traum geht alles, in der Realität ist man durch die Naturgesetze limitiert.

Der Traum hat seinen Platz, aber wer glaubt dass er seine Träume eins zu eins in die Realität umsetzen kann wird fast immer an der Realität scheitern.

Ist es möglich dass der Typ mit Traum erfolgreicher wird als derjenige der kühl kalkuliert hat? Natürlich ist das möglich.

Man betrachtet dann den Erfolg in der Vergangenheit.

Im Falle vieler, heute wieder moderner hochtrabender Ideologien die das Paradies versprechen, ist die Erfolgsquote überaus bescheiden. Man möchte fast sagen: nicht vorhanden.

Der Sozialismus etwa verspricht ein Paradies, hat keinen einzigen Erfolg vorzuweisen und verspricht dennoch in jedem Bereich, jeder anderen Weltanschauung überlegen zu sein.

Und Menschen fallen drauf rein.

Der Kapitalismus auf der anderen Seite verspricht kein Paradies, hat aber eine gute Erfolgsgeschichte vorzuweisen, definiert durch langweilige Zahlen und Statistiken.

Die meisten Vertreter dieser Weltanschauung sind sich völlig darüber im klaren dass in diesem System Menschen völlig unverdient auf der Strecke bleiben, dem steht aber ein vergleichsweise hoher Lebensstandard des Durchschnitts gegenüber.

Rational, wenn einem nicht gerade nur der Ärmste interessiert, ist er dem Sozialismus haushoch überlegen. Er ist die bessere Investition. Warum wählt ihn nicht jeder?

Warum geben Menschen den Träumern Macht? Ist es das Versprechen des Paradieses oder ist es das Gefühl des geteilten Traums, denn wer träumt nicht gern von einer harmonischen, gerechten Welt?

Der Sozialismus ist nicht so beliebt weil er Sinn macht. Der Sozialismus ist der Ausdruck einer tiefen Sehnsucht und der Vorstellung dass Träume wahr werden können, wenn wir nur alle wollen.

Die bittere Realität ist aber, dass das nicht stimmt. Würde es stimmen, könnten wir auch alle, wenn wir es uns nur fest vornehmen, morgen schon fliegen.

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Zauberloewin

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philip.blake

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