John B. Calhoun stolperte um das Jahr 1970 über eine verstörende Wahrheit. John wollte im Grund herausfinden wo sich eine Mauspopulation stabilisiert. Man baute also einen Platz in dem 3840 Mäuse Platz, Futter, Wasser und Nistmaterial vorfinden würden und wollte beobachten wo sich die Population einschwingen würde.
Zur Erschütterung aller stabilisierte sich die Population aber nicht, stattdessen kollabierte die Population nach etwa 600 Tagen und am Ende des Experiments war das Mausutopia, das alles im Überfluss hatte, leer.
Wie konnte das passieren?
Weitere Untersuchungen legen nahe, dass Säugetiere, in Phasen die zu gut sind um wahr zu sein, beginnen ihre Fortpflanzung zu drosseln. Würden sie das nicht tun, würden sie in der guten Zeit zu viele Nachkommen in die Welt setzen und damit die ganze Spezies in den darauffolgenden schwierigen Zeiten in Gefahr bringen. Vor allem in sozialeren Spezies dürfte der Effekt größer sein.
Schlüsselelemente sind, unter anderem, ein höheres Aggressionsverhalten der Weibchen, passivere Männchen und Formen der Sexualität die nicht zu Nachkommen führen, neben einem Vernachlässigen der Nachkommenschaft.
Das Alles macht absolut Sinn, aus evolutionärer Sicht. Üblicherweise kommt nach einer guten Zeit recht schnell eine schlechte. Das Problem ist nur eben, dass die Natur nicht wirklich damit rechnet, dass es über Generationen gute Zeiten gibt. Es gilt hier die Größenordnungen zu verstehen: 600 Tage entsprechen rund 14 Mausgenerationen, was in Menschenbegriffen eben gute zweieinhalb Jahrhunderte bedeuteten würde. Der Prozess ist also kein rascher.
Der Wendepunkt war aber nach etwa der Hälfte der Zeit zu beobachten. Obwohl genügend Wohlstand für fast 4000 Mäuse vorhanden wäre, gipfelte die Population bei etwa 600 und fiel dann. In Menschenbegriffen also nach einem Jahrhundert. Ein Jahrhundert entspricht der Lebenserwartung von Imperien, die bekanntlich nach eben einem Jahrhundert wieder in sich zusammenkrachen.
Und hier liegt die verstörende Wahrheit: es scheint so als brauchen Säugetiere schlechte Zeiten um "normal" zu funktionieren. Ein Utopia ist nicht stabil. Wenn alle genügend haben, wenn niemand leidet, wenn keiner Angst hat, kollabiert das System.
Obwohl das Experiment öfter nachgestellt, und die Resultate (im Wesentlichen) bestätigt wurden, gibt es keine Publikationen zu Nachfolgeexperimenten mit dem Ziel das Utopia stabil zu halten. Reicht es, wenn man die Mäuse ab und an einen Tag hungern lässt oder wenn alle 30 Tage mal eine Katze reingeworfen wird? Die Literatur schweigt zu diesem Thema.
Wenn wir aber die Lektionen der „Behavioral Sink“ auf uns Menschen umsetzen wollen dann müsste man vermuten dass in einer Phase in der die Geburten sinken und eine Sexualmoral die nicht zu Nachkommen führt Hochkonjunkur hat, die Gesellschaft einen Schock braucht um nicht zu kollabieren. Case and Point: wer hat die vielen Kinder? Die Reichen oder die Armen? Jene die ihre Kinder gerade so durchbekommen oder jene die hundert haben könnten? Eben.
Es gilt zu betonen, dass wir hier nicht über neue Erkenntnisse sprechen, sondern über Experimente die vor einem halben Jahrhundert durchgeführt wurden und wissenschaftlich anerkannt sind. Keine Kontroverse, keine Verschwörungstheorie.
Was also, wenn die hohe Politik diese Fakten schon seit Jahrzehnten in Betracht gezogen hat?
Eine Politik die die Behavioral Sink als ein bedeutendes Problem identifiziert hätte, müsste aktiv dafür sorgen, dass Menschen gelegentlich Angst um ihre Existenz hätten und dafür sorgen, dass diese Angst durchaus fundiert ist.
Viele der Dinge die uns in der Geschichte zyklisch vorkommen können, wenigstens zum Teil, durch diesen Mechanismus erklärt werden und Gesellschaftssysteme die Angst in ihren Alltag integriert (zB vor Göttern, Nachbarn, etc) scheinen eine höhere Lebenserwartung zu haben als jene die sich in ihrer eigenen Überheblichkeit sonnen.
Eventuell brauchen wir eben die jährlich angekündigten Weltuntergänge um eben nicht durchzudrehen und es gilt natürlich zu hoffen dass das reicht.