Waffen galten in meiner Familie als Tabu. Meine Faszination für die Materie wurde von klein auf in etwa so behandelt wie Homosexualität in einer religiösen Familie: mit Verachtung, Unverständnis und Versuchen zur Verhaltensmodifikation. Mein Comingout als Waffeninteressierter war aber irgendwann nicht mehr zu unterdrücken und vermutlich war es genau die Unterdrückung die das Interesse sogar noch verstärkte und warum ich diese Faszination nicht still lebe, sondern durchaus aktivistisch.

Ich kenne daher Argumente aus beiden Welten und möchte heute auf eine so eine Angst der Hoplophoben eingehen: der Idee dass legale Waffen der Grund seien dass es so viele illegale Waffen gäbe.

Das ist aber falsch.

Die Idee das Waffenrecht zu beschränken um irgendetwas zu tun ist alt, macht aber wenig Sinn. In Europa kommen auf eine legale Waffe rund 5-10 illegale. Wenn Verbrechen passieren dann praktisch nie mit legale Waffen. Aber wo kommen die her?

Verbrecher gehen nicht zur Polizei um ihre Waffe anzumelden und sie kaufen sie nicht im Geschäft. Verbrecher halten sich, zur Überraschung niemandes, nicht an Gesetze. Aber interessanterweise stehlen sie noch nicht Mal von legalen Besitzern. Und genau darum geht es heute.

Ein gängiges Argument gegen legalen Waffenbesitz ist die Idee, dass Verbrecher sich diese Waffen schnappen und dann mehr legale Waffen in Umlauf sind. Das ist aber eben falsch.

Der Durchschnittseinbrecher klaut keine Waffen, nichtmal wenn er könnte. Das hat praktische Gründe. Ein Einbruch interessiert die Polizei nur moderat, aber wenn eine Waffe geklaut wurde schalten sich plötzlich Teile der Polizei ein die erhebliche Interesse an der Aufklärung haben (und auch ganz andere Möglichkeiten!). Das ist ungünstig für den Dieb. Zudem nimmt ihm der Hehler die Waffe nicht ab und falls doch nur zu einem lächerlichen Preis. Das Ding ist einfach zu „heiß“ und die Waffe selbst zu behalten bedeutet mit einem Beweisstück herumzulaufen.

Wie man es auch dreht, eine Waffe zu klauen ist die Sache nicht wert, daher tut es kaum jemand und die die es tun werfen dann die Waffen nach dem Besuch beim Hehler in den Fluss und machen den Unsinn nicht nochmal.

Dazu kommt, dass praktisch jeder Waffenbesitzer seine Waffen in einer Art und Weise versperrt hat die es dem durchschnittlichen Einbrecher unmöglich macht an die Waffen heranzukommen. Das liegt zum einen daran, dass wir Waffenbesitzer das tun müssen und zum anderen, dass es sich bei Waffen um wertvolle und gefährliche Gerätschaften handelt und es schlicht Sinn macht sie zu versperren.

Die illegalen Waffen im Umlauf haben ihre Quelle also nicht in legalen Waffen, sondern kommen aus anderen Ländern, anderen Zeiten oder sind selbstgebastelt.

Illegale Waffen sind der Teil der Waffen die ein Problem darstellen und es ist mit Abstand der sehr viel größere Teil der Waffen in jedem Land. Die Forderung den legalen Waffenbesitz zu beschränken und hierzu auf die illegalen Waffen zu verweisen macht keinen Sinn, weil diese beiden Welten erstaunlich klar getrennt sind.

Hoplophobie ist aber, wie jede andere Angst, nicht wirklich rational. Menschen haben Angst vor Waffen und werfen alle Personen die Waffen benutzen in einen Topf. Erkennt man aber dass es zwischen Jägern, Sportschützen und Verbrechern massive Unterschiede gibt, ermöglicht es die Welt differenzierter zu sehen und die Angst auf jene zu fokussieren die es verdienen, in unserem Fall: die Verbrecher.

Von denen geht ja auch die Gefahr aus, sogar wenn sie nur ein Messer haben, wohingegen vom Sportschützen mit seiner gruselig schwarzen Büchse so gut wie keine Gefahr ausgeht.

Hat man das verstanden, kann man eventuell Teile seiner Phobie überwinden und dazu beitragen die Welt etwas toleranter und diverser zu gestalten, denn auch wir Waffenbesitzer sind Menschen, auch wenn hasserfüllte Menschen uns verteufeln.