Zuhause bleiben ist schwierig wenn "zuhause" nur der Platz ist an dem die Wäsche und die Waschmaschine wohnt. Viele meiner Bekannten im linken Spektrum belächelten es mit Frau und Kinder zu leben. Ihre ideale Vorstellung ist es dass jeder alleine lebt und man tatsächlich eher dort zuhause sei wo die Freunde sind, in der Bar, dem Restaurant oder in der Wohnung der anderen.
Zuhause sei für sie kein Platz sondern dort wo ihre Freunde sind. Da Freunde von einem Tag zum anderen von Vertrauten zur Feinden werden können oder man sich eben von Leuten distanzieren muss die einem gerade nicht gut tun, etwa wenn diese Person gerade Probleme hat die einem wirklich fürchterlich den Vibe zerstören würde, muss es möglich sein dort nicht hinzugehen.
Zuhause ist dort wo es lustig ist.
Familie ist wo man geliebt wird und das kann jeden Tag wo anders sein. All das ging für viele jetzt Jahrzehnte gut. Man sucht sich eben aus mit welcher Gruppe man saufen geht und dann selektiert man mit wem man heute die Nacht verbringt.
Alles Super!
Und dann standen wir alle unter Hausarrest und plötzlich waren die Konservativen zuhause bei ihren Kindern und spielten Lego und die Linken?
Die schrieben Blogs.
Manche begannen einen Garten anzulegen und fühlten das erste Mal die Befriedigung die einem nur eine keimende Kürbispflanze geben kann.
Aber eine andere Befriedigung blieb auf der Strecke, egal wie oft sie links und rechts wischten.
Für Viele Linke ist die Isolation eine fürchterliche Sache weil ihnen klar ist dass diese Art zu leben unnatürlich ist. Wir sind nicht dafür geschaffen uns im Pub zuhause zu fühlen. Menschen schaffen sich Nester, bilden Familien und ziehen in diesen Nestern Kinder auf und plötzlich man sieht neidisch hinüber.
Da drüben ist die Person mit der man eine Affäre hat und die Person ist beim Partner und bei den Kindern. Glücklich. Glücklicher als man selber jedenfalls.
Ist das die ganze Sache mit der Freiheit wert?
Überall bemerke ich diese Änderung der Einstellung. In manchen mehr, in andren fast überhaupt nicht. Aber dort wo ich es bemerke habe ich den Eindruck dass Menschen aus einem Jahrzehnte langen Rausch aufwachen. Nimm ihnen Tinder sowie die Möglichkeit sich in der Gruppe zu besaufen und die Sehnsucht nach einem langweiligen Leben mit Kind und Gartenzaun stürzt über sie wie eine Sturzflut.
Nicht über alle. Manche sind ja in Beziehungen, andere sind Soziopaten und brauchen andere Menschen wirklich nicht. Die Mehrzahl aber erkennt wie oberflächlich ihre Vorstellung von Familie ist, wie unbedeutend ihre Beziehungen sind und wie alleine sich dieser Platz anfühlt an dem eigentlich nur die eigene Wäsche wohnt.
Auf der anderen Seite steht der Konservative für den sich wenig geändert hat.
Natürlich, man vermisst seine Freunde und die gemütlichen Spieleabende, aber die Familie ist da.
Der Teil der unser Leben ausfüllte ist weiterhin bei uns.
Viel hat sich also nicht verändert abgesehen von dem Umstand dass man endlich Zeit hat das Hochbeet zu streichen.
Deswegen wird der Konservative diese Krise emotional intakt überstehen.
Der Linke aber hat die Chance auszunüchtern.