Was auch immer wir tun, es wird und zumindest Zeit kosten. Zeit, so erkennt man dann im Alter, ist aber ohnehin das wichtigste das wir in unserem Leben haben. Menschen die in etwas investieren bauen eine emotionale Bindung zu diesem Ding auf.
Case and Point: ein Freund sagte, dass er seinen Keller trockenlegen müsse. Die Investition belaufe sich auf gut 25 000€. Ich fragte ihn was er tut, wenn er hinterher keinen Unterschied feststellen würde und er sagte in erstaunlicher Offenheit, dass er einen Unterschied feststellen wird, weil er muss. Die Option zu scheitern ist nicht da also würde er sich im Zweifelsfall eben täglich vorsagen, dass es die richtige Wahl gewesen sein würde auch wenn der Hygrometer im Keller etwas anders sagen würde. Man hängt ihn eben einfach ab und verlässt sich auf sein Gefühl.
Wie Pippi Langstrumpf macht man sich eben die Welt, wie sie einem gefällt, anstatt die die Fakten zu akzeptieren.
Jeder kennt das Verhalten. Menschen investieren Herzblut und Geld in eine Sache die sie für "das Beste auf der ganzen Welt" halten, oder schlimmer: für notwendig nur um dann irgendwann mit der Frage konfrontiert zu sein ob es wirklich das Beste oder aber schlimmer: wirklich notwendig war.
Die meisten Menschen reagieren dann wie mein Freund und reden sich ein, dass es schon gut war, die wenigstens tun das aber in so einer selbstbewussten Art und Weise wie mein Freund. Der überwiegende Teil wird einfach die Hände verschränken und darauf pochen, dass es ist wie es ist und alle Alternativen nur Scheinalternativen seien, (versteckte) Mängel hätten oder aber schlecht, unmoralisch oder böse wären.
Und absolut niemand ist vor diesem Denkmuster sicher. In vielen professionellen Kreisen gilt die Ansicht, dass Änderungen eben Begräbnisse bedürfen als weithingehende akzeptiert. Die grauen Eminenzen können einfach nicht von den Dingen abrücken in die sei viel Zeit und Energie investiert haben. Ihre Wahrheiten, egal wie wacklig sie auch dastehen, werden mit Zähnen und Klauen verteidigt, bis alle ihre Verteidiger eben unter der Erde liegen.
Menschen sind eben so und es ist meistens kein Problem. Ein echtes Problem wird es, wenn wir Menschen betrachten die all ihre Energie, all ihre Zeit und all ihre Hoffnung auf eine Karte setzen. Es ist dabei egal ob wir über den Biologen sprechen der versucht die Savannentheorie plausibel zu halten, den Historiker der auf den Great Stirrup pocht, der Physiker der M-Theorie als alternativlos sieht oder den Aktivisten der sich in die Idee verlaufen hat der moderne WW2 Widerstand zu sein.
Die Gefahr in all diesen Dingen ist sich zu verbiegen wenn’s eng wird.
Wenn man tatsächlich falsch liegt wird die Beweislast eben immer schwerer und das Eis auf dem man steht immer dünner. Man kann in so einer Situation akzeptieren, dass man aufs falsche Pferd gesetzt hat, dass man unrecht hatte, oder aber man beginnt nach Strohhalmen zu greifen, sich zu verbiegen und sich von der Rationalität zu verabschieden.
Das ist der Moment in dem man darauf pocht, dass andere Experten das auch sagen, dass nur Idioten etwas anderes behaupten würden und außerdem und überhaupt das schon immer so gemacht wurde und wo wir hinkommen würden, wenn jeder dahergekommene Stümper akzeptierte Wahrheiten hinterfragen könnte.
Die Debatte wird dann emotional und laut.
Sich einzugestehen ist für die meisten schwer und für viele völlig unmöglich. Diese Unfähigkeit vom emotionalen Investment abzurücken ist nicht nur nervtötend für die Umgebung, sondern auch emotional belastend für den Fanatiker. Fanatiker sind genau aus diesem Grund selten glücklich weil sie ständig in der Defensive sind, anders als Menschen die eben Dinge die plausibler sind in ihr Weltbild integrieren und Dinge die unplausibel sind aus ihrem Weltbild entfernen.
Es ist meine feste Überzeugung, dass ein erheblicher Teil der psychischen Probleme genau aus diesem Mechanismus stammen: der Unfähigkeit der Menschen sich einzugestehen, dass man Zeit und Geld in etwas investiert hat das sich als falsch herausgestellt hat.
Die Maxime "Ich mach' mir die Welt Widdewidde wie sie mir gefällt" führt also nicht zu Glück sondern vermutlich geradewegs in die Depression.
Olle Hellbom unbekannt