Was aber war der amerikanische Traum?

Der amerikanische Traum ist noch immer etwas das im Raum steht und das von der einen Seite als das Indiz der besten Zivilisation aller Zeiten gilt und der anderen Seite als perfide Lüge. Vor allem Europa ist die Idee dass es sich nur um einen Trickbetrug handelt recht groß. Das ist verständlich, steht doch die Idee des amerikanischen Traums in krassem Gegensatz zu dem was Europa tat und tut.

Die Idee des amerikanischen Traums wurde, vor allem von Europa, als „vom Tellerwäscher zum Millionär“ vereinfacht und entsprechend rasch dekonstruiert. In Wirklichkeit war die Sache komplexer und manifestiert sich in der US amerikanischen Verfassung.

Diese wurde mit Hinblick auf Europa verfasst und sollte dafür sorgen dass Amerika eben nicht Europa wird.

Dreh und Angelpunkt war die freie Rede. Die Gründer der vereinigten Staaten wollten ein System in dem der Bauer am Präsident vorbeigehen und ihm über die Straße „deine Politik ist für die Sau“ zurufen kann, ohne dem Präsident eine rechtliche Möglichkeit zu geben ihn mundtot (oder ganz tot) zu machen. Das steht im krassen Gegensatz zu dem was in Europa war und noch immer ist. Wenn man „Kanzler XY muss weg“ auf ein Transparent schreibt, dann setzt es Prügel. Weniger als unter anderen Regierungen aber eben doch.

Die freie Rede schützt hierbei nicht das Akzeptierte sondern das Perverse, Anstößige, Dumme und Falsche. Ein Konzept das für den Europäer geradezu absurd klingt! Wir verbieten all diese Dinge.

Die Gründer gingen aber noch eine Spur weiter und gestatteten der Bevölkerung das Recht auf Waffen sowie dem Formen von vollständig privaten Milizen. Die Idee dahinter war dass das Volk eine Regierung die gegen die Idee der Verfassung arbeitet selber absetzen können soll.

Es gab keinen deutlichen Unterschied zwischen der Bewaffnung des Privaten und des Staates, Privatpersonen durften defakto Kriegsschiffe besitzen. Und das taten sie auch.

Die Regierung musste daher seine Ziele mit den Zielen des Volkes abstimmen. Die Regierung konnte das Volk nicht beherrschen sondern musste umsetzen was das Volk wollte und was das Volk üblicherweise will ist in Ruhe gelassen zu werden.

Tat es das nicht lief die Regierung Gefahr eine gut organisierte Armee im eigenen Land gegen sich zu haben. Etwas das der Adel in keinem Land jemals lange zulässt, denn Regierungen wollen eben ab und an Dinge tun die die unteren 90% nicht wollen.

Dieses „In Ruhe lassen“ manifestierte sich dann in einer Ausbildung einer Meritokratie (ie: die Herrschaft der Erfolgreichen). In den frühen USA zählte nicht wie hochwohlgeboren man war sondern wie viel Geld man hatte und um Geld anzuhäufen musste man Menschen dazu bringen dass sie einem das Geld freiwillig geben. In Europa hingegen stützte man sich auf etablierte Machtstrukturen: der Adelige wurde respektiert weil er aus einer entsprechenden Familie kommt. Auch diese Denkweise ist noch immer tief in uns verwurzelt, ein Politiker wird danach bewertet ob er „Klasse“ hat. Verhält er sich wie ein Bauer wird er als untauglich verworfen. Wir wollen nicht den Besten, wir wollen den Edelsten.

Der Europäer will einen König der Erhabenheit ausstrahlt. Der Amerikaner wollte einen Dienstleister der umsetzt was er haben möchte. Der Europäer schaut zur Regierung hinauf und erwartet sich Führung, der Amerikaner erwartete sich Leistung für sein Steuergeld und schaute daher auf die Regierung herunter. Aus diesen unterschiedlichen Sichtweisen entstammte ein gewisses Unverständnis des Systems des anderen.

Aus diesem oben beschriebenen Fokus auf Erfolg entstand eine erhebliche soziale Mobilität. Der Tellerwäscher konnte zum Millionär werden. Das passierte nicht in der Regel aber es passierte und es konnte passieren weil die Riege der Millionäre den Staat nicht nutzen konnte um ihre unfähigen Kinder zu schützen und die fähigen Bauernkinder zurückzuhalten.

Kinder von Millionären verarmten und Bauernkinder wurden reich. Nicht häufig aber doch. Nicht so ein Europa.

Der amerikanische Traum ist damit eine ironische Angelegenheit, zum einen ist er fähig mehr Wohlstand und Reichtum aufzubauen als jedes andere System, zum anderen ist er aber für diejenigen die ihre Macht und ihren Reichtum an Kinder, die weniger begabt sind als sie selber, weitergeben möchten ein massives Problem.

Es dauerte eben nur einige Generationen bis sich Dynastien herausbildeten denen völlig klar war dass ihr Erfolg als Dynastie sehr eng an den Erfolg des Staates gebunden war.

So wurde Amerika eben mehr wie die restliche Welt.

Diejenigen mit Macht konnten einen immer stärkeren Staat nutzen um weniger angreifbar zu werden. Kritik zu äußern wurde für den Bauern immer schwieriger, sein Bedrohungspotential reduziert, die Verfassung modifiziert und die Geschichte so weit verdreht dass der Arme nun glaubt dass es ein guter Deal wäre dem Staat zwei Hunderter zu geben wenn er dafür einen zurückbekommt.

Auch die uralte Idee dass der Staat das Bollwerk der Armen gegen die Reichen sei, hat sich durchgesetzt. Genau das war eine Idee die die Gründer der USA recht klar ablehnten.

Der amerikanische Traum ist vorbei.

Er konnte nur so lange bestehen solange wenig da war das vererbt werden konnte. In einer jungen Nation, in einer Nation von Querdenkern, Pionieren, Spinnern und Visionären, in einer Nation in die der Reiche keinen Fuß setzt, konnte er blühen und gedeihen und unvorstellbar schnell absurd viel Wohlstand schaffen aber als die USA reich wurde bissen sich die Dynastien fest, etablierte sich sich ein Adel und klebte bewährte Slogans über einen historischen einmaligen Versuch das Volk sich selbst zu überlassen.

Das ist zwar schade aber zum Glück gibt es jenseits unseres Planeten noch andere Orte an der andere Menschen diesen Traum neu erfinden werden und eine neue Hochkultur schaffen werden auf die die Erde dann neidisch blicken wird und sich fragt wie ein Haufen ungewaschener Spinner es schaffen eine bessere Kultur zu erschaffen als wir, mit all unsren adeligen Anführern die doch so viel Klasse und Kultur haben.

Die Antwort auf diese Frage ist natürlich beschähmend einfach.

www.cubainformazione.it http://www.cubainformazione.it/wp-content/uploads/2016/12/american-dream-pesadilla.jpg

3
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

LaMagra

LaMagra bewertete diesen Eintrag 22.03.2021 21:29:12

Reality4U

Reality4U bewertete diesen Eintrag 22.03.2021 15:01:51

Iris123

Iris123 bewertete diesen Eintrag 22.03.2021 12:17:15

25 Kommentare

Mehr von Angus