Begriffe unterliegen Bedeutungsänderungen. Das trifft vor allem auf eher neue Begriffe zu. Die Begriffe Alt- (von „Alternative“) right und Alt-left sind relativ jung und wurden zum Zeitpunkt ihrer ersten Verwendungen sowohl für moderatere als auch radikalere Ausprägungen der entsprechenden politischen Seiten verwendet. seit der Vereeinnahmung durch vor allem R. Spencer ist aber Alt-right in die Bedeutung gerutscht die ich aktuell verwende. "Alt-left" bildet ein Spiegelbild.

Historisch verstanden sich anfangs moderate linke Gruppen als alt left, aber auch radikale Gruppen wie die Antifa verwendeten den Begriff. Gleichzeitig wurde der Begriff auf konservativer Seite nur für den radikalen Linken Flügel verwendet.

Heute beschreibt das Präfix „Alt“ also die revolutionären Teile einer Bewegung. Die Begriffe werden aber immer noch vorwiegend als Kampfbegriffe verwendet.

Bekanntlich bedeuten Kampfbegriffe gar nichts und zeugen meistens von geringem Interesse an Definitionen, Bedeutungen und Beschreibungen.

Für die Personen mit differenzierterer politischer Weltsicht beschreibt „Alt“ aber den Teil des politischen Flügels der sich von dem demokratischen Prozess verabschiedet hat.

Während der demokratische Teil des Systems eben akzeptiert dass er eine Wahl verloren hat und zähneknirschend zur Kenntnis nimmt dass nun mit seinem Steuergeld Unsinn finanziert wird, den er nicht haben möchte, wird besagter demokratischer Flügel eben daran arbeiten bei der nächsten Wahl besser abzuschließen. Um dann mit dem Steuergeld der Anderen Dinge zu tun die er möchte.

Dem gegenüber steht die Ansicht dass die Gegenseite kein Recht hat ihre Ideen durchzusetzen, da diese Ideen falsch, moralisch verwerflich, böse und so weiter sein.

Jede Regierung die nicht durchsetzt was dieser Flügel möchte sei illegitim und muss mit allen Kräften entfernt werden. Sätze wie „Diese und jene sind eine Gefahr für die Demokratie“ sollten Alarmglocken klingeln lassen.

Menschen mit diesen Ansichten gibt es im ganzen politischen Spektrum. Nicht nur rechts und links, auch im Zentrum gibt es entsprechende antidemokratische Ansichten.

Genau genommen beschreibt also „Alt“ den autoritären Teil unserer Gesellschaft: Menschen die der festen Überzeugung sind die Lösung für alle Probleme zu besitzen und jeden Versuch es anders zu probieren ablehnen.

Wo ist aber nun die Grenze zwischen dem demokratischen und dem autoritären Flügel? Ist es etwa in Ordnung gegen die Regierung zu demonstrieren? Natürlich.

Demonstrationen sind ein demokratisches Mittel. Bei der Forderung die Regierung zu stürzen, und sei es auch nur im „Spaß“, ist dann aber eine Grenze überschritten.

Die Ansicht, dass eine Regierung illegitim ist nur weil sie nicht tut was man möchte ist ein klares Zeichen dass es sich um einen Autoritären handelt.

Das Einsetzen der demokratisch nicht legitimierten Übergangsregierung in Österreich kann etwa als autoritärer Schachzug gesehen werden der durchaus in die Kategorie „Alt Left“ passt.

Aber VdB hatte uns ja gesagt dass wir noch sehen werden was alles ging. Oder war das der andre? Ich habs vergessen.

Anyway: Wer dem nur zujubelte zeigte zwar ein schwaches Demokratieverständnis, kann aber vermutlich noch als Demokrat angesehen werden.

Das Problem das wir im Moment sehen ist, dass das Vertrauen in den demokratischen Prozess massiv gelitten und Skepsis sich entsprechend breit macht. Wird aus Skepsis aber handfeste Überzeugung ist das Boot meistens abgefahren. Einmal autoritär geworden wird es schwierig zurückzufinden. Philosophen wie Jordan Peterson leisten zwar Erstaunliches in der Deradikalisierung, vor allem im rechten Spektrum, aber im linken Flügel sucht man entsprechende Stimmen vergebens.

Kaum jemand mahnt zu mehr Demokratie und Verständnis. Im Gegenteil. Die Idee dass es alternative Lebensziele, Philosophien und Ansichten gibt, die genauso legitim sind wie die eigenen sind ist für den radikalisierten linken Flügel völlig undenkbar. Es gäbe eine ideale Lösung und die müssen alle umsetzen.

Punkt.

Aus.

Ende.

Keine Debatte, keine Abstimmung, keine Kompromisse.

Ist das inhärente Problem des linken Flügels? Ich denke nicht. Das Problem das die Linke in unserer Zeit hat ist ein überhöhter Fokus auf das Gefühlte unter Vernachlässigung der Philosophie. Wenn jeder empfundene Angriff als Angriff gewertet werden darf, fühlt man sich ständig bedroht und sucht nach einem Weg diese Bedrohung ein für alle Mal loszuwerden.

Wenn jede Kritik und jede Alternative eine Bedrohung ist, wird der Dialog unmöglich.

Auf beiden Seiten sammeln sich nun die Kämpfer für ihr letztes Gefecht, das in allem möglichen enden wird, aber sich nicht im Ende des Kämpfens.

Das Resultat ist entweder eine Schwächung des Randes mit anschließendem Erstarken der moderaten Kräfte oder aber Etablierung des Randes als dominante Kraft.

Ich denke die Antwort welche Möglichkeit uns am wenigsten Leid bringen wird, ist offensichtlich.

Der autoritäre Flügel muss von den demokratischen Kräften vehement bekämpft werden, auch wenn wir Demokraten eben nicht gern kämpfen. Im Moment werden die Kämpfe noch mit Worten geführt und wir alle können aus der Sache heil herauskommen.

Alles was wir tun müssen, ist die Radikalen (radikale Linke, Rechte und Zentristen) wieder in die Büchse sperren in der sie Jahrzehnte lang waren.

Von selber werden sie nicht verschwinden. Lässt man auch nur einen Teil dieser Spinner freie Hand, endet die Demokratie.

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