In der öffentlichen Debatte taucht zunehmend der Begriff der vierten und fünften Generation der Kriegsführung auf. Um zu verstehen warum das so ist und um was es sich dabei überhaupt handelt müssen wir wieder etwas über die Geschichte lernen.
Die Definition der Generationen, wie wir sie verwenden, ist nicht alt. Wäre sie alt, wären die Ziffern deutlich höher. Die aktuellen Begriffe entstammen aber den 1980igern und daher, insbesondere bei der Betrachtung vormoderner Kriegsführung eher grob.
Die fünf Generationen sind (grob) wie folgt beschrieben:
1. Generation: Linientaktiken: Soldaten treffen sich in Massenarmeen auf dem Schlachtfeld. Diese Epoche streckt sich von der Antike bis zur Muskete
2. Generation: Benutzung von Waffen mit höherer Schussfolge oder indirektem Schussfeld. Diese Epoche umreißt im Wesentlichen die Weltkriege
3. Generation: Moderne Technologie wird verwendet um den Gegener zu umgehen, Tarnkappentechnologie, Strategische Methoden. Das taktische Element rückt in den Hintergrund, Soldaten suchen nicht aktiv die Konfrontation sondern versuchen offene Schlachten zu vermeiden
4. Generation: die postmoderne Kriegsführung ist dezentralisiert. Der Soldat ist nicht mehr das zentrale Mittel der Kriegsführung. Politik, Zivilisten, Propaganda, Söldner und so weiter treten in den Vordergrund.
5. Generation: das kinetische Element verschwindet fast vollständig, das Mittel der Kriegsführung geht von der Schusswaffe zum Keyboard: Missinformation, Propaganda, Cyberkriegsführung und Social Engineering treten in den Vordergrund. Das Ziel ist es nicht mehr einen Krieg zu gewinnen sondern die Welt davon zu überzeugen dass man ohnehin längst gewonnen hat.
Es gilt hierbei zu verstehen dass neue Technologie die alten Regeln der Kriegsführung stets unmöglich machten. Mit dem Aufkommen des Maschinengewehrs wurde es absurd seine Truppen brav nebeneinander stehen zu lassen. In gleicher Weise wurde Geschwindigkeit und Tarnung zu einem zentralen Element nach der Erfindung der Atombombe.
Der Verlust der Kontrolle darüber was die eigene Bevölkerung wissen darf, die der Einführung des Internets zuzuschreiben ist, veränderte wieder die Möglichkeiten und damit das Gesicht des Krieges.
Es gilt hierbei zu verstehen was Carl von Clausewitz meinte wenn er schriebst dass der Frieden die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln ist. Nur weil zwei Nationen nicht mit Kanonen aufeinander schießen bedeutet das nicht dass sie sich nicht auf anderen Ebenen bittere Schlachten liefern. Auch das ist kein Neues Konzept. Sunzi etwa lobt den General der gewinnt ohne zu kämpfen als den besten General des Krieges und betrauert dass genau diesen Helden so wenig Hochachtung gezollt wird.
Krieg bedeutet am Ende des Tages sein Gegenüber dazu zu bringen etwas zu tun was er nicht tun wollte. Dazu kann man Nötigung benutzen oder aber Täuschung. Ein Gebrauchtwagenhändler zwingt uns nicht mit Waffengewalt eine Rostlaube für viel Geld zu kaufen, er nutzt andere Mittel.
Genau diese Mittel definieren die 5. Generation: man versucht das Ziel mit sanften Mitteln dazu zu bringen das zu tun was man möchte.
China etwa fördert im Ausland allerlei feministische Programme, im eigenen Land deklarieren sie dass „Frauen die Hälfte des Himmel stemmen“ aber auf sozialen Medien werden echte feministische Gruppen massiv unterdrückt. #metoo etwa wurde von staatlicher Seite unter Xi Jinping zensiert, Li Maizi traf der Zensurhammer besonders massiv um dann auch noch in Haft zu landen.
Gleichzeitig laufen Programme um „den chinesischen Mann männlicher zu machen“. Androgyne Männer (niang pao) wurden hierzu aus der Werbung verbannt und als Richtlinie maskuline Männer vorgeschrieben.
Der erstaunliche Erfolg der Chinesen ist aber darin zu finden dass nichts davon zu einem Aufschrei der Feministen im Westen führt sondern im Gegenteil, der westliche Feminismus mit Herzchen Augen Richtung China blickt ohne zu verstehen dass sie, wären sie in China, nicht sagen könnten was sie im Westen sagen.
Das ist eine gewonnen Schlacht.
Genau das ist die Kriegsführung der fünften Generation und insbesondere China liegt hierbei in Führung. Krieg ist ein schmutziges Geschäft und die sozialen Medien sind das Senfgas unserer Zeit: vernichtend, gefährlich, unmenschlich aber verflixt effizient.
Der Westen revolutionierte diese Art der Kriegsführung als er MTV in die Sowjetunion strahlte. Heute wird genau die gleiche Taktik gegen ihn angewandt. Wir befinden uns in einem Krieg der Worte, es gilt aber zu verstehen wo wir landen wenn wir verlieren. Die Volksbefreiungsarmeen dieser Welt kommen nicht um uns zu befreien.
Wir sind „die Andren“. Selbst Leute die ihnen zujubeln sind „die Andren“. Sie sind nur, genau wie die Kollaborateure in Konzentrationslagern, nützliche Andre.
Hat man das verstanden und blickt man über den Tellerrand wird sehr schnell offensichtlich dass vor den Toren eben nicht jemand seine Kanonen in Stellung gebracht hat der uns befreien will sondern genau das gleiche möchte wie alle anderen Kriegstreiber: Macht für sich und Ohnmacht für alle anderen.
Defense Information Systems Agency https://slidetodoc.com/unclassified-u-the-evolution-of-warfare-the-overall/