1992 veröffentlichte Walter Wippersberg seinen Film „Das Fest des Huhns“ indem er eine fiktive afrikanische Dokumentationscrew Österreich, pointiert, so berichten ließ, wie wir über andere Kulturen berichten.

Rudyard William Lynch tut etwas ähnliches, wenn auch weniger humorvoll: er versucht anthropologische Methoden auf Kulturen und Subkulturen anzuwenden, die üblicherweise nicht so analysiert werden: sprich uns selber.

Seine Analysen sind interessant, sicher nicht alle richtig aber seine Methodik ist grundsätzlich solide.

Kürzlich veröffentlichte er eine recht gute Gegenüberstellung der Anthropologie der Linken als auch der Rechten. Seine Schlussfolgerung ist, dass die Linke in grundsätzlich 3 große Subkulturen unterschieden werden kann; Er nennt sie westliche, östliche und 3. Welt Linke, welche sich methodisch unterschieden, aber alle eine idente Welt Sicht haben: der Mensch sei ein blankes Blatt und die Gesellschaft hat die Pflicht dieses Blatt so zu beschreiben, dass der Mensch zu einem guten Menschen wird und wenn alle gut beschrieben sind, dann erreicht man einen utopischen Zustand.

Die Analyse der Rechten ist viel schwieriger und seine Schlussfolgerung ist, dass das Einzige, was die Rechte vereint der Widerstand gegen die Linke ist und damit eine extrem inhomogene Gruppe von Libertären über Monarchisten, Islamisten zu Nationalisten und so weiter ergibt. Sprich: es gibt nicht ein Ideal oder eine rechte Vision. Es gibt hunderte, wobei er es auf 4 Große Untergruppen herunterbricht.

Er nennt diese Gruppen die Status Quo Fraktion, die englische Fraktion, die deutsche Fraktion und die religiöse Fraktion.

Die Staus Quo Fraktion ist üblicherweise eine besitzende Klasse die einfach an der Macht bleiben will. Kein Ideal, keine Vision, nur Macht.

Die englische Fraktion entspricht den Libertären, die davon ausgehen, dass Menschen sich von unten nach oben besser organisieren als sie von oben nach unten organisiert werden können, sprich der klassische Kapitalismus, also locksche Ideale.

Die deutsche Fraktion ist im westlichen faschistisch und der Linken grundsätzlich am ähnlichsten, allerdings sattelt sie das Pferd andersherum auf. Der Faschist sieht den Menschen als ein beschriebenes Blatt, sortiert die Menschen auf Basis dieser Beschriftung und entwirft Wertesysteme auf Basis dieser Beschriftung. Die Menschen mit gleicher Beschriftung sollen sich dann alle gleich verhalten und der Staat würde das durchsetzen, wenn möglich mit Gewalt und tada: Utopia.

Zu guter Letzt haben wir den religiösen Rechten, der defacto heute nur noch im Islam existiert. Das religiöse Ideal dreht sich immer darum irgendwelche Forderungen zu erfüllen die dann magisch zu einer besseren Welt führen würde. Wer mitmacht ist gut, wer nicht ist böse.

Wie Lynch selber bin ich massiv in Richtung der englischen Fraktion orientiert und genau wie er sehe ich eine beträchtliche Gefahr darin, dass aufgrund der Rhetorik der Linken (ie: alles Rechte mit Nazis gleichzusetzen) der deutsche Flügel Aufwind bekommt.

Wenn gute Argumente der Libertären als „Nazi“ bezeichnet werden, dann wertet das (und zwar völlig unverdient!) den deutschen Flügel auf und lässt diese Fraktion wachsen, weil Menschen die linke Ideale unattraktiv finden, denken dass sie bei den Nazis liberale Konzepte finden, weil die Linken ihnen das gesagt haben, weil Jordan Peterson und Thomas Sowell sind ja Nazis, laut linker Faktchecker. Was nicht nur absurd sondern gefährlich ist!

Die Ironie ist, dass die englische Fraktion perfekt neben dem Sozialismus existieren könnte. Wir Kapitalisten haben kein Problem mit Sozialisten, solange sie nicht von Weltherrschaft schwafeln und Säbel rasseln. Die deutsche Fraktion ist da anders, weil die selber so gern von Weltherrschaft spricht. Was für Kapitalisten und Sozialisten ein Problem darstellt, siehe zweiter Weltkrieg.

Um das zusammenzufassen:

Rechts zu sein bedeutet heute im Wesentlichen genau das gleiche wie von einem Islamisten als Ungläubiger bezeichnet zu werden.

Man könnte Atheist, Christ oder Buddhist sein. Für die „Ungläubigen“ sind das wesentliche Unterscheidungen, für den Islamisten nicht. Die rezente Absurdität wird eventuell offensichtlicher wenn man sich vorstellt dass der Islamist dann behauptet dass jeder Nichtmoslem ein Katholik sei. Man stelle sich vor wie ein Sikh darauf reagiert. Ja: Genauso wie der Kapitalist der als Nazi bezeichnet wird.

Das ist in etwa, was die Linke im Moment macht. Ja: alles, was nicht links ist, ist rechts. Das ist akzeptabel. Aber nicht alles im rechten Flügel ist gleich. Der rechte Flügel ist deutlich diverser als der linke Flügel und das einzige das alle im rechten Flügel unterschreiben würden ist, dass der Mensch eben kein Blatt ist, dass die Bürokraten frei beschreiben können und wir dann alle völlig gleich wären. In fast allem anderen sind wir unterschiedlicher Meinung.

Die Natur der Rechten ist, wenn man sich in dem Spielfeld befindet, komplex. Für die Linke ist diese Komplexität, verständlicherweise, recht unbedeutend. Das Problem ist nur eben, dass sie gerade eifrig dabei sind den moderaten, für sie ungefährlicheren Flügel zu torpedieren und damit indirekt die deutsche und religiöse Fraktion zu fördern und historisch betrachtet gewinnt die Linke diesen Konflikt dann nicht, mit katastrophalen Folgen für uns alle.

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Claudia56

Claudia56 bewertete diesen Eintrag 18.09.2024 13:30:33

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