Eine übliche Kritik an den populistischen Bewegungen, rechts und links, ist dass sie antielitär eingestellt sind. Spannend ist wer diese Kritik vorbringt, denn es ist oft nicht nur die Elite.
Die Personen die empört über die ungewaschenen Proleten sprechen sind, aus Sicht der echten Elite, selber ungewaschene Proleten. Die Frau Doktor in Genderwissenschaften ist für die echte Elite keine Frau Doktor, sondern eben die Dame an der Kasse im Supermarkt. Titel hin oder her.
Wir belügen uns gern selber und sagen uns das unsere lustigen Titel und Positionen irgendetwas bedeuten aber am Ende des Tages macht Bildung oder Position uns nicht elitärer als die Menschen die diese Dinge nicht haben und zum Schock vieler ist es auch nicht das Geld das die Menschen zur Elite erhebt.
Case and Point: Elon Musk.
Elon Musk ist verrückt reich aber er ist in den Augen der Elite ein dreckiger Emporkömmling, neues Geld, hat keine Klasse. Er hat auch keinen sonderlichen Einfluss, abgesehen von einer Kultgefolgschaft auf Twitter die seine Worte kodifiziert und anbetet. Was Musk so stumpf erscheinen lässt ist, dass er eben nur Geld machen will und nebenher seine Träume verwirklichen möchte, etwa den Weltraum zu besiedeln. Was ihm fehlt ist ein Wille zur Macht und die Überzeugung, dass er von Gott persönlich auserwählt wurde um die Menschen zu führen. „Das Gewissen der Menschheit“ zu sein, wie Soros es formuliert.
Die Elite ist also die Gruppe die zum einen die Möglichkeit hat mehr zu bewegen als die gewöhnlichen Menschen und zudem den „Willen zur Macht“ haben, wie es Nietzsche ausdrückte. Vor allem in der nietzscheanischen Philosophie entsteht aus der Fähigkeit zu führen eine Pflicht zu führen, wohingegen aus dem Unvermögen zu führen eine Pflicht zu folgen resultiert.
Die Elite sieht die Welt durch genau diese Linse: wer es nicht zum Millionär gebracht hat und nicht einen Teil seiner ökonomischen Macht nutzt um zu führen, der ist nicht Teil der Elite und hat zu folgen. Willentlich und ohne Widerworte.
Die Elite hat verstanden, dass es nicht darum geht, dass die Bauern geopfert werden um den König am Schachbrett zu verteidigen, sondern sie haben verstanden, dass man eben ab und an den König umstubst und dem Gegenüber die Hand reicht und ihm zur guten Partie gratuliert. Auch der König ist nicht Teil der Elite, sondern eben nur die Spieler: der König und der Bauern sind nur Figuren die man herumschiebt und wenn man nicht schiebt, wird man geschoben.
Wie das geht sieht man wieder an Musk. Ein bedeutender Teil der Bevölkerung ist davon überzeugt, dass Musk ein Idiot ist und das bedeutet üblicherweise, dass Fritzchen meint, dass Elon dümmer sei als er selber. Das denkt er weil die Medien es sagen und die Medien sagen das weil die Eigentümer der Zeitungen, also ein Teil der Elite die diese defizitären Firmen finanzieren, das sagen wollen. Man verweist Musk auf seinen Platz und sagt ihm damit, dass er, trotz seiner Milliarden, ein Nichts ist.
Die Elite ist aber eben kein monolithischer Block, nicht die Illuminatenechsenmenschenaliens die die Verschwörungstheoretiker gern sehen würden. Es ist eine Gruppe von Menschen die ihre Macht nutzt um etwas zu erreichen. Nicht Geld zu verdienen, das ist profan. Es geht darum etwas Bedeutsames zu tun, etwas Gutes, ein Nutzen der Macht, ein Führen der Masse.
Das Problem ist dass, historisch gesehen, das Hinarbeiten zu solchen Dingen sehr häufig sehr schlecht ausgingen, weil der Mensch eben nicht „entwickelt“ werden kann. Das wird die Elite aber nicht abhalten es zu probieren und es wird die Masse die sich Erlösung von diesen Menschen erhofft nicht davon abzuhalten sich auf ihre Seite zu stellen und aktiv gegen jene zu kämpfen mit denen sie am Ende des Tages tatsächlich im Boot sitzen.
Und all das ist vermutlich eben Teil unserer Natur und so normal wie alles andere in unserem Leben.