Wie die menschliche Balz uns zum Mond brachte

Balzrituale im Tierrreich laufen immer recht ähnlich ab: Die Männchen stellen sich einem Wettbewerb mit anderen Männchen. Wer nicht mitmacht hat schon verloren. Diejenigen die mitmachen treten, gut sichtbar, gegeneinander an. Diese Wettbewerbe sind oftmals brutal aber selten schwebt eines der Männchen wirklich in Todesgefahr. Wer auch immer gewinnt erscheint den Weibchen sehr sexy. Was die Männchen tun ist den Weibchen meistens egal. Es geht nicht darum zu verstehen was die Männchen da tun, es geht darum herauszufinden wer es am besten tut.

Diesem Modus folgen die meisten Weibchen im Tierreich und in unserer Spezies, aber natürlich nicht alle.

Man kann annehmen, dass dieser rituelle Wettkampf einstmals eine Form des Ringens war, kombiniert mit Status in der Gruppe aber irgendwann veränderte sich das Balzritual weg vom Ringen und hin zu wirtschaftlichen Erfolg (ie: wer mehr glitzerndes Zeug hat).

Macht ist noch immer sexy aber wenn ein menschliches Weibchen die Wahl zwischen einem Ringer oder einem Superreichen hat, wählt sie üblicherweise den Superreichen als Partner und der Muskelmann bleibt nur gut genug für einen Seitensprung.

Um reich zu werden kann man stehlen, das mindert aber den sozialen Status. Der reichste Dieb trägt immer noch das Stigma des Niederen. Al Capone war reich aber eine Frau aus gutem Hause hätte ihn nicht erwählt.

Damit bleibt nur die Route des Nutzenstifters: man muss mehr produzieren als man braucht. Diesen Überschuss kann man dann gegen hübsch glänzende Dinge eintauschen die man nicht braucht aber eben hübsch aussehen.

Wir verließen also die Route des Nashorns und begannen zu Pfauen zu werden.

Im Gegensatz zum Pfau, dessen Feder ihm nur Energie kosten aber keinem etwas nützen, ist unser Abfallprodukt der Balz der Überschuss den wir generieren. Dieser Überschuss machte uns reich und die Versuche schneller mehr zu machen machte uns technologisch fortgeschritten.

Der überwiegende Teil dieser Entwicklung kommt von Männern. Nicht weil Männer besser oder klüger waren, sondern weil Balz ebenso funktioniert und all unser Streben nach Wohlstand im Grunde eben nichts anders ist als unsere Form der Balz. Hätte es nur Männer gegeben, hätten Männer nichts erfunden. Wir würden Steine umdrehen und Ameisen naschen, uns eines Tages verdoppeln und weiter Steine umdrehen.

Und hätte es nur Frauen gegeben, wäre es genauso karg.

Der Grund für die harten Regeln der Wirtschaft sind ident mit den harten Regeln des Kopfzusammenstoßens der Widder: es geht darum herauszufinden wer in einem Ritual der Beste, wer der Zweitbeste und so weiter ist. Und wir machen das alles nur weil Weibchen üblicherweise basierend auf genau dieser Rangfolge entscheiden mit wem sie Nachfahren zeugen wollen. Nicht weil wir Männchen es lustig finden.

Die Männer die sich dem Wettbewerb nicht stellen werden vergessen und die wenigen Frauen die sich diesem Wettbewerb ebenso stellen finden Eingang in den Mythos: Curie, Thatcher, Elizabeth II, Victoria: diese Ausnahmen werden unsterblich. Weil sie Ausnahmen sind.

Ebenso erfolgreiche Männer werden rascher vergessen werden. Weil sie weniger besonders sind.

Das alles ist unmöglich zu akzeptieren, wenn man sich weigert einzusehen, dass Menschen auch nur Tiere sind und wir, bis zu einem gewissen Grad, auf Autopilot fahren. Das gilt es zu akzeptieren. Und wenn man es nicht akzeptiert, ist dennoch so.

Der Elefantenbulle reflektiert auch nicht über Sinn und Unsinn gigantische Zähne gegeneinander zu krachen. Er macht es einfach. Die Elefantenkuh reflektiert auch nicht darüber warum sie diesen Unsinn sexy findet. Es ist eben so.

Wir aber reflektieren über beides und die Lösung ist im Grunde recht trivial: Es ist eben so weil es Teil unserer Natur ist und alles was wir haben, Kühlschränke, Mondraketen und Handys, all das ist im Grunde nur ein Nebenprodukt eines Balzrituals. Das menschliche Balzritual ist eventuell einzigartig in seiner Nützlichkeit für die eigene Spezies und hat uns zu dem gemacht was wir sind.

Und zu verdanken haben wir alles den Frauen und ihrer Entscheidung nicht mehr Ringer sondern Geschäftsleute sexy zu finden.

Ohne diese (vermutlich unbewusste) Entscheidung würden wir noch immer Steine umdrehen, Ameisen Naschen und ab und an würden wir Männchen um die Gunst eines Weibchens Ringen.

Danke liebe Frauen.

Ihr habt die Welt zu einem besseren Ort gemacht.

welt.de https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article131455216/Nicht-einmal-jede-fuenfte-Frau-bemerkt-Flirtversuche.html

1
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Tourix

Tourix bewertete diesen Eintrag 16.04.2022 00:44:17

1 Kommentare

Mehr von Angus