Die große politische Frage, die alle Zeiten umspannt, ist wie viel Macht die Gruppe und wie viel Macht der Einzelne haben soll. Die Vertretung der Gruppe liegt in unserer Zeit im Wesentlichen beim Staat, daher sind Vertreter der Gruppen Idee, des Kollektivismus, üblicherweise durchaus von der Idee angetan dass der Staat umfassende Macht haben soll.

Die realpolitische Strömung die diese Ansicht vertritt formuliert das mit Schlagwörtern wie „Auch das Private ist politisch“ oder klarer mit „Alles im Staate, nichts außerhalb des Staates, nichts gegen den Staat“. All diese Aussagen beschreiben aber die gleiche Idee: dass Nichts das wir tun von unseren Auswirkungen auf unsere Mitmenschen getrennt betrachtet werden kann und daher alles was wir tun immer mit Hinblick auf eben diese Auswirkungen getan werden muss.

Die alternative Sichtweise widerspricht in der Grundannahme nicht, nimmt es aber als Gegebenheit und verweist auf die Natur. Wenn ein Löwe ein Zebra tötet dann hat das nicht nur einen Einfluss auf die Zebraherde sondern auch auf die Hyänen die auch gern genau dieses Zebra gefressen hätten und nun leer ausgehen. Das ist dem Löwen aber egal und genauso sollten wir nicht lange und breit über alle möglichen Folgen nachdenken. Die Natur ist eben nicht durch Kooperation dort hingekommen wo sie ist, sondern durch gnadenlosen Egoismus.

Nicht die Spendabelsten setzen sich durch, sondern die Anpassungsfähigen. Und das auch im Sozialstaat. Die Nettosteuerzahler vermehren sich langsamer als die Nettoprofiteure, etwas das die Evolutionstheorie ja auch vorhersagt. Das Resultat ist dass unsere Sozialsysteme nicht nachhaltig sind und kollabieren werden und durch ein nachhaltiges System ersetzt werden: also einem System das im Einklang mit der Evolution steht.

Das ist die Natur. Vielen Menschen ist die Natur aber zu minder, zu brutal und vor allem: viel zu unzivilisiert. Dieser Menschenschlag ist der Meinung dass „wir Menschen das einzige Tier sind die es besser machen können als die Natur.“ Das wir keine Tiere sind die innerhalb der Natur existieren, sondern über der Natur stehen, von ihr entkoppelt sind. Für diese Menschen gibt es einen klaren Unterschied zwischen einem Biberdamm und einem Wasserkraftwerk. Die Gegenseite sieht das als überheblich an. Der Biber denkt keine Sekunde darüber nach, welche Lebensräume er mit seinem Damm zerstört, er passt die Welt seinen Bedürfnissen an. Wir tun das Gleiche, wir sind nur besser darin.

Für den Naturalisten gibt ist ein Ameisenhaufen und ein Atomkraftwerk, auf einer fundamentalen Ebene, sehr ähnlich: beides sind Dinge die nur existieren, weil eine Spezies sie gebaut hat mit dem Ziel genau dieser Spezies zu nutzen. Hat die Ameise und der Biber auch so eine Verantwortung wie wir Menschen?

Sollen Biberfamilien auch im Bereich des Arbeitsrechts evaluiert werden und Umweltauflagen erfüllen?

Wer hier verneint sagt damit implizit dass Menschen nicht Teil der Natur sind und entlarvt sich damit als Anhänger einer Religion, einem Glaubenssystem also das den Menschen in die Region des Übernatürlichen schiebt und von der Natur entkoppelt betrachtet.

Die Idee dass wir in allem was wir tun immer alles rund um uns in Betracht ziehen sollen verläuft diametral gegen die Maxime der Natur.

Kein Wesen in der Natur agiert so und jene die es tun, kommen nicht weit.

Der Mensch ist dort wo er ist wegen seiner Technologie. Die Technologie entstammt dem Wunsch sich das Leben einfacher zu machen. Solange wir versuchen uns das Leben einfacher zu machen, wird das Leben von uns allen (im Schnitt) einfacher. Rücken wir von dieser Maxime ab und versuchen etwa „die Welt gerechter zu machen“ wird das Leben nicht einfacher sondern tendenziell eher schwerer und unbequemer.

Die Natur beantwortet die Frage also eindeutig: Unsere Angelegenheiten sind unsere Angelegenheiten. Das Private ist real und das Politische ist eine Illusion.

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