„Die Proletarier dieser Welt haben nichts zu verlieren als ihre Ketten.“ Ist eine der bedeutendsten Lügen aller Zeiten. Schon als Marx die Worte niederschrieb waren die Arbeiter der Industrienationen, im Vergleich mit den Einwohnern der restlichen Welt, nicht arm. Die Ziegenhirten in Nejd oder Toro waren ärmer, vor allem wenn wir das Einkommen betrachten. Diese Schere ist heute größer als je zuvor. Wenn das Science-Fiction Raumschiff bei seinen Reisen an einem Planeten vorbeikommt auf dem eine moderne Zivilisation und eine steinzeitliche am gleichen Planeten existieren, staunt der westliche Zuseher, ohne zu realisieren dass wir uns in der exakt gleichen Situation befinden.

Das Selbstbild, vor allem des westlichen Mittelständlers, ist völlig entkoppelt von der Realität. Um weltweit zum Top 1% zu gehören muss man, je nach Quelle, 25 000$ – 35 000$ (vor Steuer!) pro Jahr verdienen. Das Durchschnittsgehalt in Deutschland liegt etwa ein Viertel höher. Das bedeutet, dass sogar Menschen in Deutschland die etwas unterdurchschnittlich verdienen weltweit zu den Top 1% gehören, während gleichzeitig 3,4 Milliarden Menschen weniger als 600€ im Jahr verdienen, also 1,4% von dem was der durchschnittliche Deutsche verdient.

Das kommt natürlich nicht aus dem Nichts und nicht aus ominöser Ausbeutung der dritten Welt, sondern daher, dass die Arbeit die der westliche Arbeiter leistet eben auch wertschaffender ist als die Arbeit des Ziegenhirten. Der freie Markt ist die beste Möglichkeit diese Produktivität in uns zu aktivieren, daher sind freie Marktwirtschaften eben reicher als andere Systeme. Menschen schaffen in einer Stunde nicht alle den gleichen Wert und was sie schaffen hängt mit ihrer Motivation zusammen.

In dem Moment in dem wir aber weniger motiviert und damit weniger produktiv sind, beginnen wir abzustürzen und der Weg nach unten ist recht weit.

Wenn keiner mehr arbeitet, verhungern wir. Auch im reichen Europa. Die Idee, dass wir uns von der Evolution und der Diktatur der Kausalität befreit haben und „niemand mehr ums überleben kämpfen müsste“ ist eine Wahnvorstellung einer Elite die es sich leisten kann die Realität zu ignorieren und ein Teil dieser Illusion ist die Idee, dass sie selber die Armen wären und nichts zu verlieren hätten als die fürchterlichen Ketten des Kapitalismus. Wer wundert sich, dass der Rest der Welt uns nicht mehr sonderlich ernst nimmt?

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Matt Elger

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