Wie viel Monster steckt in einem Heiligen?

Was eine Stärke und was eine Schwäche ist, hängt nicht selten vom Kontext ab aber manche Dinge wirken in sich widersprüchlich, egal von welcher Seite man sie betrachtet. Eine dieser Dinge ist, dass jemand der sich vor andere stellt und sie vor einem Fiesling schützt selbst Merkmale eines Fieslings haben muss.

Jemand der bereit ist einen Kampf für einen anderen zu kämpfen, damit dem die Schläge erspart bleiben, muss ein Kämpfer sein. Auch der Kampf nach dem Muster Ghandi, also so lange die andere Wange hinzuhalten bis dem Angreifer die Hand weh tut, ist eine Form von Kampf.

Der Fiesling, der sich also für eine Gruppe einsetzt, für sie Schläge kassiert und seinerseits für die Gruppe Prügel austeilt, ist für die Gruppe ein Heiliger aber für die andere Gruppe ist er zu mindestens ein Hindernis und wird entsprechend als Teufel gesehen.

Der Punkt ist, dass die Guten keine Engel sind. Die Guten stellen sich vor jene die nicht kämpfen können und kämpfen für sie und kein Kampf ist sauber, fair oder schön. Jeder Heilige ist ein Monster, vor allem aus der Sicht der Fieslinge.

Selbst Ghandi sagte, dass Feigheit schlimmer ist als Gewalt (Mahatma Gandhi, Thomas Merton (1965). “Gandhi on Non-violence”, p.33, New Directions Publishing), was uns zu den Feiglingen führt. Was ist ein Feigling, wenn nicht jemand der nicht für sich und seine nächsten kämpft?

Und so stellt sich der Heilige am Ende des Tages als das Monster dar das die Feiglinge schützt, ein Monster im freiwilligen Dienst der Feiglinge die gesenkten Hauptes akzeptieren wenn sie und ihre Nachbarn geprügelt werden. Auf den Heiligen hagelt es vor ihm Prügel und hinter ihm muss er das Getuschel der Feiglinge ertragen die, teils unverständlich, teils neidisch, teils dumm verächtlich fragen warum der Grobian sich da vorn schlägt, ob die Welt nicht friedlicher wäre wenn er nicht da wäre.

Heilige sind Monster die nicht, wie das normale Monster, nur für sich kämpfen, sondern aus irgendwelchen, selten selbstlosen, Gründen für andere raufen. Manche wollen geliebt werden, manche tun es aus fanatischen Überzeugungen anders aus noch absurderen Gründen aber sie kämpfen für andere und deswegen werden sie von diesen Menschen verehrt denen so Prügel erspart werden, und missverstanden und verhasst von jenen die nicht verstehen, dass sie die Empfänger der Prügel wären.

Das ist eines der skurrilsten Elemente unserer Spezies, dass unsere Edelsten aus einem anderen Blick immer, wie Monster aussehen. In unseren Heiligen steckt nicht nur viel Monster, sie sind Monster aber Monster die an mehr als nur sich selber denken, wohingegen jene Menschen die kein Monster in sich tragen nichts anders sein können als Feiglinge die Brutalität der Realität in Gedichten beklagen.

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Matt Elger

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berridraun

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Claudia56

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