Vor einigen Jahren habe ich mit einem Bekannten geplaudert und ihn gebeten zu beschreiben wie er leben würde, wenn er es frei definieren könnte. Er erzählte mir, dass er in einer klassen- und geldfreien Gesellschaft leben wolle, man würde ihm eine Wohnung zuteilen genauso wie Essen udgl. Er brauche keine Mitsprache in diesen Dingen, im Gegenteil: dadurch, dass es für ihn ausgesucht würde wäre er zufriedener mit seiner Wohnsituation (weil er nicht über Alternativen nachdenken müsse) und punkto Essen würde er sich gesünder ernähren, weil er ja nicht die Wahl hätte Junk zu kaufen und er würde sich dann viel einfacher damit tun abzunehmen, wenn er eben gar keinen Zugriff zu Alkohol und Schokolade hätte.

Weil ihm alles zugeteilt wird braucht er dann auch kein Geld und die Arbeit würde man ihm eben auch zuteilen (basierend auf seinen Fähigkeiten und Nähe zum Wohnort). Genau wie bei der Wohnung würde ihm das dann viel Frustration sparen, meinte er. Wenn man den Job nicht wechseln kann muss man nicht über Alternativen nachdenken und wäre zufriedener mit dem was man hat.

Ich ertappe mich immer noch dabei darüber nachzudenken. Nicht so sehr, weil ich diesen Lebensstil selber attraktiv finde, sondern weil ich niemals davor oder danach jemanden getroffen der das so kohärent und in sich schlüssig formulieren konnte.

Teile dieser Idee kommen immer wieder mal auf aber seine Ausführung war durchdacht, schlüssig und nicht nur theoretisch funktionsfähig: dieser Lebensstil ist erprobt und hat Jahrtausende lang funktioniert, allerdings zuckte mein Bekannter als ich dann das Kind beim Namen nannte.

In der Geschichte lebte ein erstaunlich großer Teil der Menschen vollversorgt. Man stellte ihnen Gewand, Nahrung, Sicherheit und Obdach und die so begünstigte Person zahlte mit Arbeit.

Wir sprechen natürlich vom Sklaven oder Varianten dessen.

Wenn man das sagt, verfallen Menschen die diesen Lebensstil idealisieren in eine recht defensive Position und argumentieren, dass Sklaven getötet werden, wenn sie weniger bringen als kosten und ihr idealisiertes System würde das nicht tun.

Das lassen wir heute mal so im Raum stehen.

Das Kernproblem das ich sehe ist aber eben, dass ein wesentlicher Teil meiner Mitmenschen den Lebensstil einen Sklaven, zu mindestens teilweise, idealisieren.

Ein Slogan den man öfter hört ist, dass „Freiheit die Freiheit zu verhungern bedeutet“.

Freiheit hat für einen bedeutenden Teil der Bevölkerung eine negative Bedeutung und stellt nichts Erstrebenswertes dar.

Was dieser Menschenschlag möchte ist ein wohlmeinender, gütiger, menschlicher Herr und Meister der ihnen immer gibt was sie brauchen und sie dann absolut bereit sind zu tun was auch immer er von ihnen verlangt.

In der Realität gibt es diese guten Könige nur eben fast nie.

Die Moral der Sache ist, dass des einen Himmel der anderen Hölle sein kann, und bedeutender noch: dass sich oftmals ein erträumter Himmel dann doch als Hölle entpuppt, wenn man erkennt dass jeder Vorteil mit Nachteilen verbunden ist und manche Nachteile schlimmer sind als andere.

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