Stell dir vor du hättest die Möglichkeit mit einer Person aus der Vergangenheit zu reden. Eine magische Telefonleitung in die Vergangenheit oder etwas in der Art. Die Person wäre jemand mit moderater Bildung und einem echten Interesse an der Zukunft. Eventuell ein Lehrer oder höherer Beamter. Also jemand mit ausreichend Bildung und Zeit um sich über diese Dinge überhaupt Gedanken machen zu können. Gerade hat die Person Jules Verne gelesen als neben ihm plötzlich ein Gerät auftaucht dass es ihm ermöglich mit dir zu sprechen.

Du auf der anderen Seite möchtest dieser Person einen guten Einblick in unsere Welt geben. Dir wurde aber gesagt dass du nur Augenblicke Zeit hast zu vermitteln wie unsere Welt ist. Was wäre die relevanteste Information?

Die Frage ist knifflig.

Eine der humoristischen Lösungen die ich einmal gesehen habe birgt aber erschreckend viel Wahres. Dieser Satz lautet:

„Wir leben relativ bequem und jeder von uns trägt ein Gerät mit sich herum das uns ermöglich auf das Wissen der Welt in Bruchteilen von Sekunden zuzugreifen. Das Gerät kann ganze Bibliotheken speichern und ermöglicht es uns mit jeder Person auf der Welt in Echtzeit zu debattieren. Wir nutzen es um uns Videos von Katzen anzusehen“

Als die Dampfschifffahr aufkam wurde angenommen dass dies nun der Moment sein würde in dem die Menschheit zusammenwachsen würde, denn plötzlich war es möglich rasch überall hin zu kommen. Das Gleiche dachte man als der Telegraph sich begann durchzusetzen, das Fernsehen, das fliegen und das Internet. Und was hat es geändert?

Gar nichts.

Die Welt ist nicht gespalten weil wir nicht miteinander sprechen. Diese Idee ist ur alt und findet sich etwa in einem beliebten antiken Märchenbuch in der Geschichte des Turms von Babel. Kommunikation ist nicht das Problem sondern der Umstand dass Menschen im Grunde gar kein Interesse an der „Verbesserung der Menschheit“ haben.

Nicht einmal jene die Zeit für so abstrakte Gedanken haben.

Das beweist der Umstand dass spätestens jetzt Menschen tatsächlich intensiv an diesem „Verbessern“ arbeiten könnten. Was nicht passiert. Statt dessen regiert in den Kreisen der Personen die vorgeben die Welt zu verbessern die Maxime

„Das System ist verrottet, brennen wir eben alles nieder und irgendwas besseres wird schon nachkommen. Wie wir das machen werden wir dann schon sehen.“.

Diese philosophische Strömung ist weder neu noch sonderlich fortschrittlich. Es ist einfach die Mentalität des wütenden Mobs.

Der Empfänger unserer Information, also dem Umstand dass wir unsere Zeit nicht mit Gesprächen andersdenkender verbringen und die Welt aktiv optimieren sondern unser Leben verplempern, stürzt die Person in der Vergangenheit vermutlich in eine Depression aber aus dieser Depression entsteht eventuell die Erkenntnis dass das Leben zwar besser wird aber der Mensch eben immer ein Mensch bleiben wird.

Auf die Zukunft zu hoffen ist also Unsinn.

Das Problem sind nicht mangelnde Möglichkeiten sondern unsere grundlegende Natur, die sich eben nicht ändert. Selbst in einer Gesellschaft in der jeder alles haben kann was er will, wird es Knappheit geben. Anerkennung, Liebe, Reputation, Erfahrung und so weiter. Immer wird irgendwer mehr haben und irgendwer sehr wenig. Immer werden das die Benachteiligten als ungerecht empfinden und immer werden sie ihre Zeit mit dem „fordern nach Gerechtigkeit“ verschwenden anstatt etwas zu tun.

Immer werden wenige die breite Masse nach Strich und Faden ausnutzen, manipulieren und betrügen und immer wird die breite Masse genau diese Leute verteidigen und jene angreifen die versuchen aufzuklären.

Die gute Nachricht ist: das Leben wird bequemer, wenn wir weiter tun wie bisher.

Die schlechte Nachricht ist aber dass wir niemals Engel sein werden, egal wie toll unsere Werkzeuge werden. Die Gesellschaft wird in 200 Jahren noch immer, im Wesentlichen, sein wie sie ist, nur die Umstände werden andere sein. Reichtum wird wohl nicht mehr eine Frage von Geld sein, eventuell nichteinmal von Besitz.

Trotzdem werden Menschen Dinge fordern die andere sich erarbeitet haben, einfach weil Menschen eben sind wie sie sind.

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