Der Schlüssel zu einem militärischen Sieg sind Taktik, Strategie und Logistik. Strategie und Taktik finden ihren Weg über die Medien in das öffentliche Bewusstsein aber Logistik ist eine andere Sache. Eine langweiligere Sache. Es gilt aber als anerkannte Tatsache, dass am Ende des Tages gerade die Logistik die Kriegentscheidung bringt. Die beste Taktik bringt ja nichts, wenn man kein Material und keine qualifizierten Kämpfer hat, um sie durchzuführen.
0fjd125gk87/pixabay https://pixabay.com/de/illustrations/kriegsschauplatz-krieg-apokalypse-494345/
Der aktuelle Krieg in der Ukraine zeigt, dass sich das Gesicht des Krieges wieder geändert hat. Die Zeiten des Blitzkrieges sind vorbei, wir sind wieder beim Zermürbungskrieg angekommen. Artillerieduelle und Schützenkriege sind wieder häufiger geworden. Russland aktiviert gerade Panzer aus den 60igern, schlicht, weil die Panzer langsam knapp werden.
Nicht die Panzer im Allgemeinen, muss man verstehen. Und hier kommt die Logistik ins Spiel.
Russland hat, grob gesprochen, neue Panzer, ältere Panzer und alte Panzer.
Je neuer die Dinger sind, desto wertvoller aber auch effektiver sind sie. Diese wertvollen neuen Panzer (T-14 und T-90) kann Russland nicht vollständig aufs Spiel setzen und hat scheinbar ohnehin schon mehr verloren als Russland sich leisten kann. Also aktiviert man eben die älteren, richtig? Nicht ganz.
Die älteren Panzer (T-72) könnte man nachrüsten, um sie effektiver zu machen. Das kostet Zeit und Geld, ist aber klüger als sie im Istzustand auf das Feld zu stellen. Daher wurden also scheinbar die alten Geräte (T-62 und T-64) aktiviert, die eben nicht nachrüstbar, aber verfügbar sind und gleichzeitig bessert man bei den älteren Geräten schnell nach.
Diese Menge an russischen Panzern übersetzen sich auf ukrainischer Seite in einem hohen Bedarf an Antipanzer Waffen. Die Ukraine wünscht sich vom Westen etwa 100 Panzerabwehrraketen pro Tag. Die Summe der westlichen Produktion der FGM-148 Javelin liegt aber im Maximum bei etwa 20 bis 40 am Tag. Die Ukraine alleine brennt also mindestens doppelt so schnell durch ihr Gerät als der Westen liefern könnte.
Das impliziert vor allem eines: unsere Produktion könnte mit einem Krieg nicht mithalten.
Und was wir haben ist zu wenig.
Die Ukraine möchte etwa 100 Haubitzen aus Deutschland kaufen, was in etwa dem Bestand der deutschen Bundeswehr entspricht.
Diese Entwicklung kommt nicht völlig unerwartet. Die neue Gewehrplattform der Amerikaner (M5) etwa wird zwei Munitionstypen haben, eine, die das Gewehr schont und so das Gerät in Friedenszeiten langlebiger macht und eine, die das volle Potential der Plattform ausnutzt, aber die Lebenserwartung der Waffe drastisch reduziert. Was aber egal ist, weil die Lebenserwartung von Gerät eben wieder drastisch gesunken ist. Etwas, das die US Armee erwartet hat, ihre europäischen Verbündeten aber gerade schockiert.
Der nicht-amerikanische Westen hat sowohl seine Truppen als auch seine Produktionskapazitäten in den letzten Jahrzehnten so vernachlässigt, dass wir es nicht schaffen, mit dem Bedarf der Ukraine mitzuhalten.
Das sollte zu denken geben.
Was wir haben werden, für den Ernstfall, ist zu wenig und die Kapazitäten zur Produktion im Ernstfall sind noch geringer.
Die Politik der absichtlichen Schwäche trägt nun zart-bittere Früchte. Es gilt abzuwarten, wie die Politik darauf reagiert, wobei ich mein Geld auf „nicht lernen bis es zu spät ist“ setzen werde.