90% aller Paare in meiner Umgebung haben sich in der einen oder anderen Form „Treue“ geschworen und fordern, in der einen oder anderen Form, ein dass ihr Partner sie nicht „betrügt“.
Fragt man aber <wo der Punkt beginnt, ab wo etwas Betrug wäre> starrt man in verdutzte Gesichter.
Und das ist völlig verständlich. Üblicherweise ist man zum Beginn einer Beziehung mit völlig anderen Dingen beschäftigt als mit der Frage was das Letzte ist das man mit einer anderen Person noch tun darf bevor es zu einer „Untreue“ wird. In einer fortgeschrittenen Beziehung kann die Frage praktisch nicht mehr gestellt werden ohne dass das Gegenüber mit unglücklichem Gesichtsausdruck fragt „Oh mein Gott, was hast du getan?!“
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Selbst Paare die es schaffen das Thema zu besprechen erkennen üblicherweise nicht dass die Frage „Was ist das Letzte dass ich tun dürfte“ das Thema nicht hinreichend überstreicht.
Menschliche Paarungsrituale sind komplex und nicht universal.
Als im zweiten Weltkrieg Unmengen Amerikaner in England stationiert waren konnte so ein Zusammenprallen unterschiedlicher Paarungsrituale beobachtet werden. Interessant hierbei war das eine Studie die beide Seiten befragte zu dem Schluss kam dass beide Seiten der Meinung war dass die jeweils anderen "zu schamlos" seien.
Aber wie konnte das sein?
Die Studie kam zu dem Schluss das sich englische und amerikanische Paarungsrituale zwar unheimlich ähnlich wären sich aber in einem Schlüsselaspekt unterschieden: Im Kuss.
In der amerikanischen Kultur kommt der Kuss sehr früh im Paarungsritual, üblicherweise am Ende des ersten Dates. In der englischen Variante stand der Kuss sehr knapp vor dem ersten Sex. Der Amerikaner tat also was für ihn normal war und versuchte die Engländerin nach dem ersten Date zu küssen. Für ihn ist das „harmlos“ für sie bedeutete das aber dass sie dann auch gleich die Hüllen fallen lassen konnte, sehr zur Überraschung des Amerikaners.
Unterschiedliche intime Handlungen haben für unterschiedliche Personen unterschiedliche Stellenwerte. Ein Kuss ist für den einen harmlos und für den Nächsten intimer als jede andere Handlung. Die „letzte erlaubte Handlung“ liegt also für viele weit über oder weit hinter Dingen die sie selber ihren Partnern nicht erlauben wollen würden.
Die simple Lösung, die einige Kulturen eben gingen, war es den Umgang mit dem anderen Geschlecht, jenseits der Ehe, mehr oder weniger völlig zu untersagen.
Für diese Kulturen ist ein Handschlag eben schon zu viel und alles darüber hinaus sowieso. Diese Lösung geht natürlich mit massiver Unterdrückung einher, liefert aber die Sicherheit dass man nicht "zu viel" machen kann weil man praktisch gar nix tun darf. Eine ideale Lösung also für Menschen die nicht gerne denken.
Das Resultat all dieser Verwirrung sind ein Haufen gescheiterter Beziehungen die scheitern weil sich Personen versuchen an Regeln zu halten die niemals formuliert wurden.
Die Folge ist dass die Hälfte Grenzen überschreiten ohne es zu merken und die andere Hälfte sich eingesperrt fühlen obwohl sie mehr Freiheiten hätten als sie dachten.
Monogamie ist die Paarungsform die sich durchgesetzt hat. Es gibt natürlich Alternativen, mit ihren eigenen Vor und Nachteilen, aber die Achillesferse der Monogamie ist eben die Frage was man noch tun darf und was nicht. Ein ehrliches Gespräch dazu hat das Potential eine Beziehung stabiler und sicherer zu machen weil man wenigstens nicht raten muss was man tun darf und was nicht sondern halbwegs klar definierte Grenzen hat an die man sich dann halten kann.
Regeln und Grenzen machen das Leben am Ende des Tages berrechenbarer und damit einfacher. Deswegen erstellen wir sie. Am Beispiel der Treue aber erkennen wir was passiert wenn Menschen versuchen sich an unformulierte Regeln und Grenzen zu halten.
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