Woke ist jetzt ein uncooler Begriff und damit distanziert sich jeder, der es noch schafft, erstaunlich rasch von dem Begriff und allem, was damit zusammenhängt. Damit ist es Zeit zurückzublicken und aus dem letzten Jahrzehnt zu lernen.

Die erste Frage ist ob woke sich wirklich abgenutzt hat und ich würde das aktuelle Interview von Brie Larson anführen in dem sie recht klar zeigt dass sie nicht mehr die Dinge sagen will, die sie die letzten Jahre in Dauerschleife gesagt hat ("Fans sind sexistisch" udgl.).

Die zweite Frage ist natürlich „Was ist woke überhaupt?“ und die Antwort ist „die Anwendung der Theorien von Antonio Gramsci, insbesondere die Idee dass man erst die Kultur ändern muss um die Politik radikal ändern zu können“.

Was uns zu Hollywood der letzten 10 bis 20 Jahre führt.

Hollywood war immer sozialistisch geprägt und die Kernidee des Neosozialismus dreht sich weniger um Klassenkampf, wie der klassische Sozialismus, den wir alle kennen. Er dreht sich eher um kulturelle Salamitaktik: man attackiert eine Gruppe, unterwirft sie und wendet sich dann der Nächsten zu. Die unterworfene Gruppe wird unter Beobachtung und Management gestellt und ihre „Problematik“ wird von „gebildeten Menschen“ dann gemanagt. Das bedeutet Leute, die nichts zu sagen haben sollten und Nichts zur Gesellschaft beitragen haben plötzlich viel Macht.

Menschen, die so einen Job haben wollen, sind üblicherweise die begeistertsten Woken. Am Ende gehts eben um Macht und Geld.

Die Grundidee des Sozialismus ist, in ihrem Kern, dass alle Menschen gleich sind, und damit steht der Geschichtenerzähler vor einem Problem: Wenn alle Menschen gleich sind, dann ist der Gute und der Böse gleich. Entsprechend kann man entweder versuchen die klassische Erzählstruktur „Gut vs Böse“ zu umschiffen und einfach eine graue Geschichte erzählen, wo alle „halt Menschen sind“ ( zB. Watchmen) oder aber man geht einen Schritt weiter und rehabilitiert die Bösen, erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht und stellt fest, dass sie „halt auch nur Menschen sind“ (zB. Cruella) oder man geht noch weiter und stellt die Struktur auf den Kopf und deklariert, dass „In Wahrheit die Guten die Bösen sind und die Bösen die Guten“ (zB. Star Wars Acolyte).

Dazu kam die Idee des Mantels, sprich dass Indiana Jones oder Captain Kirk nicht beliebt sind, weil sie einen spezifischen Charakter haben, sondern aufgrund ihrer Funktion. Entsprechend kann man den Iron-Men Anzug jedem anziehen und alle Fans von Iron-Men finden dann die neue Person, die in dem Mantel steckt, toll.

Was Möglichkeiten punkto Diversity eröffnete, was als notwendig betrachtet wurde, weil „Menschen sich selber auf der Leinwand sehen wollen“.

Das Problem ist aber, dass man hier die Kutsche vor das Pferd gespannt hat, oder eben die Ideologie vor die Realität: Menschen wollen im Film nicht die „Welt wie sie ist“ sehen. Dafür gibt es schon ein Gerät: es nennt sich „Fenster“.

In die Flimmerkiste will man sehen, weil man nicht aus dem Fenster sehen will, vorwiegend weil die Realität nervtötend real ist.

Entsprechend wollen wir unterhalten werden. Wenn ich Star Trek aufdrehe will ich eine optimistische Zukunft sehen, wenn ich eine pessimistische Zukunft mit Raumschiffen sehen will, schaue ich Battlestar.

Beides liebe ich, aber ich will keine Mischung aus beidem, genau wie ich Schokoeis und Sushi mag, aber die Mischung fürchterlich finde.

Sektion 31 war als Bösewicht in DS9 fantastisch aber niemand interessiert sich für Sektion 31 den Film in dem die übelsten Leute die Helden sein sollen. Das ist nicht Star Trek und deswegen schaut kein Trekkie diesen Schund.

Genauso wie die ganze Phase 4 des MCU gefloppt ist. Niemand will diesen Unsinn, vorwiegend weil eine andere Grundannahme der Woken eben falsch ist.

Diese Annahme ist, dass unsere Gesellschaft die schlechteste ist und daher unsere Helden „In Wirklichkeit Schurken sind und umgekehrt“.

Die letzten 15 Jahre versuchte man unsere Helden zu zerstören und unsere Schurken als Helden zu verkaufen. Patrik Steward zerstörte mit einigem Gusto Stück für Stück alle ikonischen Charaktere die er jemals spielen durfte, wo immer er konnte. Gurney erlaubte man ihm zum Glück nicht, aber Professor X und Picard waren ja auch schon schmerzhaft genug.

Und so blicken wir auf ein Jahrzehnt der Schurken und Bösewichte zurück und einer Kultur die der Idee eine Chance gab und zuhörte und nachdachte ob nicht eventuell der Joker und Batman „in Wirklichkeit nicht doch gleich schlecht sind“ nur um diese Idee dann, nach ernsthafter Erwägung, zu verwerfen und abzulehnen.

Nein: Batman und der Joker sind nicht moralisch ident.

Batman ist gut, Joker ist böse.

Schneewittchen ist gut, die Hexe ist Böse.

Die Föderation ist gut, die Borg sind böse.

Der Westen ist gut und woke ist, weil es sich freiwillig und aus eigenen Stücken, mit dem Bösen assoziiert und identifiziert hat böse.

Und so stehen viele nun, wie die zwei Nazis im „That Mitchell and Webb Look“ Sketch im Schützengraben und fragen sich „Sind wir die Bösen? Kanns sein, dass wir, die überall Totenköpfe draufmalen doch die Bösen sind?“

Und die Antwort ist: Ja.

That Mitchell and Webb Look https://reticular.hypotheses.org/2003

Und deswegen sagte Brie Larson was sie sagte, weil sie verzweifelt versucht aus dem Schützengraben und der alten Uniform zu schlüpfen um in 5 Jahren sagten zu können dass sie „Eigentlich schon immer gesagt hat dass woke eine fiese, menschenverachtende Ideologie war, getragen von Verlierern die Diktatoren sein wollten“.

Und ich für meinen Teil werde ihr das nicht glauben aber es durchgehen lassen. Denn die Guten gestatten den Verblendeten und den Bösen einen Redemption Ark. Brie Larson darf lernen und es wird für sie einen Platz geben, weil sie eingesehen hat, dass sie auf der falschen Seite gestanden hat. Aber das ist ok. Hätte jedem von uns passieren können.

Wichtig ist dass wir uns dem Ende diese Kulturkrieges nähern und jetzt nicht die Taktiken der Woken übernehmen.

Denn wir müssen besser sein als sie es waren.

Weil wir die Guten sind.

Weil unsere Seite eben von Anfang an, und trotz aller Slogans, die Seite der Guten war.

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Aron Sperber

Aron Sperber bewertete diesen Eintrag 04.02.2025 09:51:24

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