Einleitung:

13 Uhr.

Endlich habe ich es geschafft, es ist Freitag und das Wochenende kann beginnen. Ich verabschiede mich von meinen Kollegen und gehe aus dem klimatisierten Büro hinaus.

Die Sonne scheint und es hat 30 Grad und auf dem 4 minütigen Weg zur Bushaltestelle sehne ich mich bereits schon wieder nach meinem klimatisierem Büro.

Ich bin 28, weiblich, übergewichtig und eitel. Mit ein wenig Neid beobachte ich die weibliche Konkurrenz auf der Haltestelle. Eng anliegende Kleider und Röcke, Hot Pants und Jumsuits, schöne Frauen, wie ich gestehe und ab und zu guck ich mir das eine oder andere weibliche Hinterteil auch an und denk mir "wow!".

Und daneben stehe ich, ich war nie wirklich "weiblich", schon als kleines Mädchen nicht. Kleider trage ich gar keine, nicht nur wegen meiner Figur, ich könnte ja welche tragen, sooo fett bin ich nicht, sondern wegen meinem Wesen, das bin nicht ich. Röcke sind okay, mit Strumpfhose im Winter und nem tollen Pullover fühl ich mich damit auch wohl. Vielleicht liegt es ja daran, dass ich ein "Wintermensch" bin, vl. mag ich deshalb keine Kleider, Hot Pants und Jumpsuits.

Trotz meiner ab und zu neidigen Blicke bin ich nicht eifersüchtig oder negativ gestimmt, wenn ich solch eine "Sommerfrau" in einem tollen knappen Outfit sehe. Im Gegenteil, ich gehöre zu der Art Mensch, die auch Fremden ein Kompliment gibt, was zwar immer gut ankommt, mich jedoch meist als lesbisch darstehen lässt. Mir als "Feministin" ist das egal, ich finde wir Frauen sollten zusammenhalten und uns auch gegenseitig motivieren und wenn ne Frau toll aussieht, dann sag ich ihr das und versuch ihr damit ihre eventuell vorhandene Unsicherheit zu nehmen. Punkt.

13:15 Uhr. Der Bus kommt. Endlich, in 20 Minuten bin ich vom Industriegebiet in der Stadt und geh auf ein Bier. Ich liebe Bier, deswegen wahrscheinlich auch mein Übergewicht. Wurscht, ich mag n "Fasserl" eh lieber als ein "Sixpack". Der Bus steht im Stau, und der Busfahrer, ein älterer Herr, ist sehr geizig mit der Klimaanlage. Mein Gesicht schwitz. Und es ist mir peinlich, eitel wie ich bin. Im Bus suche ich nach den Frauen von meiner Einstiegshaltestelle. Ich finde nur eine und erneut sieht sie perfekt aus. Ich bin beeindruck, sie schwitzt nicht mal im Gesicht. Wie zur Hölle macht die das? Respekt. Bei so nem Wetter so gut auszusehen, mit ihrem kurzen Kleid, perfekter Frisur und Make up. Diesmal habe ich keine Zeit für ein Kompliment, der Bus hält und alle stürmen zum Ausgang.

13:40 Uhr. Endlich angekommen. Jetzt ein eiskaltes Gösser und nichts kann meinen Freitag ruinieren.

Ich gehe Richtung Gastgarten und auf einmal merke ich, dass viel mehr Menschen auf der Straße sind als sonst. Ich gehe weiter Richtung Innenstadt und dann seh ich´s, ein Sommerfest in der Stadt. Noch besser. Ich gehe nicht in den Gastgarten, ich setzte mich in ein Café mit Sommerterrasse, bestelle ein Bier, kein Gösser leider - Ein Zipfer- und schaue mir die vorbeigehenden Menschen an.

Plötzlich fällt mir eine Gruppe von "Teenagern" auf, ich tue mich schwer mit dem schätzen vom Alter, vor allem bei den Mädchen. Make Up verhüllt ihr wahres Alter, alles zwischen 11 und 17, vielleicht sogar 18 wär möglich. Ich schüttle verständislos den Kopf. Wie sich die Jugend heute kleidet, unmöglich. Netzstrumpfhose, Shorts, die mehr einem Gürtel ähneln und bauchfreies Top. Ich zünde mir eine Zigarette an und schüttle weiter den Kopf.

Halt! Warum eigentlich? Wie bin ich von "Frauenpower Feminismus" zu einem an der Jugend nörgelnden Erwachsenen geworden. Und das in nur 15 Minuten? Habe ich mir denn nicht geschworen nie so zu werden, wie die "Alten" damals in meinen Teenagerjahren, die es nicht verstehen konnten, dass der Skaterlook einfach cool war?

Ich schaue mir die Gruppe erneut an. Wie alt sind die Mädels? 17? Mein Blick wandert automatisch auf ihre Brüste. Nein. Das sind keine 17 jährigen mit kleiner Oberweite, ich schätze sie auf 12-13.

Ende.

Ich habe über meine Gedankengänge lange nachgedacht und mir ist mein "schizophrenes" Verhalten nie wirklich aufgefallen, ich gab Komplimente an sexy gekleidete Frauen und schüttelte gleichzeitig bei Jugendlichen in der gleichen Kleidung den Kopf. War es mein Alter? War ich neidisch auf deren Jugend und reagierte deswegen so negativ. Und war ich motiviert von gleichaltrigen bzw. sogar von deutlich älteren Frauen die gut aussahen, sodass ich mich mit dem Gedanken "trösten" konnte, dass ich mit 30 auch noch gut aussehen würde? Nein das war es nicht. Ich weiß was ich bin, und ich weiß das ich gut aussehe und ich habe auch keine Angst vor dem Alter. Aber was rechtfertigt mein Verhalten dann?

Die Netzstrumpfhose? Nein die trug ich mit 17 auch, in meiner Gothic-Phase. Aber ich war 17. Fast volljährig, nicht 12.

Mit 17 schrieb ich meine Facharbeit in "Gesundheit und Soziales". Mein Thema: Pädophilie. Ein Schocker. Ich hatte die Aufgabe einen "Biologischen Teil" und einen "Rechtlichen Teil" zu schreiben. Den biologischen kontrollierte meine Lehrerin A. die ich im Fach "Gesundheit u. Soziales" hatte und den rechtlichen meine Politikwissenschaftslehrerin B.

Lehrerin A war mir eine große Hilfe, Lehrerin B weigerte sich mit mir "zusammenzuarbeiten". Ich könnte doch nicht so ein Thema als Facharbeit nehmen. Doch konnte ich. Machte ich auch und bekam nen 3er - weil Lehrerin B mir diesen absichtlich verpasst hat, es wär ein 1er geworden.

Im Gesundheitsteil nannte ich die Psychologischen Fakten, Täterprofile, Motive, Fallbeispiele. Ich beschrieb die Medikation solcher "Täter", was sie im Hirn bewirkt ect ect ect. Rechtlich wagte ich es das Rechtssystem zu kritisieren, weil es während der Haft - den "Tätern" Medikamente und psychologische Betreuung bereitstellt, jedoch nach der Haft wenig bis gar nichts für sie tut, deswegen sind ja auch die Rückfallquoten so hoch. Ich hängte mich wirklich ins Zeug und bekam dafür einen 3er und den Kommentar "Wie kann man sich nur auf DEREN Seite stellen, du bist krank" - von einem aus der Prüfungskommission, welcher mich bei der anschließenden Schulfeier extra noch aufgesucht hat. Sehr reif von Ihnen Herr Lehrer einer damals 17jährigen so etwas zu sagen.

Und jetzt stehe ich da, 11 Jahre später und habe noch immer meine Facharbeit im Kopf. "Wie kann ich mein Kind schützen" oder so ähnlich war die Überschrift.

Ich zählte auf, wie man als Elternteil im Schwimmbad ein waches Auge haben müsste. Wenn das Kind zum Becken geht, einfach einmal durch die Runde der Schwimmbadbesucher schauen. Schaut wer deinem Kind nach? Auf dem Spielplatz: Gibt es einen Mann der ohne Kind anwesend ist?

Ein böses Thema über Bestien, die unsere Kleinen "holen" wollen. Unmenschen. Alles sind sie, außer "krank und hilfebedürftig". Ich erwarte von keinem, dass es es genauso sieht wie ich, dass er diesen Menschen helfen möchte, nein, das kann ich auch nicht von einem Elternteil verlangen. Der Beschützerinstinkt ist einfach zu stark, als das man sich als Mutter/Vater eingestehen könnte, dass solche Menschen "verständnisvolle Hilfe bräuchten". Ich verstehe das sehr gut.

Aber ich frage mich, warum der Beschützerinstinkt ab dem Alter von ca. 10 abnimmt.

In meiner Facharbeit habe ich darauf hingewiesen - "als Vorsichtsmaßnahme" -, dass "Täter" sich meist Kinder-Kleidungskataloge ansehen, sich GEO-Hefte kaufen, mit Bildern von halbnackten afrikanischen Kindern darin und dazu masturbieren.

Dann habe ich öfters die Frage gestellt:

"Wäre es für Sie okay, wenn es eine Seite/ein Magazin gäbe, indem man Fotos von nackten Kleinkindern bzw. von, in Unterwäsche bekleideten, 6-12 Jährigen abbildet, damit Pädophile masutrbieren können und wir so die Missbrauchsrate senken?" - Ich gebe zu, eine provokative Frage. Ein utopischer Gedanke, keine ernstgemeinte Idee.

Ich glaube die Reaktionen auf diese Frage kann sich jeder vorstellen. Wut, Ablehnung, Drohungen, einige haben sogar gelacht, weil sie dachten ich wär wahnsinnig.

Aber ich frage mich wo und warum der elterliche Beschützerinstinkt aufhört.

Sommer für Sommer sehe ich junge Mädchen in immer knapper und knapper werdender Kleidung. Der Höhepunkt war ein etwa 11 jähriges Mädchen letzten Sommer, welches in den angesagten HotPants mir gegenüber auf einer Bushaltestelle mit angewinkelten Beinen auf einer Bank saß, sodass ich ihr komplettes Geschlechtsteil sehen konnte.

Und wen interessiert´s? Keinen. Mich hätte nichts gehindert, unbemerkt, ein paar Fotos zu schießen. Ich frage mich ob Eltern diese Tatsache absichtlich verdrängen.

Ich bin es gewohnt auf diese Feststellung Argumente entgegen geschleudert zu bekommen wie "Warum sollten wir "junge Frauen" in ihrer persönlichen Freiheit einschränken?"

Klar als 10-13 Jährige bin ich ebenso im Sommer mit kurzen Sachen herumgerannt, aber nicht mit Shirt´s die knapp unter meiner Brust endeten und die Aufschrift "Sexy" oder "Bitch" trugen, ebensowenig rannte ich in Netzstrumpfhosen und Hot Pant´s mit Spitzeneinlagen herum. Es scheint so, dass heutzutage alles blind toleriert wird, was die Medien vorgeben und keiner denkt an die Konsequenzen oder an die Männer, welche sich dadurch angesprochen fühlen könnten. Unsere (eure) Kinder bekommen täglich "Hannah Montana" als Vorbild im TV, auf Schulrucksäcken und Brotdosen vorgesetzt, die gleiche Schauspielerin, welche sich in Musikvideos halbnackt auf einer Abrissbirne räkelt. Und es scheint so, als ob sich keiner darüber Gedanken macht, im Gegenteil, man unterstützt es irgendwie.

Auf Facebook, Instagram, Snapchat und Co. werden täglich Milliarden von Bildern hochgeladen, je sexier desto mehr "Follower" und mit jedem "Follower" steigt auch das "Selbstwertgefühl" unserer Jugend.

Mich würden die Meinungen von Eltern in diesem Zusammenhang interessieren.

MFG Evi

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