Das Wort „Mansplaining“ ist in Australien zum Wort des Jahres gewählt worden – und das ist super! In feministischen Kreisen ist das Wort schon länger üblich, vielleicht dringt es auf diese Weise jetzt etwas mehr in den allgemeinen Sprachgebrauch vor: Brauchen können wir es.
„Mansplaining“ ist zusammengesetzt aus den Wörtern „Man“ (Mann) und „Explain“ (Erklären), und damit dürfte eigentlich auch schon klar sein, was gemeint ist: Männer, die dir was erklären. Also nicht, weil sie darüber ganz besonders gut Bescheid wüssten, sondern weil du – eine Frau – ja auf jeden Fall schonmal weniger Ahnung hast als sie. Ganz egal, worum es geht.
Mir sind diese Typen schon immer aufgefallen, aber bevor das Wort Mansplaining in mein Leben trat (zu dem es auch ein schönes deutsches Pendant gibt: „Herrklären“), hatte ich eben keinen Begriff dafür. Zum Beispiel wenn da am Nebentisch in der Kneipe drei Ehepaare saßen, man aber nur die Männer reden hörte. Oder wenn die witzige Bemerkung einer Frau auf einer Party sofort den längeren Vortrag eines Mannes nach sich zog. Meine Lieblingssituation in dem Zusammenhang: der Mechaniker, der mein Motorrad repariert hatte, und mir auf meine Bemerkung, da würde aber noch etwas ganz schön heftig im Motor klappern, ausführlich erklärte, warum dieses Klappern vollkommen normal sei.
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Mansplaining – und das ist eben der Unterschied zum normalen „Explaining“ – hat nämlich leider nichts damit zu tun, dass jemand etwas besser weiß als jemand anderes und es deshalb erklärt. Sondern es ist ein Gestus, ein Habitus, der in unserer Kultur zu einem „echten Mann“ dazu gehört: immer Bescheid zu wissen.
Wer glaubt, das Phänomen sei in Zeiten der Emanzipation auf dem Rückzug, wird leider bei einem Blick ins Internet schnell eines Besseren belehrt. Besonders feministische Bloggerinnen ziehen mit jedem Blogpost wahre Schwärme an Herrklärern auf sich, die ihnen bis ins kleinste Detail hinein „erklären“, dass ihre Meinung objektiv falsch ist.
Im Phänomen des „Herrklärens“ lebt nämlich nicht nur die alte, patriarchale Geschlechterhierarchie fort. Es zeigt sich darin auch ein Defizit jener (mehr männlichen als weiblichen) Kultur, die sich dem Objektivismus und dem Universalismus verschrieben hat. Einen Mansplainer erkennt man ganz einfach daran, dass ihm der schlichte Satz „Da bin ich anderer Meinung als du“ nie über die Lippen käme. Er hat nämlich keine Meinung, er hat die Wahrheit gepachtet.
Natürlich sind längst nicht alle Männer so, es gibt auch viele, mit denen sich wirklich auf Augenhöhe diskutieren lässt, auch über unterschiedlicher Ansichten. Deshalb trifft es sich gut, dass das feministische Vokabelheftchen in letzter Zeit noch durch einen weiteren Begriff ergänzt wurde: den „Typen“ eben.
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