Jede Branche hat ihre Schwächen, die Medienbranche hat Kongressitis. Kaum eine andere Profession spricht so gern und häufig über sich und den eigenen Untergang. Vergangene Woche erst wieder saßen in München deutschsprachige Medienmacher in großen Runden auf flauschigen Sofas und erzählten sich gegenseitig, wieso was nicht mehr oder nie funktionieren wird. Ein digitaler Streamingdienst à la Spotify oder ein Digitalkiosk à la iTunes sei für die Zeitungsbranche schwer bis gar nicht umsetzbar, war man sich einig. Weil: Zu teuer. Technisch schwierig. Und überhaupt. Die Rache der mutigen Einzelgänger an den voreiligen Medienmachern sind aufgehende Ideen: Just in der Nacht auf Montag wurde bekannt, dass im deutschen Nachbarland Holland gerade so ein iTunes-für-Zeitungen funktioniert. Die Rede ist von dem Startup mit dem zugegeben wenig eingängigen Namen "Blendle".
Im Frühjahr ging der digitale Kiosk online, in dem Zeitungen und Magazine ihre Inhalte artikelweise verkaufen können. Diesen Bauchladen für Geschichten kann man sich als Mischung aus Spotify und itunes vorstellen: als soziale Plattform, auf der ich mir ein Profil anlegen und Freunden folgen kann, nur läuft der Austausch eben ausschließlich über Inhalte von Zeitungen. Interviews, Kommentare, Berichte, Reportagen. Ein Paradies für Nachrichtenjunkies. Schon kurz nachdem ich von Blendle gehört und mit den Gründern Alexander Klöpping und Marten Blankesteijn geredet hatte, war ich mir sicher, von diesen beiden Herrn und ihrer Geschäftsidee schon bald wieder zu hören. Nur sieben Monate nach dem Start und 130.000 niederländische Abonnenten später haben die ersten großen Medien-Angler angebissen: Die New York Times Company und der deutsche Axel Springer Verlag beteiligen sich gemeinsam zu 25 Prozent an Blendle und investieren drei Millionen Euro. Das ist noch eine relativ geringe Summe in der sonst so für Superlative anfälligen Digitalmedienbranche. Dennoch zeigt sich, ähnlich wie bei dem aus Schweden kommenden Spotify (das heute über 40 Millionen Nutzer hat), dass digitale Innovationen nicht immer und automatisch im Silicon Valley geboren werden müssen. Noch steht fest, dass nur 20 Prozent der niederländischen Blendle-Abonnenten auch wirklich für Artikel bezahlen, der Rest surft gratis auf der Plattform. Ein Prozentsatz, den Digitalexperten als ungewöhnlich hoch einstufen. Aber natürlich ist längst noch nicht klar, ob Blendle außerhalb Hollands überhaupt Erfolg haben wird. Doch wenn Unternehmen wie die New York Times und Axel Springer freiwillig an Bord gehen, ist das nicht unbedingt das schlechteste Zeichen. Wer weiß, vielleicht kommt der nächste Marc Zuckberg, Steve Jobs oder Bill Gates endlich einmal aus Europa.
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