Einmal noch „Wetten, dass..?". Bevor die Show ab übermorgen von allen Kanälen verschwindet. Nicht einmal in den Jahresrückblicken wird sie eine Rolle spielen. Denn Dezember-Ereignisse werden dort gern ausgelassen, weil sogar TV-Show-Regisseure einsehen, dass man sich nicht an etwas erinnern muss, was gerade erst passiert ist. Niemand will weiter auf den einhauen, der ohnehin schon erledigt in der Ecke liegt. Aber drei kleine Fragen hat die finale Show am vergangenen Samstag doch ausgelöst.
Waren die Tränen von Markus Lanz echt?
Er soll zum Schluss sogar Tränen in den Augen gehabt haben. Das stand in so gut wie jeder Show-Kritik und in so manchem Liveticker. Ich selbst, das geb ich zu, war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr live dabei, kann mich also nur auf die Überlieferungen der anderen verlassen, wenn es um die Tränen von Markus Lanz geht. Fraglich ist aber, wieso jemand so nah am Wasser gebaut ist, der weniger als drei von knapp 34 Show-Jahren gestaltet hat? Noch dazu, wenn nicht einmal Publikum und Gäste wehmütig wurden. Im Gegenteil, so gut wie jeder Gast (außer der Hunde-Leck-Wetten-Paul) schien sich in seinem Unwohlsein mit dem Satz zu trösten: „Gut, ist ja bald vorbei". War es auch bei Lanz die Erleichterung, die ihn zum Weinen brachte? Der Kummer, dass er diesen Showtanker letzlich einfach nicht steuern konnte? Oder die Erkenntnis, dass sein Spitzengage ab 2015 ausbleiben wird? So traurig muss er gar nicht sein, bleibt er dem ZDF doch erhalten. Wie bisher wird er weiterhin drei Mal pro Woche den Spätabend mit seiner Talkshow füllen. Was uns zur nächsten Frage führt:
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Wieso hat sich Lanz nicht auf das wichtigste Gespräch der Sendung vorbereitet?
Bis Samstagabend galt: Markus Lanz kann kleine Talkshow. Kann Gespräch. Aber kann nicht Stadiongroße Hallen bespielen. Und kann nicht witzig sein. Ausgerechnet bei der Schluss-Wettshow am Samstag zeigte er, dass er auch eklatante Schwächen im ernsten Gespräch hat. Zumindest hätte man sich erwarten dürfen, dass der Moderator ein respektvolles Gespräch mit Samuel Koch hinbekommt. Der junge Mann ist seit dem Unfall bei seiner Wette (mit Springschuhen über ein fahrendes Auto hüpfen) im Dezember 2010 gelähmt und hat nun eine Rolle in Til Schweigers jüngstem Film. Samuel Koch war gelassen und ziemlich selbstironisch. Er spielte etwa darauf an, dass er sich bei seinem letzten Besuch nicht von den Leuten hinter den Kameras und den Kulissen verabschieden konnte: „Ich bin da ja irgendwie frühzeitig gegangen, da hatte ich einen steifen Hals an dem Abend". Doch Lanz, der den jungen Mann schon ungelenk begrüßte und seine Fragen äußerst kompliziert formulierte, wusste nicht, mit diesem Humor umzugehen – und versprach sich dann auch noch: „Und du hast offensichtlich nicht nur deinen Humor verloren". Die deutschen Medien schlachten diese Peinlichkeit nun genüsslich aus und bringen Gesprächsprotokolle. Diese letzte Wett-Show hat sich Lanz auch wegen dieses Gesprächs so richtig verpatzt.
Was ist los mit Thomas Gottschalk?
Damit hat nun wirklich jeder gerechnet, selbst jene, die behaupten, die Show „nur ein oder zwei Mal" oder „nie" in ihrem Leben gesehen zu haben: Am Ende hätte der blondgelockte Thomas Gottschalk noch einmal einen seiner Karo- oder Samt- oder Lackanzüge (oder alle drei hintereinander) ausführen sollen und ein paar Blödeleien ablassen sollen. Aber nein. Gottschalk fehlte ebenso wie Ur-Wetten, dass-Vater Frank Elstner. Eigentlich hätte man sich gedacht, dass sich Gottschalk einen Überraschungsbesuch gar nicht nehmen lässt, immerhin hat er die Show mehr als die Hälfte ihrer Lebenszeit moderiert. Aber offenbar sind da seit seinem Abgang Ende 2011 tiefere Gräben zwischen ihm und dem Sender ZDF entstanden oder er ist enttäuscht, dass sein Sendungs-Baby unter Lanz zu Ende ging. Wir wissen es nicht. Aber eine Show, noch dazu eine, bei der sich alles ums Erinnern und Rückschau halten drehte, ohne die beiden Gastgeber, wirkt wie eine Jubiläumsfeier ohne Jubilar. Die letzte Show jedenfalls hat gezeigt, dass die Sendung niemandem abgehen wird.
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