Während der Rest dieses Landstrichs die letzten Geschenke für die Allerliebsten einpackt und für Karpfen/Gans/You-Name-It beim Fischhändler oder Fleischhauer seines Vertrauens Schlange steht, denke ich schon ein bisschen weiter. An das neue Jahr nämlich und die beliebte Übung "Vorsatz-für-das-neue-Jahr-formulieren". Wobei ich es an der Schwelle zu den nächsten 365 Tagen am Stück ein bisschen radikaler anlegen und mir selbst nur eines vornehmen will: Alle Vorsätze vergessen und nicht mehr auf die billigen Ratschlag-Fallen im Netz hereinfallen. Dieser kühne Gedanke kam mir in den vergangenen Wochen immer wieder, weil mir auffiel, wie viele Online-Medien - aus Österreich wie aus aller Welt - Ratgeber-Listen-Texte auf dem Fließband produzieren.
In meinen Twitter- und Facebook-Timelines häufen sich Texte mit Titeln wie "15 Gründe wie sie ein besseres Liebes-/Berufs-/Freizeitleben haben" oder "17 Dinge, woran Sie erkennen, dass Sie die Trennung überstanden haben". Aber Listen-Texte, abgeschaut vom Us-amerikanischen Unterhaltungsprofi "Buzzfeed", sind das eine. Das andere ist die immer größer werdende Anzahl an Web-Ratgebern und Web-Lebenshilfe-Seiten, die offenbar auf genügend Nachfrage stoßen. Auf Seiten wie lifehack.org werden Ratschläge für die Lebensoptimierung in allen Bereichen, von Partner- und Elternschaft über Karriere bis zum ehrgeizigen Sportprogramm gegeben. Zu den beliebtesten Texten auf dieser Seite zählen Artikel, die der Kategorie "Mach es wie die Prominenten" gehören. Im Artikel "12 Weekend Habits of Highly Successful People" fasst die Autorin Wochenendrituale von Spitzenprominenten wie dem Disney-Chef, der "Vogue"-Chefredakteurin und der immer noch berühmtesten TV-Talkerin Amerikas zusammen, die vor allem nach "D-I-S-Z-I-P-L-I-N" schreien. "Früh aufstehen" heißt es etwa "Pläne für die kommende Wochen machen" und "Immer in Bewegung bleiben". So weit so platt und vorhersehbar. Das sind Tipps von Menschen, die mit unseren Leben so viel zu tun haben wie ein Plastik-Christbaum mit einem gediegenen Weihnachtsfest.
Ich nehm mir also für das neue Jahr nur eines vor: Mich nicht mehr von den ohnehin durchschaubaren Titeln dieser Texte anlocken zu lassen und zu versuchen, dem Clickbaiting dieser "So-wird-Dein-Leben-besser"-Texte zu widerstehen. Nennt es Digital-Detoxing oder Klick-Fasten, ganz egal, Hauptsache Abstand halten von diesem Lebenshilfe-Trash. So kann 2015 kommen!
Werde auch Du Teil unserer Community und nimm Kontakt zu Journalisten und anderen Usern auf. Registrier dich kostenlosund begeistere unsere Community mit deinen Kommentaren oder eigenen Texten/Blogbeiträgen.