Das verflixte N-Wort

Das hat gerade noch gefehlt: Durch eine Unachtsamkeit oder um einer Pointe willen in die Nähe jener gerückt zu werden, die durch bewusst politisch unkorrekte Sager die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen. Da kann ich noch so oft versichern, dass ich von Rassismus so weit entfernt bin wie die Truppe um Frank Stronach von einer seriösen Politik und den Auszählreim von den „Zehn kleinen Negerlein“, in der ORF-Sendung „Im Zentrum“ in keiner bösen Absicht verwendet zu haben, das „pickt“ jetzt. Und zu Recht! Die Kritik, die Häme und die Vorwürfe sind berechtigt. Selbst schuld! Aber die Vorstellung, damit irgendeinem „Alltagsrassismus“ Vorschub geleistet zu haben, verstört zutiefst.

Muss aber so gewesen sein, denn ein Auslandsösterreicher hat mir geschrieben, dass die unsensible Verwendung des Begriffs Neger genau jenen Alltagsrassismus bediene, „der in Österreich weiterhin salonfähig ist“.  Die deutsche Version aus 1885 sei im Zusammenhang mit dem deutschen Kolonialismus zu sehen und die englische Version (von Frank Green aus 1869) sei ein Spottlied mit „dezidierter rassistischer Motivation“.  Das Kinderlied werde als beleidigend empfunden und in England würde ein Politiker, der das N-Wort verwendet, dies politisch nicht überleben. „Davon sind wir in Österreich leider weit entfernt“, schreibt der Mann. Das macht betroffen.

Hätte ich nur die englische Version im Kopf gehabt, wäre mir der Auszählreim für das Team Stronach nie und nimmer eingefallen, denn dort wird das N-Wort tatsächlich in der schlimmsten aller Diskriminierungsformen verwendet, so herabwürdigend und rassistisch, dass man schon von allen guten Geistern verlassen sein müsste, um es auch nur zu denken.

Aber auch der Hinweis auf die deutsche Version war gedankenlos genug. Wie zur Strafe hat mir danach eine 20-jährige Studentin die Leviten gelesen: Ihr und ihren Altersgenossinnen sei es so was von egal, ob ich nun einen Auszählreim aus meiner Kindheit verwendet hätte oder nicht, so etwas sage man einfach nicht. In ihrer Anwesenheit hätte ich mir das nicht erlauben dürfen. Das fand ich dann wieder irgendwie beruhigend. Also ist es mit dem salonfähigen Alltagsrassismus in Österreich wenigstens unter den Jungen nicht so schlimm wie der oben zitierte Auslandsösterreicher befürchtet.

Was aber das Aus- und Anzählen der Stronach-Partie, pardon Partei, angeht, also den Abgang eines Parteimitglieds nach dem anderen nach dem Austritt von Kathrin Nachbaur (jetzt sind es nur mehr zehn Parteimitglieder), gibt die deutsche Übersetzung für eine Umformulierung schon was her:

„Vier kleine Frankie-Boys, die reden um den heißen Brei,

einem bleibt im Hals was stecken, da waren’s nur mehr drei“.

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